“Über den Tauern” – ein Ausflug vom Gasteiner Tal nach Mallnitz
26. Januar 2010 von Bernhard Baumgartner
Ein Urlaubstipp für Gasteinbesucher
Als Ergänzung zu meinem letzten Bericht – aktuell war das wieder ein Gipfelerlebnis in Sportgastein – brauche ich die talnahen Spaziergänge nicht genauer auszuführen. Obwohl mir da schon einiges einfällt, was wir bei den Winterurlauben in Bad Hofgastein erleben konnten.
Ein netter Wanderspaziergang führt ja vom Zentrum Angertal taleinwärts, neben der Loipe auf dem Winterwanderweg, und auf der im Talschluss rechts weiterführenden Forststraße kann man dort bergwärts marschieren, soweit eben die gespurte Trasse reicht. Am liebsten hätte ich auch noch den Gasteiner Höhenweg mit Anschluss ins Kötschachtal präsentiert. Aber da war ich mir nicht sicher, ob diese herrliche Wanderung am unteren Hang des bekannten Gamskogels auch sicher begehbar ist. Vor allem die Gadaunerschlucht machte mir Sorgen, so eindrucksvoll sie im Sommer ist, aber im Winter wahrscheinlich gesperrt wegen Vereisung usw. Über die Gasteiner Idealroute zur “Himmelwand” und in die Prossau durch das Kötschachtal vom Hoteldorf “Grüner Baum” aus gibt es ja meinen Bericht vom Vorjahr (leicht aufzurufen über > Suche: Gastein).
Ein Ausflug mit der Tauernbahn
Wenn der Himmel in Gastein “verhängt” ist, weil der Nord- oder Westwind die Wolken herandrückt, kann der Tauernkamm als Wetterscheide ausgenützt werden! Wir erlebten diese angenehme Überraschung im Jänner 2007 (von damals stammen auch Annis Bilder). Und das verlief so…
Zum Bahnhof Bad Hofgastein fährt man vom Ort selbst mit dem Auto oder benützt den Bus dorthin. Wir stiegen um ca. halb elf Uhr in einen IC (Fahrplan liegt in der Kurverwaltung Hofgastein auf, in Bad Gastein befindet sich der Bahnhof bequemerweis mitten im Ort an der Hauptstraße). Flugs ging die viel zu kurze Bahnreise los, und die zehnminütige Tunnelfahrt war überhaupt schnell vorbei – so nebenbei berichtet: unsere Sitznachbarn waren ein Kärntner Ehepaar auf der Rückfahrt in die Heimat nach einem Safariurlaub in Afrika, über den uns gleich ausgiebig erzählt wurde! Afrikanisch angewärmt stiegen wir in Mallnitz aus dem Zug – empfangen von mindestens einem halben Meter wundervoll pulvrigem Neuschnee und strahlender Sonne!
Wanderung bis zur Ankogelbahn
Eigentlich hätten wir die Schi mitnehmen und die Pisten bei der Ankogelbahn genießen können. Aber auf Wanderspaziergang programmiert, wurde es auch zu Fuß ein herrlicher Tag! Wenn die Wege schon geräumt sind (bei unserem Besuch war man noch nicht so weit), geht man auf einem hübschen Wald- und Wiesenweg bis zur Talstation. Wir hatten ein solches Wegerl nur vom Bahnhof bis in den Ort, dann folgten wir der wenig befahrenen Straße. Herrlich der Ankogel, über dessen Felsspitze der Nordwind Schneefahnen weit ins Himmelsblau hinaus jagte! Nach etwa eineinhalb Stunden gab es eine angenehme Einkehr gegenüber der Seilbahn, aber wie nun zurück nach Mallnitz?
Wir Loipensünder!
Eigentlich darf man nicht als Fußgänger eine Loipe benützen. Aber indem der Wanderweg noch immer tief verschneit und nicht geräumt war, die Loipe aber sehr breit und einladend wirkte, leisteten wir uns die Sünde, an ihrem Rand talaus zu marschieren (nachdem wir uns proforma die Erlaubnis von einem anwesenden Schilehrer eingeholt hatten). Landschaftlich wunderschön – über die Talwiesen, im Rückblick der Ankogel, noch immer sturmüberbraust, vorbei an Lärchenhainen und malerischen Heustadeln und mit Ausblick auf die überwältigende Berglandschaft. Zuletzt ging es durch den sehr angenehm wirkenden Ort – hier gibt es nämlich keinen Durchzugsverkehr! Einladend war auch das Nationalparkhaus, und es hätte sicher noch einige andere Wandermöglichkeiten gegeben, für welche die Zeit aber ohnehin nicht gereicht hätte.
Unter eineinhalbtausend Metern Granitgebirge
Unser Ausflugstag näherte sich dem Ende, und um 15 Uhr stiegen wir wieder in den mit Kurswagen aus Kroatien stark überfüllten Schnellzug der Tauernbahn. 1906 wurde sie erbaut und gehört zu den eindrucksvollsten Bahnstrecken Österreichs. Sie ist stark befahren, wie man an den Zuggeräuschen im Gasteiner Tal bemerkt, die aber nicht störend wirken, ganz im Gegensatz zu der akustischen Hölle einer Autobahn! “Wie auf Schienen” (ja, so funktioniert eben die Bahn, noch dazu mit ihren modernen Gleisanlagen und Waggons) gleitet man im wohlig warmen Zug (zuletzt war es schon recht frostig geworden) hinein in den Berg.
Der Tauerntunnel – zur Bauzeit und auch noch heute ein Wunder der Technik und für Autofahrer ein Genuss, mittels der “Tauernschleuse” das Hochgebirge so mühelos überwinden zu können – 8,5 km doppelgeleisig ausgebaut, auch im Sommer eine ideale Ausflugsmöglichkeit (wir nützten sie bei einer solchen Gelegenheit für eine Autofahrt nach Heiligenblut und über die Glocknerstraße zurück ins Salzburgische). Kaum wird man sich bewusst, welches Riesengewicht auf der Tunnelröhre lasten muss – ca. 1500 m Granit türmen sich über dem “Loch” (so nennen die Lungauer ihren Tauerntunnel der Autobahn)!
In Böckstein, wo man von Gastein her ins Nassfeld (= Sportgastein) abzweigt und im Sommer ins Anlauftal hinein wandern kann, wurde es schon dämmrig. Durch Bad Gastein hinaus ins Tal, befährt die Bahn hoch am Hang den berühmten Angertal-Viadukt (derzeit zweite Brücke für den zweigeleisigen Ausbau in Arbeit), um dann vor Dorfgastein wieder den Talboden zu erreichen.
Wenn man bedenkt, mit welcher Mühe der Hohe Tauern oder der Mallnitzer Tauern einst bewältigt werden mussten – der Tauerntunnel ist wirklich eine “tolle Sache”. Man könnte im Sommer auch von Böckstein den Weg über den Berg nehmen, wie es schon die Römer auf ihren Saumwegen machten, und von Mallnitz mit der Bahn zurück zum Ausgangspunkt gelangen, gleich wieder eine Idee für den nächsten Urlaub…