Autobahn und Ursteig – der “neue” und “alte” Hochstaff
30. Dezember 2009 von Bernhard Baumgartner
Der Hochstaff über dem Ebenwald bei Kleinzell gehört zu den alpinsten Berggestalten der Voralpen. Trotz Bestrebungen, die Wanderer von diesem lockenden Gipfel und seinem Blumenparadies fernzuhalten, wird der Hochstaff zahlreich begangen (schon in den 1930er Jahren sehr beliebt, wie ich von meinen Eltern weiß). Die Standardroute führt von der nicht zum Graserhof gehörenden “Ploreiterhalt” über einen steilen Steig auf die im Dachsteinkalk schroff ausgeprägten Gipfelzinnen. Südwärts absteigend, am nächsten Felsabbruch links vorbei, kommt man zum “Ochsenboden”. Am linken Rand dieser flachen Almwiese vermittelt ein alter Weg (Gatter) den Abstieg zu der von der Kleinzeller Hinteralm Richtung Zeißlalm verlaufenden Almstraße.
Die neue Forststraße an der Westseite des Hochstaffs hat die etwas anspruchsvolle Tour zum 1305 m hohen Gipfel mit seinem herrlichen Panorama (Hochalpen bis züber den nördlichen Horizont) zu einem Spaziergang gemacht. Bei unserer letzten Hochstaff-Umrundung (im Blog) ist schon diese “Forstautobahn” durch die übersteilen und geologisch sehr instabilen Steilabbrüche der Westseite aufgefallen. Sie auf voller Länge auszukundschaften, war das Ziel unserer letzten Tour (Verlauf in der beigefügten Karte eingetragen). Die Bilder zeigen die Schneeverhältnisse und Stimmungen am drei Tage vor Jahresende 2009.
Die Entdeckung des “Urweges” auf der Abstiegsroute bzw. dem Rückweg zum Ebenwald war der zweite Erfolge dieser interessanten Tour (Höhenunterschied vom Ebenwald-Parkplatz 285 m, gesamte Länge ca. 7 km, 2 1/2 Stunden). Über die ostseitigen “Heimlichen Hochstaffwiesen” (Wasserhütte der Weidegenossenschaft St. Veit an der Gölsen) ging es dann vom Wiesenende auf dem alten Waldweg und der Forststraße zur Weißenbachalm. In deren linker Ecke schließt kurz vor P. 1053 m der ÖK (wo auch der alte Weg in die nordöstlichen Waldhänge hineinführt) eine auch ziemlich neue Forststraße Richtung Ebenwald an. Diese haben wir letztes Mal in umgekehrter Richtung von der ”Brandner Staff” (Jagdhütterl der letzten Beschreibung) bereits erreicht, es fehlte uns aber die Verbindung von dieser Forststraße Richtung Ebenwald. Vom Umkehrplatz am Fuß der steilen Waldabbrüche wies aber eine Spur im Altschnee weiter. Ein seichter Hohlweg mit Steinschlichtung an der Seite steigt dort am Fuß der Steilhänge entlang zunächst etwas an und führt dann ebener durch eine urwaldartigen Baumbestand hinüber zu einem Zaundurchschlupf vor der “Ploreiterhalt”, der nördlich vom Hochstaff gelegenen und zum Schererhof gehörenden Wiesenfläche.
Damit ist eine Überschreitung und zugleich Umrundung des Hochstaffs auf hohem Niveau möglich, noch dazu ohne Berührung von Jagdeinrichtungen wie Wildfütterungen. Die Verbindung von der Weißenbachalm bietet sich auch als Schi- oder Schneeschuhroute an, wenn die tieferen Regionen bei Kleinzell nicht genug Schnee aufweisen, der Ebenwald und die Gipfel aber ausreichend verschneit sind.
Viel Interessantes gäbe es über den Hochstaff zu berichten. Inzwischen habe ich noch mehr Material gesammelt, als ich in meinem Wander- und Landschaftsführer “Die Voralpen an Traisen und Gölsen” verwerten konnte. Geholfen hat mir dabei besonders – herzlichen Dank dafür ! – wie beim St. Veiter Häuserbuch der “Kaltenreiter Sepp” ( Josef Wochner, von der Kleinzeller Bergrettung und mir seit Kindheit wie sein Bruder Toni bekannt, weil meine Mutter und Tante Jugendfreundinnen der “Kaltenreiter Fanny” waren, der seinerzeitigen Bäuerin vom Kaltenreiterhof am Ebenwald).
Merkt ihr´s schon? Da baut sich eine kleine Bergtour gleich zu “Geschichten aus der Heimat” aus… daher Hochstaffschilderungen ein anderes Mal!