Unterberg: “Westkap” – Maria Einsiedl – Miraklamm
22. Oktober 2008 von Bernhard Baumgartner
Meine liebste Unterbergtour: Selbstverständlich nicht von der “überlaufenen” Piestingtaler Seite (auch wegen der aus dem Gölsental zu umständlichen Zufahrt), auch nicht von der näheren Ramsau (ebenfalls viel begangen und noch dazu der steile “Brunnröhrensteig”) – meine Unterbergseite ist jene von Rohr im Gebirge! Schon die “kleine Anreise” über Kleinzell – Kalte Kuchl ist ein außergewöhnliches Landschaftserlebnis. Und erst wenn es von Rohr hinein geht in den Klausgraben, zuletzt der “weltferne Talboden” mit dem Hof im Gries (einst ein beliebtes Gasthaus der Familie Schwaiger, jetzt “nur mehr” Biobauernhof).
Der einfachste Unterbergweg (und auch mit Kindern besonders zu empfehlen, stell ich mir vor!) führt vom Gries durch den wirklich romantischen Miragraben zum Unterberghaus, dauert 1 1/2 Stunden, Forstweg und zuletzt ein steiler Steig hinauf zum Schutzhüttenboden, wo auch die Wallfahrtskirche “Maria Einsiedl” steht. Sie heißt auch St. Maria am Unterberg und ist vielen Wallfahrern auf dem “Wiener Mariazellerweg” ein Begriff. Wenn ich auch die “Grieser Unterbergseite” schon sehr oft begangen oder belaufen oder bestapft oder befahren habe (Erklärung: Wanderung, Langlauftour, Schneeschuhe, Schitour), immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken! Zunächst aber die Routenbeschreibung vom “Heuweg”, nach aktuellem “Forststraßenstand” und bisher nur in “NÖ nordisch” veröffentlicht.
Unterberg über “Heuweg” und Blauboden
Das “Westkap” des Unterbergs: Auf diesem Felskopf am südwestlichen Endpunkt der Blochboden-Hochfläche bin ich bis zu unserer letzten Tour noch nie gestanden! Kleiner Tiefblick und großer Ausblick – bis zum Hochschwab und Gesäuse. Verwitterte und teilweise schon abgestorbene Rotbuchenstämme stehen wie urweltliche Riesen am Kamm. Vorher hat uns schon der Schneebergblick begeistert, und das nahe Jagdhaus Unterberg hat eine wirklich idyllische Lage. Der Hainfelder Brauereibesitzer Peter Riedmüller (in der Bräuhausgasse aufgewachsen, kenn ich jetzt schon vier Generationen Riedmüllers, deren Bier zu den “Gustoschluckerln” gehört) hat hier einen Grundbesitz von 275 Hektar, mit Alm und Jagd. Der alte Zugang zu den Hochweiden führte sicher über den “Heuweg”, jetzt gibt es ein ganzes Netz von ziemlich neuen Forststraßen.
Die Kapelle “Maria Einsiedl”: So schön renoviert habe ich sie noch gar nicht gesehen. Im Vorraum hängt eine Informationsschrift von Frau Prof. Hiltraud Ast aus Gutenstein, die sich (neben den Veröffentlichungen des “Waldbauernmuseums” in Gutenstein und zuletzt der Heimatkunde von Rohr im Gebirge) intensiv mit der Kultur und Geschichte dieser Voralpenregion beschäftigt hat. Ungewöhnlich ist das hölzerne Tonnengewölbe! Der Vorraum ist offen (an der Wand lehnt das alte doppelbalkige Turmkreuz!) , das Innere der Kapelle hingegen ist mit einem Schmiedeeisengitter abgesperrt. Ich habe vor langer Zeit ein Votivbild fotografiert.
Das verschwundene Wegkreuz: Beim Weiterweg zum Blauboden, wo jetzt am rechten Waldrand ein kleiner “Jägersitz” errichtet ist, stand früher ein in den Karten noch eingezeichnetes Wegkreuz mit einem Votivbild (bin mir nicht mehr sicher, ob an einem Baum oder einem Holzkreuz befestigt). Beides – Kreuz und Bild – konnte ich jetzt nicht mehr finden. Ein Dia davon habe ich seinerzeit gemacht, aber da war das Bild auch schon recht verblasst und unter dem beschädigten Glas nur schwer zu fotografieren. 1980 habe ich in meinem Gutensteiner Alpen-Führer notiert: “Am Waldrand Kreuz mit Gedenktafel an zwei Minenopfer von 1945 (damals gab es immer wieder Unglücksfälle durch während der Endkämpfe des 2. Weltkries hier verlegten Minen, ebenso am Ebenwald bei Kleinzell), bäuerliche Marterltafel zur Entstehung der Marienkapelle”. Ich bin neugierig, ob über den Verbleib dieses Bildes etwas zu erfahren ist (Grund- und Almbesitzer müsste hier der Griesler sein).
Die “Miraklamm”: So nenne ich die Engstelle des Rohrer Miragrabens (der Talname setzt sich übrigens über das “Gscheid” am Schutzhüttenboden auf die Piestingtaler Seite fort). Hier queren von der Brunntaler Höhe her die Wettersteinkalke der Ötscher-Unterberg-Deckenstirn den Graben und ziehen zum Weißenstein mit seinen auffallend gefalteten Schichten hinauf. Die Felsen zeigen Klüfte, Verwerfungen und kolkförmige Ausschwemmungen durch die Erosion des in der Gegenwart eher spärlichen, in der geologischen Vergangenheit aber sicher mächtigen Mirabaches. An der Gesteinsgrenze zum talaus-nordwestseitig folgenden Hauptdolomit ergibt sich durch die unterschiedliche Dichte der Gesteine ein Quellhorizont – kurz unterhalb der “Klamm” kommt rechtsseitig (nordseitig) ein steiles Gerinne über die Blöcke herab, vermoderte Brunntröge liegen sogar herum. Dieses Bächlein entspringt aus einer gar nicht so weit oberhalb sich öffnenden und gut sichtbaren Höhle, wo es als kleiner Wasserfall herabgischtet. Dort hinauf zu kraxeln gibt der Tour eine besondere Würze, diesmal hab ich mir´s erspart, und das Bild ist trotz Verwacklungsschutz leider recht dürftig geworden.
Alles weitere bei den Bildern! Hoffentlich mag wer so viel Text lesen! Ja, und wenn vielleicht bald der Schnee kommt, bietet die Route über den “Heuweg” eine interessante Winterwanderung (in der “Klamm” hängen dann die Eiszapfen herunter), bei viel Schnee mit Schneeschuhen oder auch mit Tourenschi (im Vorjahr auf der beschriebenen Route gemacht). Mit Langlaufschi geht der “Heuweg” eher nicht, da bleibt man bis zum Talschluss im Miragraben und kommt aus dem “Bärengrabl” über den Blauboden oder über die zum Blochboden abzweigende Forststraße (links und bei deren erster Kehre nicht links weitergehen, erst nach der zweiten Kehrelinks weiter) ins freie und sanfte Höhengelände.
1 Reaktion zu “Unterberg: “Westkap” – Maria Einsiedl – Miraklamm”
Eine hats schon mal gelesen! Und wird sicher mal mit Schneeschuhen über den Heuweg raufgehen! Ich hab heuer eine Schneeschuh-Anfängerin (bin aber selber auch noch eine solche) mit, die schon ganz begierig drauf ist!