Slowenien / Triglav Nationalpark – aus meinem Tourenbuch: Crna prst, das Blumenparadies
19. Juni 2011 von Bernhard Baumgartner
Im Südosten des Triglavmassivs zieht ein immer noch bis über 1500 m hoher Bergkamm das Wocheiner Tal entlang. Wir überquerten bei der Weiterfahrt Richtung Tomein und Görz diese nicht so hohen, aber auch interessanten Berge über den Sattel von Bohinsko Sedlo.
Etwas näher und gerade an der Nationalpark-Grenze erhebt sich dort ein 1844 m hoher Gipfel – der Crna prst, was wohl “Schwarzes Eck” oder so ähnlich bedeutet (corny = schwarz, dunkel, kommt mir zumindest nach meinen historischen, vor gerade 50 Jahren maturierten Russischkenntnissen vor). Der Bergname kommt von einer auffälligen geologischen Erscheinung , denn in das helle Kalkmassiv des Gipfels ist eine dunkle Schieferlinse eingezwängt!
Die Zufahrt erfolgte über Bohinjska Bistrica (Wocheiner Feistritz, Bahntunnel ins südliche Socatal nahe Tolmein), dort hinauf ins Schigebiet Rovti zur Mencingerova koca (Mencingerhütte) auf einer ganz gut ausgebauten Bergstraße (800 m). Der Aufstieg erfolgte entlang einer roten Markierung durch schon blumenreichen Bergwald zur “Schwarzalm” (Planini za Crno goro).
Dort begann der schönste Wegabschnitt – aus einem Almkessel Querung zwischen urigem Buchenwald und Laserkrauthalden unter den überragenden Felswänden. Den bereits blühenden Grasschwertlilien, hohen Gelben Platterbsen und Läusekräutern folgten in den Blockhalden die noch knospenden Krainer Lilien, Alpenclematis, Gelbes Mänderle und zwei Steinbrecharten. Der unserem nordalpinen Traubensteinbrech ähnliche Krustensteinbrach hat aber spitz zulaufende Rosettenblätter mit randlichen Kalkkrusten, viel stattlicher ist der Host-Steinbrech. Diesen entdeckte ich dann im Blumengarten einer Kollegin, und deren Mutter stammte aus Slowenien!
Nach steilem Schartenaufstieg folgte die Querung zum Kammsattel Cez Suho auf bereits 1760 m. Hier kamen wir schon in die vielfach aufgeblühte Gipfelflora mit Hybridhahnenfuß, Narzissen-Windröschen und Alpenanemonen. Inzwischen waren wir schon 4 Stunden unterwegs und die Mittagsrast angezeigt. Zum Glück war das allerdings geschlossene Schutzhaus als Ziel schon nahe, und durch den Felseinschnitt mit dem “dunkelbraunen Schieferwulst” schauten wir tief hinab ins Wocheiner Tal. Der kleine Gipfel oberhalb bot schließlich neben den fast schon trivialen Trollblumen und Berganemonen einige Überraschungen – die zarten Faltenlilien an der Felskante und ganze Felder von leider noch nicht aufgeblühtem Allermannsharnisch, einer stattlichen Lauchart. Die botanische Sensation (sehr selten!) war aber der Silberstorchschnabel, zum Glück mit einigen schon geöffneten Blüten! Als “Triglavrose” bezeichnet wird allerdings das Dolomitenfingerkraut, von dem ich auch ein Bild beigefügt habe und das wir sogar noch auf der Zunderwand in den Nockbergen gefunden haben. Der Krustensteinbrech wächst übrigens sogar auf dem Wildkamm an der Hohen Veitsch – vermutlich eines der nördlichsten Vorkommen!
Der Abstieg zur Alm Liscem führte dann über Schutthalden mit großen Stöcken der gerade aufblühenden Rosenwurz und hohen Kandelabern des Gelben Enzians (viele alte Blütenstände beweisen die Häufigkeit dieser stattlichen Pflanze, die derzeit – vor etwa drei Jahren in einem Gartenmarkt gekauft – heuer das erstemal in meinem Steingarten blüht). in der Strauch- und Waldregion prangte dann wieder eine üppige Hochstaudenflor, aber was wir leider nicht gefunden haben – die Hacquetia (auch Schaftdolde genannt, also ein Doldenblütler, was aber nicht auffällt, da die winzigen Doldenblüten ganz knapp auf einem Kranz von Hochblättern sitzen, das Bild ist im Stiftpark Lilienfeld aufgenommen, wo die nach dem Naturforscher und Glocknerpionier Balthasar d´Hacquet benannte südalpine Seltenheit wohl vor langer Zeit eingepflanzt wurde und in der linken oberen Ecke des ummauerten Parks eine reichen Bestand bildet, dazu noch Grüne Nieswurz u. a.). Der weitere Abstieg war dann so angenehm, dass wir als Abschluss des Tages noch eine Fotosafari durch Stara Fuzina machen konnten.