Brunnlust bei Moosbrunn
11. Oktober 2019 von Bernhard Baumgartner
BRUNNLUST: Panorama gegen Südwest bis Nordwest, am Horizont der Schneeberg, die Gutensteiner Alpen und der Wienerwald.
Am 8. Oktober ein herbstlicher Kontrapunkt zur Exkursion am 10. Februar 2016 (damals zwischen Spätwinter und Vorfrühling). Nun beginnende Laubfärbung und erster Schnee auf den hohen Bergen, an Blüten ist kaum etwas zu erwarten, trotzdem zu diesem Eigengrund des Naturschutzbundes NÖ unterwegs. Diesmal weiß ich im Vergleich zur damals im Blog geschilderten Tour endlich genau, wie man zur Brunnlust kommt: Von der S 1 Abfahrt Leopoldsdorf an Maria Lanzendorf und Himberg vorbei (insgesamt fünf Kreisverkehre), ebenso noch am Gutenhof vorbei, bei der Kreuzung auf der Anhöhe nach der langen Geraden geradeaus und bergab nach Moosbrunn. Ich schildere den Start von der Kirche in Moosbrunn weg, also auf der Hauptstraße durch das typisch langgezogene Straßendorf, bei Kreuzung nicht rechts abzweigen, sondern links über die Brücke (Parkmöglichkeit links in der Glasfabrikstraße, ehemals Cafè Rosenblattl), hier rechts Abzweigung und Wegweiser zum Sportplatz. Auf Fahrweg den kanalisierten Neubach entlang zur Piesting/Neubach-Wehranlage.
Nun kann man beliebig die kurze Wanderung fortsetzen. Wir sind über den Wehrsteg ans gegenüberliegende (westliche, orografisch = in Fließrichtung linke) Ufer gegangen und haben eine Wiesenweg entlang der Piesting verfolgt. Bals wird eine Brücke erreicht (auffallend durch weiße Betongeländer), und nun folgt ein Stück Asphaltweg. Links der Fluss mit seinem von Hochstauden bestandenen Ufer, rechts Wiesenflächen mit teilweise abgemähten Schilfstreifen.
Dann wendet sich der nun schottrige, von einer Stromleitung begleitete Fahrweg in einen kleinen Auwaldbestand hinein, und hier befindet sich die Infotafel des Naturschutzbundes. Im dichten Gehölz haben sich noch Tümpel der einstigen Fischaschlingen erhalten, die sicher vor allem für das Tierleben wesentlich günstiger sind als das mit Betonblöcken kanalisierte Flussbett der “neuen” Piesting. Wechselnder Laubholz- und Strauchbestand, Wilder Hopfen wächst hier fast so häufig wie Waldreben, leider sind auch unerwünschte Zuzügler zu bemerken (Drüsen-Springkraut vor allem, die Kanadischen Goldruten schätzt man heute ja fast schon als einheimisch ein). Übrigens blüht öfters noch das Kanadische Berufskraut – ich erinnere mich, dass es um 1950 in meinem heimischen Gölsental erstmals aufgetreten ist und damas als zierende Wildblume eher geschätzt wurde…
Infos über die Brunnlust gibt es im Internet bei MOOSBRUNN; außerdem liegt ein Folder des NÖ Naturschutzbundes “Alte Fischa und Fischawiesen” bei Gemeinden (?) oder Museen oder ähnlichen Stellen auf, in dem die europaweite Bedeutung der Naturschätze in der Feuchten Ebene des nördlichen Wiener Beckens dargestellt wird. Die frisch grünen, weil im Spätsommer gemähten, Flachmoorwiesen wechseln mit Streifen von hohem Schilf (teilweise frisch abgemäht), das ohne Mahd sicher die ganze Fläche überwuchern würde (Berichte von Mäh-Einsätzen sind noch gar nicht so lange her, nun sind die Feuchtwiesen augenscheinlich maschinell gemäht worden). Beim nächsten Waldstreifen, wo man links vorne jenseits der Piesting die Anlage eines Filterbrunnens erblickt, wendet sich der Fahrweg nach rechts und führt den Baumbestand entlang bis zur nächsten Ecke. Wie schon vorher zeigt sich der frisch angeschneite Schneeberg hier in voller Pracht, nicht gestört von Bauwerken oder Hochspannungsleitungen (fast ein Wunder….). Selbstverständlich – besonders vom Frühjahr bis zum Hochsommer sollten die Feuchtwiesen nicht betreten werden (Brutgebiet seltener Vögel), was bei weniger Trockenheit als gerade in diesem Herbst ohnehin nur mit Gummistiefeln möglich wäre.
Das Naturschutzgebiet BRUNNLUST besteht aus weitläufigen Sumpfwiesen, die am westlichen Rand von kleinen Bächlein durchzogen werden (Grundwasserquellen, aber bei hoher Feuchtigkeit auch flächenhafter Grundwasseraustritt). Diese bemerkt man nur, wenn der hohe Bewuchs entfernt ist, sonst verdecken Schilf und Pfeifengras sowie begleitende Sträucher und einzelne Bäume diese Gerinne. Im Herbst sind es vor allem die schon bunten Wildsträucher mit ihren Früchten (Gewöhnlicher Schneeball, Roter Hartriegel, etwas Liguster u. a.) und der Gegensatz der gelblichen Riedbestände zu den grünen Sumpfwiesen, die den Reiz des Landschaftsbildes ausmachen. Wo im Frühsommer Sumpf-Gladiolen und ähnliche Besonderheiten blühen, erstreckt sich nun ein nur hie und da etwas wässriger Wiesenboden auf tiefschwarzer (aus Schlamm hervorgegangener) Erde, wie an einzelnen Maulwurfshaufen zu bemerken (eher spärlich, wohl zu feucht in der längsten Zeit des Jahres).
Für den Rückweg nehmen wir dieselbe Strecke bis zur “Weißen Brücke”, queren dann ans Ostufer und gehen dieses entlang bis zur Wehranlage. Links befinden sich neben dem Fahrweg hohe Baumbestände vor allem mit Pappeln, rechts liegen zwischen Weidenbüschen einzelne, meist gemähte Wiesen oder Schilfstreifen. Insgesamt beträgt die Strecke von der Straße und zurück vier Kilometer, Zugang von der Moosbrunner Kirche (dort auch Einkehrmöglichkeiten) 500 m bis zur Sportplatzabzweigung. Zuletzt noch der herrliche Schneebergblick!