SOMMERTOUREN mit Hitzefaktor
10. August 2019 von Bernhard Baumgartner
Jedes Jahr komme ich bei meinen hochsommerlichen Wandervorschlägen (etwa für die Arbeiterkammer-NÖ-Zeitschrift) auf ein Thema zurück – mit Aufstiegshilfe hinauf zu den hohen Gipfeln in Niederösterreich, wo es um diese Jahreszeit am angenehmsten ist – etwa Rax oder Schneeberg oder Hochkar, diesmal mein Wandertipp auf den SOMMERGIPFEL ÖTSCHER:
So wie am zweiten Bild hatte ich mir das Ötschererlebnis nicht vorgestellt, noch dazu weil heuer so viel Winterschnee war und wir vor einigen Wochen am Hochkar auch noch beachtliche Schneefelder antrafen. Aber die (bis zum heutigen Tag) vierte Hitzewelle hat alle Schneereste radikal wegschmelzen lassen, und der Tipp zu den Schneelöchern und zum kleinen Eistor am Herrenstand hätte besser für den Juni gepasst, als für den relativ späten Erscheinungstermin des “treff” (Zeitschrift der AKNÖ).
Als frische E-Bike-Besitzer hat sich inzwischen dazu eine neue Option für heiße Tage aufgetan – nämlich Radtouren! Einen solchen Kurzurlaub im Waldviertel hatten wir schon hinter uns, auch einige Kurzfahrten im Nahbereich. Dazu sollte nun ein weiterer Ausflug kommen, dessen Ziel nicht das ursprünglich angepeilte Waldviertel oder die Bucklige Welt war, sondern das Herzstück der Ybbstaler Alpen mit dem Naturpark Eisenwurzen im Mendlingtal. Die nach der ÖK vorbereitete Runde versprach Abwechslung und poposchohnende 43 km, also folgende Runde:
Göstling – Lassing – Mendlingtal – Sandgraben – Hammerbachtal – Hollenstein – Ybbstalradweg – Göstling.
Freitag, 9. August: Zufahrt mit aufgepackten Rädern über Gaming nach Göstling (82 km), Parkplatz gleich beim abschließend geplanten Einkehrschwung beim “Schnessl”… Trotz angekündigter Hitze ein relativ frischer Morgen, Start um halb zehn. Die ersten 8 km müssen wir leider auf der B 25 zurücklegen, nicht gerade wenig Verkehr, aber alle Autofahrer in rücksichtsvollem Bogen ausweichen (was mich fast wundert und freudig erstaunt…). Gleich nach der Ortschaft Lassing, noch vor dem Parkplatz und Zugang zur “Holztrift”, erfolgt unvermittelt die Abzweigung auf die gewählte Seitenstraße Richtung Hollenstein, zum Glück nicht übersehen. Dann geht es gleich ziemlich bergan am Hang entlang in das Mendlingtal hinein – mit E-Kraft-Unterstützung überhaupt kein Problem, eher ein Vergnügen, und warum sollten wir uns das nicht gönnen? Wir sind doch keine “Strampelfanatiker” und verwenden das Rad ja zum besonderen Zweck. Um Kraft zu sparen und eine Strecke in der schönen Natur zurückzulegen, die als Fußmarsch gar nicht in Frage käme – beim Radfahren sind jedenfalls keine Fußprobleme, die beim sommerlichen Wandern leider ziemlich sicher auftreten, zu erwarten, im Gegenteil ist die runde Kniebewegung fast wie eine Therapie (wenn auch mit leichtem Muskelkater, weil nicht gewohnt).
Nach dem ersten Anstieg folgt eine Abfahrt in das nun breitere Mendlingtal hinein, vorbei am zweiten Zustieg zur musealen Holztriftanlage. Die Straße ist sogar asphaltiert (entgegen meiner Erwartung), steigt dann aber mit einer Kehre noch gehörig an bis zum Promau-Sattel auf etwas über 800 m. Dort befindet sich ein Rastplatz, zwar mit einem Eisenkunstwerk, aber sonst etwas vernachlässigt wirkend. Wenn Anfang August die Rastbänke schadhaft sind, zeigt das nicht gerade von intensiver Betreuung, wie es in einem erklärten Naturpark selbstverständlich wäre. Aber die Landschaft ist hier großartig, eine malerische Wiesenmulde zwischen den hohen Bergzügen von Gamsstein und Königsberg, voraus das Idealbild der Voralpe mit der felsigen Stumpfmauer und dem Tanzboden. Mittagszeit naht, daher passt die Rast, aber dann folgt die Abfahrt – auf der bald besseren Asphaltstraße (der ursprünglichen Zufahrt zum geplanten und eingestellten Schigebiet) hinab in den Sandgraben, vorbei an den Resten der Talstation und einem romantischen Jagdhaus. Der Graben wird noch enger und steiler, bei der Bärenmauer sogar felsig, und danach ragen als wahres Naturdenkmal scharfe Klippen in den tiefblauen Himmel. Talaus belebt sich dann die Szene, bei der mir als Kursstandort bekannten (ehemaligen?) Bauernschule vorbei, wo das Seitental Richtung Enns und die Zufahrt nach Wenten (für den Aufstieg zur Voralpe) abweigen. Hollenstein an der Ybbs (mir eher als Großhollenstein vertraut) besticht durch historische Bauten von Hammerwerken und Gewerkenhäusern. Die Kirche steht abseits auf einem Hügel, wir fahre auf Seitengassen an einem bemerkenswerten Kalvarienberg vorbei, aber hinunter zur Ybbs, wo bei der ehemaligen Bahnstrecke der Ybbstalradweg zu erreichen sein sollte.
Die Einbindung in den vor kurzer Zeit (2018?) angelegten Ybbstalradweg erfolgt über die Bundesstraße hinweg, und dann geht es noch ein Stück auf einer schmalen Seitenstraße die Ybbs flussaufwärts entlang. Die ehemalige Bahntrasse ist aber schon zu erkennen, und dann folgt der Radweg dieser (wie im Waldviertel schon erlebten) idealen Trasse für Genussradler. Bei der in ein kleines Landhaus umgewandelten Haltestelle Blamau ergibt sich ein Seitenweg bis zu einer Kapelle am Ybbsufer, wo man gleich auch ins kühle und hier auch tiefe Nass eintauchen könnte. Hier zweite Rast und dann dem in hübschen Windungen verlaufenden Fluss entlang. Hier blüht es intensiv, vor allem die (Kanadischen) Goldruten sind spektakulär, wenn auch ein alteingeführter Neophyt, trotzdem eine Belebung der Hochsommerflora. Weite Wiesenböden werden auf Eisenbahnspuren überquert, es geht vorbei an behäbigen Bauernhäusern, die nächste Ortschaft heißt St. Georgen am Reith mit der hinter Bäumen verborgenen Kirche. Hier gibt es eine Straßenabzweigung nach Ybbsitz, die wir uns für eine der nächsten Touren vormerken. Der eigentlich durchquerte Ort ist Kogelsbach, bevor nach der Wendung des Ybbstals die Engstelle vor Göstling folgt. Hier knapp an der gut ausgebauten Ybbstalstraße entlang, dann verläuft der Radweg abseits von Göstling, wir aber queren zum Solebad mit seinem Ybbsflussstrand – voll einladend! Nach drei Stunden und nun tatsächlichen 45 km landen wir wieder am Parkplatz im Ortszentrum von Göstling und können in die Konditorei Schnessl fast hineinfallen… So müde sind wir allerdings nicht, denn die Fahrt war überaus angenehm, für uns nicht zu schwer weil mit E-Bike, und landschaftlich ein Hochgenuss!