Bozener Sommerfrische – Panoramawege auf dem Ritten
22. November 2018 von Bernhard Baumgartner
Wenn die sommerliche Hitze über den tiefliegenden Talkessel von Bozen hereingebrochen war, haben sich die begüterten Bewohner bergwärts in kühlere Gefilde begeben und auf dem Ritten ihre Sommerhäuser bezogen. So ist auf dem hoch gelegenen Plateau, zwischen Sarntal und Eisacktal und dem sanften Rittener Horn vorgelagert, eine ganz einmalige Kulturlandschaft entstanden. Eine Mischung von Bergbauernfluren und oft architektonisch auffälligen Feriensitzen, und dorthin kam man bis in die 1960er Jahre nur auf Saumwegen oder mit der Rittenerbahn.
Weil wir bei unserem heurigen Aufenthalt in Lana immer wieder vor allem neue Ziele aufsuchen wollten, war natürlich der Ritten ein bevorzugter Ausflug. Wie immer etwas voreilig, wählten wir am Mittwoch (26. September) zur Auffahrt dorthin die gut ausgebaute, aber auch viel befahrene Bergstraße statt der nostalgischen Reise mit der neuen Rittenseilbahn nach Oberbozen und mit der historischen Straßenbahn bis nach Klobenstein. Allerdings waren wir dadurch flexibler und konnten die Seilbahn zur Schwarzseespitze, dem vorgelagerten Gipfel des Rittener Horns, ganz einfach erreichen. Aber vorerst ging es nach Lengmoos bei Klobenstein, denn dort wartete der erste Panoramaweg auf uns. Vom großen Parkplatz, wo gerade Markt stattfand, konnten wir uns die Richtung der Rundwanderung aussuchen. Anfangs durch noch recht kühlen Schatten zu den Erdpyramiden – eigentlich nur ein Aussichtspunkt auf diese am Ritten mehrfach auftretende Naturerscheinung mit ganz großem Abstand. Ebenso zeigte sich später der Schlernblick, alles nur Vorgeschmack auf den Panoramweg am Rittner Horn, immerhin haben wir schon eine gute Wanderstunde hinter uns…
Mittags sind wir dann bei der Talstation der Rittnerhorn- Gondelbahn und kommen mit zunehmender Aussicht, noch dazu bei ganz klarem Wetter, ganz bequem bis über 2000 m auf der Schwarzseespitze. Bei den kahlen herbstlichen Wiesen hat sich der Aufstieg zum Horn nicht gelohnt, bei der Blütezeit hätten wir wohl nicht darauf verzichtet… Der Glanzpunkt bei den herbstlichen Verhältnissen ist hier heroben der breit ausgebaute Panoramaweg. Zuerst geht es vorbei an einer Aussichtstribüne südlich bergab, dann wendet sich die Route in weitem Bogen wieder zur Höhe und erreicht die Bergstation von Norden her. Der Schwarzsee entpuppt sich (wie so oft in Schigebieten) als großer Speicherteich, zumindest wurde in einen solchen verwandelt. Die Ausblick sind aber auf jeden Fall gigantisch, wenn auch die Panoramabilder im Blog nicht so voll zur Geltung kommen.
Gegenüber jenseits des Eisacktals die westlichen Dolomiten mit Langkofelgruppe und Seiseralm, dahinter aufragend die eisige Marmolata, links davon gegen Nordosten vermuten wir die Zillertaler Alpen und Hohen Tauern (Venedigergruppe):
Gegen Süden schwenkt der Blick von den Dolomiten über das im Dunst verblassende untere Etschtal hinweg nach Südwesten mit dem Horizont der vergletscherten Adamellogruppe und der schärferen Presanella, anschließend muss dort noch ebenfalls mit seinem hohen Gletscher der Ortler aufragen:
Im Nordwesten schließt an die Talfurche des Vinschgaues die Texelgruppe an, und wir sehen auch hinüber zu einer unserer letzten Touren im Gebiet von Meran 2000:
Die Latschenfelder gehen in der niedrigeren Schleife an der Ostseite des Berges in wunderschöne Zirbenbestände über, dazwischen sind immer wieder flachmoorige Riedgraswiesen und steinige Lichtungen eingelagert. Mit der allmählich sinkenden Sonne werden die Lichtverhältnisse nicht besser, aber da sind wir schon wieder bei der Bergstation und gondeln hinunter zum Parkplatz. Für das “richtige” Erleben des Ritten müsste man natürlich nicht ins Auto steigen und herumfahren, sondern ganz einfach über diese traumhafte Landschaft dahinwandern. Vielleicht gelingt ins das im Mai 2020 (schon in Lana gebucht) zur Hauptblütezeit. So machen wir uns an die Talfahrt, wobei einzelne faszinierende Ausblicke nicht jedesmal mit einem Fotohalt eingefangen werden können. Trotz des starken Verkehrs kommen wir bald zurück ins tiefe Eisacktal und fahren nach Bozen hinein. Da herrscht erst ein Verkehr, und vor allem die Parkmöglichkeiten sind ein riesiges Problem! Wir finden endlich einen Platz an der Straße ins Sarntal (bzw. nach Jenesien) und machen noch einen ausgiebigen Stadtbummel, sogar mit Einkehr am Waltherplatz und Stop am Obstmarkt. Bei der Rückfahrt über Siebeneich (auf der Staatsstraße), bis wir in die MeBo (Schnellstraße) einbiegen können, muss man dann schon froh sein, dass alle Kreuzungen gut überstanden sind. Trotzdem kann uns das nicht davon abbringen, am nächsten Tag eine weite Fahrt in den Vinschgau zu unternehmen. Beim letzten Bild von der Talferpromenade (an dem aus dem Sarntal kommenden Wildbach) strahlt hinter dem Schloss Maretsch schon der Rosengarten im späten Licht, das allerdings noch nicht zum sagenhaften Alpenglühen reicht…