Malta-Tagebuch 19. April 2016: Marsascala
19. Mai 2016 von Bernhard Baumgartner
Schon beim Anflug auf Maltas Internationalen Flughafen Luqa konnten wir den Naturcharakter unseres heurigen Frühlingsaufenthalts erkennen – bereits im April scheint der Sommer mit seiner Trockenheit die Insel zu beherrschen, erkennbar an den Farben – kaum etwas von Grün zu erkennen!
Daher wollten wir es am eigentlich ersten Urlaubstag genau wissen – wie schaut es in einem uns vertrauten Gelände aus? Und weil eine unserer schönsten Touren (am Ostermontag 2015) von Marsaxlokk nach Marsascala geführt hatte, steuerten wir gleich dieses Ziel an. Allerdings nicht um wieder diese beiden reizenden Orte marschierend zu verbinden, sondern ein besonderes Naturdenkmal zu erreichen – XROBB L-GHAGIN: Wie man das ausspricht, ist fast ein Rätsel, wohl etwa schrobb l tschagin (leider nicht im Reiseführer zu finden). Jedenfalls ein Naturpark, der als Zentrum mit Hilfe von Island, Liechtenstein und Norwegen eingerichtet wurde.
Ein Blütenmeer im Frühjahr 2015, im Bild die Kirche St. Paul (eine gleichen Namens, aber fern der St. Pauls Bay…). Also beginnt der Ausflug, wie so oft, in Valletta – von unserem Sohn vom heurigen Wohnort Sliema mit flottem BMW mitgenommen, weil wir beim BusTerminal gleich eine Wochenkarte kaufen wollen. Diese ist um 20 Euro wirklich günstig, aber wenn die Warteschlange vor dem einzigen Kiosk zu lang ist, nimmt man halt die 2 Stunden gültige Streckenkarte um 1,30 €, nur ja keine Karte bei den Standeln daneben kaufen, dann da erwischten wir von vier Karten gleich zwei ungültige…
Der Bus Nr. 93 vom völlig neu strukturierten BusTerminal bringt uns leider nur bis zum Thomas-Tower bzw. zu einer Kreuzung danach, dafür können wir das kurze, aber besonders reizvolle Küstenstück (ab Mignuna Point) bis zur Strandanlage vor der Thomas-Bay genießen. Dort befindet sich einer der winzigsten Sandstrände von Malta, dafür sitzt man oberhalb unter Sonnenschirmen und lässt sich mit eiskalten Getränken und Fastfood verwöhnen, toller Ausblick über die Bucht inbegriffen.
Wegen der wenigen Badegäste gibt es zu dieser Zeit noch kein Gedränge! Wir gehen die Bucht südwärts entlang, vom gepflegten Park neben den teils pompösen Villen ins “gewöhnliche Gelände” am Rest der Bucht. Wie schaut so etwas aus? Nun, am Strand Unmengen von angeschwemmtem und dürrem Seegras, eine staubige breite Fahrfläche, daneben wie ein Würfel nach dem anderen lauter garagenartige Gebäude – das sind aber im Innern sicher oft sehr nett gestaltete Sommersitze, wie wir in Mellieha beobachten konnten.
Mit großem Getöse werden Anlagen zur Fischzucht zum Versenken vorbereitet, wie wir sie in vielen Buchten beobachten konnten. Auch hier, und wir schauen, dass wir weiterkommen – wo die flache Thomas Bay am Südrand in die Steilküste übergeht, sind wird dort, wohin wir wollten. Neben einem wehrhaft wirkenden Ruinenbau beginnt eine von Mauern begrenzter Weg, der uns ins Naturgelände hinaus und hinauf führt.
Ein abgeerntetes Feld hat sich wieder in Natur verwandelt, mit den gelben Blüten eines Korbblütlers namens “Daisy”. In den vertrockneten Hecken blühen die besonders hübschen Blüten des Kapernstrauchs, nun nicht mehr von Nutzen, denn nur die Knospen können verwertet werden. Was sich blütenbunt zeigt, sind bloss die Reste der heuer vielleicht im Februar halbwegs üppig entwickelten Frühlingsflora, denn die wenigen Regentage und die zu hohen Temperaturen der Winterzeit haben den Frühling im April schon zum Verschwinden gebracht – eine Klimaerscheinung, die man heuer von den Alpen über das Mittelmeergebiet bis in die Sahelzone Afrikas beobachten konnte…
Neben der “Maltesischen Pyramiden Orchis”, die normalerweise zwischen Februar und März blüht, gibt es noch zwei Besonderheiten, beide mit sehr großen auffälligen Blüten: Die “Eleganteste Winde” (Convolculus elegantissimus) und den “Großen Stern von Bethlehem” (Ornithogalum arabicum), auf der Red List stehend und indigen – Original von den Maltesischen Inseln.
Der Weg erreicht dann die Höhe der Klippen, wo die absperrende Mauer des Naturschutzgebietes beginnt. Der Eingang befindet sich jenseits der Halbinsel (von Tas Silg her), aber auf ein Stück ist die Mauer zusammengebrochen und leicht zu übersteigen. Wir machen davon aber nicht Gebrauch, denn die bunten Heideflächen (Garigues genannt) sind statt blütenbunt heuer einfach nur öde.
Die nordöstlich unseres Aufstiegsweges gelegenen Fluren zum Kap il-Munxar haben wir noch nicht begangen, und daher lockt uns ein zunächst unscheinbarer Ausblick…
Es sind nicht die großen weißen Blüten des Milchsterns, sondern weiter entfernt, vor der Bucht mit Marsascala im Hintergrund, unweit eines Turms ein im Bild nur wenig hervorstechender lilablauer Fleck – was dort wohl blühen könnte?
Quer durch die Ruderalen stapfend kommen wir dabei zu dieser ganz einmalig wirkenden Stelle, aber auch daneben gibt es noch allerhand Blühendes, fast ein Wunder bei dieser Trockenheit!
Immer wieder muss man auf stachelige, dornige Gewächse achten, und auf einer Verflachung finden sich eigenartig gespannte Schnüre…
Es stellt sich bald heraus, welche Bewandtnis es damit hat – unter der Geländekante steht ein Jagdstand, und das zu den Schnüren führende Seil diente wohl dazu, die Netze aufzuspannen – die Netze zum Einfangen von Vögeln! Damit sind wir beim größten Naturschutz-Manko Maltas, der Vogeljagd! Trotz Verbot und EU-Maßnahmen ist dieser Volkssport noch immer nicht abgestellt, das verraten auch die überall herumliegenden Hülsen von Schrotpatronene. Das Geknalle ist allerdings nicht mehr so arg wie im Vorjahr am Anfang April… Manche Naturfreunde verzichten sogar wegen diesem Ärgernis auf eine sonst verlockende Maltareise!
Die Bildwirkung kommt erst, wenn das ganze Panorama geöffnet ist, sonst hält man sich besser an Detailaufnahmen!
Zurück in der Gaststätte beim Minisandstrand der Thomasbay bleibt uns noch ausreichend Zeit für eine Einkehr, und diesmal erwischen wir auch den richtigen Bus für dieses Ziel, den mit Nr. 91, denn ein anderer würde hier ohnehin nicht vorbeikommen…