Eisensteinweg übers Loicheck
11. Mai 2014 von Bernhard Baumgartner
Den Eisenstein “bewandern” wir wegen der kürzeren Anfahrt selbstverständlich von Türnitz her. Aber beim Nachforschen der Wanderrouten am Traisen-Pielach-Kamm sind auch die Ausgangspunkte im Pielachtal nicht zu vernachlässigen. Eigentlich ist es ein Aktualisieren meiner Wanderrouten, denn etwa die Zustiege von Loich oder Schwarzenbach an der Pielach habe ich für meine frühesten Wanderführer begangen.
Das erste Panorama war von unserer Tour am 18. Mai 2013, das zweite stammt von gestern (10. Mai d. J.), als wir “in die Loich” gefahren sind, um genau zu wissen, wie man von dort am besten auf den Eisenstein geht.
Genau genommen – wie kommt man am besten hinauf zum Loicheck, wo der Weg dann zur Eisenstein-Almwiese hinüberquert; viel begangen übrigens, wie uns im Vorjahr aufgefallen ist. Und da nützt kein Nachfragen, sondern hin an Ort und Stelle…
Bei der Zufahrt durch das Pielachtal lockern die Wolken zum Glück schon etwas auf, und der günstige Wetterbericht dürfte sich bewahrheiten! Von Dobersnigg hinein in den Loichgraben – eine recht romantische Landschaft, das kleine Dorf mit Kirche und Gasthaus (z. B. günstig für den Pielachtaler Pilgerweg zum Übernachten), enge Talstellen mit steilen und felsigen Hängen, dazwischen wieder freundliche Weitungen (etwa bei der Hammerlmühle). Der lebhafte Formenwechsel entsteht durch die vielfältige Geologie in der Lunzerdecke, mit Gipfelzügen aus Hauptdolomit, eingelagerten Lunzer Schichten in den Senken und Hochmulden (vielfach ehemals Steinkohlebergbau), Steilstufen aus Reiflinger und Opponitzer Kalk, rötliche Felspartien stammen aus der Jurazeit.
Das Problem der Zufahrt stellt sich dann einfach nicht als Problem – die Talstraße geht in einen asphaltierten Güterweg über (Hinweistafel zu Recht – recht schmal, einzelne Ausweichen, bei Gegenverkehr nicht angenehm). Dieser zieht am rechten Talhang stets im Wald schnurstracks in den Graben hinein, und bei einer scharfen Rechtskurve bietet sich eine ausreichende Parkmöglichkeit an (bei starkem Andrang womöglich nicht ausreichend). Gerade hier zeigt der Wegweiser zum Eisenstein geradeaus in den Waldgraben hinauf, und daher bleiben wir gleich stehen (als einzige Eisenstein-Kandidaten dieses Tages; beim Klausbauern erfahre ich später – nur die faulen Wanderer fahren weiter hinauf…).
Bei diesem wunderschönen Aussichtsplatz oberhalb vom Loicheck-Landhaus sind wir schon eine 3/4 Stunde den steilen Waldsteig hinaufgestiegen – kaum rutschig trotz des lehmigen Bodens und des nächtlichen Regens, weil vorher alles so sehr ausgetrocknet war. Dieser Waldsteig mündet in den Loicheck-Güterweg (1976 gebaut, wie ich meinem Pielachtal-Führer entnehme) knapp vor einem versperrten Tor am Zugang zur Loicheckwiese. Insgesamt haben wir dort zwei Autos stehen gesehen, aber wenn mehr Leute hinauffahren oder beim Umdrehen ist diese Parkmöglichkeit sicher nicht angenehm. Deshalb sind wir ja unten stehengeblieben und gewinnen dadurch noch dazu eine hübsche Wanderrunde, wie sich dann herausstellt.
Die Loieckwiese ist ein gar nicht so karg entwickelter Magerrasen, auf fast 900 m Höhe auch schon über knöchelhoch stehend, dazwischen eine Menge Orchideen – in Blüte das Holunder-Knabenkraut, Stattliches Knabenkraut, Grüne Hohlzunge, noch knospig Mücken-Händelwurz, Schmalblättriges Waldvöglein, Großes Zweiblatt; später werden sicher noch mehr Arten kommen.
Tief und ausgebreitet verwurzelt ist diese Rotbuche neben dem Karrenweg Richtung Eisenstein. Weil wir nicht bis zur Seitner-Hütte gehen wollen, drehen wir am Kamm gegen das Kalteneck (den Vorgipfel, wo an der Südseite zur Eisenstein-Almwiese im Wald gequert wird) wieder um. Uns interessieren mehr die schönen Wiesen, vor allem auch vom Schwarzenbacher Anstieg her.
Dazu gehen wir am ausgemähten Weg hinunter zum Loicheckhaus und gegenüber in das Weidegelände am Schwarzenbacher Weg. Der Unterschied der Vegetation ist sehr auffallend – am Loicheck die gleichmäßige Wiese (ungedüngt und nur einmal im Jahr gemäht), auf der Halde jenseits des Almzauns vom Weidebetrieb geprägte Verhältnisse, aber mit noch viel zahlreicheren Orchideen, dazu kommt noch der Ausblick bis zum fernen Schneeberg.
Mittagszeit ist schon vorbei, und wir machen uns an den Abstieg – nun auf dem Güterweg, der als ganz schön breite Sandstraße durch die steilen Waldhänge an der Nordseite in die Hochmulde unterhalb des Gipfelzuges hinableitet. Wo sich der Fahrweg im Bogen durch die Mulde nach rechts wendet, kraxeln wir gleich bei den Zäunen herum auf den westlich oberhalb gelegenen Sattel zu – über eine hoch stehende Wiese abseits des erst danach abzweigenden Fahrweges.
Die gar nicht so kleine Kapelle mit ihrem bemoosten Schindeldach ist das Musterbeispiel eines gepflegten Flurdenkmals (Gedenkbild an Herrn Fink, Obmann der Weidegenossenschaft) – schöne alte Bilder, Marienfigur, keinerlei Kunstblumen, dafür frischer Flieder…
Der Usang-Sattel ist überhaupt ein ganz einmaliger Platz in den Voralpen, aber in den Bergen zwischen dem Pielachtal und dem Hohenstein-Eisenstein-Kamm bis hinüber nach Frankenfels am Nattersbach kein Einzelfall! Hier kommt der Blick über das oberste Pielachtal dazu, die “Schneerieß” am Geißenberg liegt gegenüber, und vom Ötscher schaut gerade noch der Gipfelscheitel hervor. Vom Almstall an der Stelle eines einstigen Bauernhauses gehen wir auf dem Fahrweg zurück und mit gar nicht so weiter Kehre in den Hochtalgrund zum Hof Korngrub hinunter.
Das 1879 erbaute Bauernhaus war schon um 1977 nicht mehr voll bewirtschaftet und steht jetzt leer bzw. ist ein Kellerstöckl daneben als Wochenendhäuschen hergerichtet. Der Talgrund ist überaus üppig grün und feucht, denn hier kommen in der Muldenzone die Lunzer Schichten zwischen der steileren Kalkumrahmung hervor. Die Sandstraße führt jetzt ziemlich eben weiter zum neu erbauten Gehöft Klaus (das alte Haus steht weiter nördlich im Schatten, die freundlichen jungen Leute können mir allerhand Informationen geben). Dann sind es nur mehr wenige Hundertermeter auf der asphaltierten Waldstraße zu unserem Ausgangspunkt, wo wir nach drei Stunden “Herumstreunens” wieder ins Auto steigen und heimfahren.
Zuhaus komme ich beim Nachlesen in der eigenen Literatur (Ötscherland und Pielachtal, mit Werner 1978 verfasst) darauf, dass ich damals vom Usang nach Schwarzenbach abgestiegen bin. Das war der letzte Teil eine Extremwanderung von Schwarzenbach über den Eisenstein zum Gscheidsattel und an der Nordseite durch die Muldenzone wieder zurück – lauter Standort aufgelassener Bauernhöfe, nun Almflecken und Jagdreviere…