“Weihernaturweg” – zwischen Schispaß und Wanderausflug
6. April 2014 von Bernhard Baumgartner
Der berühmte Schwarzsee bei Kitzbühel verdient kaum den Titel ”See”, und seine Berühmtheit verdankt er wohl am meisten dem Wilden Kaiser als Hintergrundkulisse. Trotz Naturschutzflächen quillt ringsherum das Gelände über von privatesten Privatbesitzen und teils altbiederen, teil neuprotzig prominentlerischen Bauwerken. Uns interessiert daher eher das nördliche Hinterland des Schwarzsees, und bei jedem Kirchbergurlaub sind wir dort herumgewandert.
Noch am Nachmittag der Maierl-Hahnenkamm-Pistenfahrt sind wir als Lockerung zu diesem Wanderspaziergang aufgebrochen. Zufahrt Richtung Reith und beim Schloss Münichau hinauf bis zum Gehöft Giering, wo wir unser Auto an einer unauffälligen Ecke abstellen. Mit Walkingstöcken geht es gleich auf der Sandstraße bergab zum Gieringer Weiher – Sumpfflächen ringsum mit Dotterblumenblüte, im Hintergrund der Bergzug, wo wir vormittags noch mit Schi unterwegs waren, das Gasthaus am Ufer (“Weiher” klingt doch viel besser als “Teich”) noch im Winterschlaf.
Im Gegensatz zum Schwarzsee, der zwischen Parkflächen und dem moorigen Strandbad liegt und immer sehr belebt ist, herrscht hier eine wohltuende Stille und “Unbetriebsamkeit”, gerade nur einige Spaziergänger begegnen uns. Nun geht der beschilderte Wanderweg hinauf zur Wiese beim Hof vulgo Erb. Vom Waldrand, wo noch Schnee liegt, öffnet sich der schönste Blick auf den Wilden Kaiser, und das Kitzbühler Horn wirkt wegen seiner Nähe auch hoch und stattlich (allerdings bei aller Schroffheit – zur Grauwacken- oder Schieferzone gehörend – nicht so imposant wie das hochalpine Kalkgebirge).
An der Wegkreuzung, wo wir schon einmal vom Schwarzsee her gekommen sind, bieten sich stimmungsvolle Bilder, vom Panorama bis zum bäuerlichen Detail.
Gemächlich bergab spazierend, kommen wir bald zum nächsten Teich, dem Vogelsbergweiher. Wieder schöner Rückblick Richtung Hahnenkamm, aber interessanter sind die Wiesen mit dem Kaisergebirge im Hintergrund, denn dort gibt es (wie an manchen anderen Stellen) noch die Krokusblüte. Es ist der Weiße Frühlingskrokus, öfters auch lilagetönt, aber insgesamt vom letzten Schneefall doch etwas zerdrückt und schon jenseits der Vollblüte. Trotzdem bewegen wir uns in gebückter Haltung, mit Achtsamkeit wegen der ins Bild drängenden Hochspannungsleitungen, fotografierend über die Wiesen weiter.
Nördlich vom Hof vulgo Großvogelsberg stoßen wir wieder auf einen Weg, der bald in eine markierte Wanderroute einmündet. Dort machen wir die “Wende”, und weil uns eine Damengruppe, die wir schon vorher beim Gieringer Weiher getroffen haben, entgegen kommt, wissen wir, dass wir richtig unterwegs sind.
Vor uns öffnet sich ein stilles Tal, mit Birken am Bachufer, Dotterblumen und Korkusrändern. Der Hörpfinghof schaut noch vom Sonnen beschienen und grünenden Anger herunter ins schon dunklere Tal mit seinen letzten Schneerändern. Wie die anderen Bauernhöfe in diesem mit Waldflecken und Wiesen bedeckten und von moorigen Tälern durchzogenen eiszeitlichen Moränengehübel steht dieses Gehöft auf einem Hügel! Die urtümliche Holzbauart wirkt, auch ohne die Felskulissen des Wilden Kaisers, allein schon anheimelnd und eindrucksvoll. Über einen Waldsattel wechseln wir dann zurück zum Gieringer Weiher, der uns noch einmal das Spiegelbild unserer vormittägigen Schiberge zeigt.
Mit diesem “kaiserlichen” Bild bereiten wir uns auf die Kaiser-Runde am nächsten Tag vor!