Tonion – Tourenlauf mit “Alpinzuckerln”
11. März 2013 von Bernhard Baumgartner
Schon mehrfach wurde über Schitouren auf die Tonion berichtet, wobei zumeist Aufstieg und Abfahrt vom Fallenstein her und über die Tonionhütte üblich sind. Diese Tour kenne ich nur vom Sommer (mit Abstieg durch den Lieglergraben zurück zum Fallenstein eine ganz tolle Rundwanderung). Weil mehrmals mit Backcountryski unterwegs, nahm ich als Ausgangspunkt immer das Niederalpl.
Von alpinen Tourengehern wird diese Route nicht besonders geschätzt, weil sie mit mehrmaligen Gegensteigungen verbunden ist und als Tourenlauf (selbst mit BC-Ski und Steigfellen) schon an die Grenzen das Machbaren stößt, zumindest wenn man nicht ein Wahnsinnslangläufer ist (wie unsere Lehrer bei den schon erwähnten Langlaufkursen, darunter z. B. Schwarz Werner und Svoboda Uli). Trotzdem war die Tonion über den Herrenboden für mich jedesmal, egal ob alpin oder nordisch, ein großartiges Erlebnis. Zum Glück habe ich auch bereits Digitalbilder davon, zwar aus meinem Archiv, aber nicht zu lange her.
Die Route ist aus der Karte deutlich nachzuvollziehen, außerdem habe ich auf meiner Seite “Wintertouren” eine ausführliche Beschreibung eingefügt. Hier möchte ich nur von einigen besonderen Erlebnissen berichten.
Wenn Wetter- und Schneeverhältnisse günstig sind (vor allem gute Sicht und entweder ein bisschen aufgehender Firn oder nicht zu tiefer Neuschnee auf harter Unterlage), sind keine besonderen Probleme zu erwarten. Heikel wird es bei Nebel aber bereits auf der Strecke zwischen Weißalm und Ochsenboden – einmal konnte ich mich nur den Waldrand zur Linken entlang tasten, denn seitwärts geht es überall in abseitiges Gelände. Dafür gab es vom Höhenrücken dazwischen ein andermal den herrlichsten Ötscherblick, vorbei an den gewaltigen Südwänden der Tonion. Obwohl schon ziemlich “ausgelaugt”, bin ich (von Werner angeregt) noch am Hang südostwärts hinaufgekraxelt, um den schönsten Fotoplatz zu erwischen.
Nach dem Ochsenboden führt die Markierung in den Wald hinauf und quert dann an einer Hangverflachung hinüber zum Herrenboden. Ohne Schnee ganz ohne Schwierigkeit, aber wenn der Steig tief verschneit ist und die Markierungszeichen leicht übersehen werden können, ist das ein ganz haarige Stelle – vor allem auch bei der Abfahrt durch den dichten Fichtenbestand. Noch dazu darf man nicht zu weit rechts kommen (dort geht es von einer Felskanzel ganz abgründig hinunter), und von links oben besteht bei heiklem Schnee durchaus Lawinengefahr.
Dafür beginnt dann am Herrenboden das Winterparadies – vorbei an der Almhütte, Rückblick zur Veitsch, voraus die Pilgerkreuze am Sattel gegen den Schönebenabstieg (von dort aus besteht keine empfehlenswerte Tourenmöglichkeit, allein schon wegen der mangelnden Zufahrtsmöglichkeit und außerdem wegen ein paar Lawinenstrichen im Steilgelände). Bei meiner Tour mit den Digitalaufnahmen (Backcountry) ging ich nicht zum Gipfel weiter, denn der Schnee war nicht gerade ideal, und mit den “Prackern” war es einfach zu anstrengend. Dafür strebte ich dem Jagdhütterl in der Nordostecke des Herrenbodens zu und hatte dort noch einen schönen Ausblick vom Ötscher bis zur Schneealm und der Student-Südseite gegenüber.
Mit Alpinschi steigt man halbwegs bei zwei Drittel des Herrenbodens gegen Westen zum Hochschnäbeltörl auf. Der eigentliche Gipfelanstieg beginnt aber erst nach der Querung Richtung Nordwesten, wo ein schmaler Sattel mit tiefen Dolinen gegen Schöneben abbricht. Ich bin mir nicht sicher, ob das Kar dort hinunter “Jodlloch” heißt oder der Sattel damit gemeint ist. Ersteres wäre wahrscheinlicher, wenn man vom ehemaligen Schöneben-Gasthaus heraufjodelt und auf das Echo wartet.
Bis zum Gipfelkreuz dauert es auch noch ganz schön lang, zuerst steil hinauf, dann über flache Böden, wo nur ja keine Sichtbehinderungen bestehen dürfen (ringsherum führen die sanften Böden überall in Felsabgründe), bis zum Pilgerwegweiser unterhalb vom Gipfelkreuz. Ich habe es bei einer früheren Tour als Dia fotografiert.
Bei einer solchen Tour bin ich nicht vom Hochschnäbeltörl zum Herrenboden hinunter gefahren, sondern an der Ostseite des Schneekogels durch die Steilhänge gequert. In einer abgründigen Schneemulde öffnet sich dort eine rings von Felsen eingeschlossene tiefe Doline, aus der man wohl kaum mehr herausklettern hätte können. Ich bin mir nicht sicher, ob es der in der ÖK vermerkte Riesenschacht oder eher der “Teufelskessel” gewesen ist, denn an eine solche gefährliche “Fallgrube” habe ich die nachhaltigsten Erinnerungen.
Übrigens ist ein Aufstieg zum Schneekogel auch von der Markierung zwischen Ochsenboden und Herrenboden möglich, wenn man die halbwegs nicht ganz so steilen Hangpartien erwischt und keine Lawinengefahr besteht (die ist allerdings in solchem Gelände nie ganz auszuschließen, außer es ist alles puffhart gefroren, und dann geht ohne Harscheisen sicher nichts). Bei weichem Schnee mit etwas “Bauchweh” wegen der Abrutschgefahr bin ich sogar einmal mit den Backcountryski dort hinauf, mit Stahlkanten und Stockspitzen eingekrallt, die Steigfelle zum Glück nicht verrutscht… Das zweite Scanbild (weiter oben) habe ich im Rückblick vom Hochschnäbeltörl gegen Südosten aufgenommen. Das Höhengelände am Schneekogel ist jedenfalls so fantastisch urig, dass sich bei guten Verhältnissen diese Tour überaus lohnt!
Insgesamt ist die Tonion vom Niederalpl aus eine ganz tolle, aber auch anstrengende Tour, vor allem durch die Gegensteigung hinauf zum Hochschnäbeltörl und vom Ochsenboden zur Weißalm. Derzeit aber noch nicht empfehlenswert, denn überall noch zu viel und zu wenig verfestigter Schnee – eher ein Tour für die heuer frühen Osterfeiertage oder sogar noch später!