“HÄHERBERG” – ein vergessener Kindheitsgipfel wieder entdeckt… wenig empfehlenswert, aber immerhin nicht uninteressant
8. Januar 2021 von Bernhard Baumgartner
Höger, Hegerberg… gibt es etliche, die Gipfelnamen bezeichnen immer eine etwas hervorstechende Gestalt, relativ nach der betreffenden Umgebung. Der beliebte Hegerberg bei Michelbach und Stössing befindet sich im Wiesenwienerwald, der Türnitzer und der Hohenberger Höger (letzterer Hegerberg laut ÖK) flankieren das obere Unrechte Traisental. Mein diesmal beschriebener Berg, lokal vulgo Häherberg, ragt zwischen Ramsau und Kleinzell auf, in der ÖK als Höhenberg, mit 1027 m der nördlichste Tausender in dem vom Hainfelder Kirchenberg zum Unterberg ziehenden Voralpenkamm.
Linkes Bild: Vom Blochboden (Sattel des Brunnröhrensteigs vom Dürrholzer Kreuz) aus gesehen ganz rechts, links Schwarzwaldeck, dazwischen Ausblick über Wiesenwienerwald bis zum Waldviertel mit Jauerling. Rechtes Bild: Vom Hainfelder Kirchenberg ganz links vor dem fernen Schneeberg. Jedenfalls allseits ein steiler, nur gegen Osten (Ramsau) zu etwas abgeflachter Bergkegel. Gleich vorweg genommen – dicht bewaldet, die Aussicht besteht nur aus Durchblicken zwischen den Stämmen am Bergrand. Von allen Seiten markant zu sehen, aber selbst ohne Ausblick. Höchstens für Tausendersammler (Werner Tippelt) lohnend oder wegen… (kommt noch).
Für mich (als in Hainfeld aufgewachsen) ist der Höhenberg ein “Kindheitsgipfel”, nicht nur weil ich ihn täglich vor Augen hatte. Sondern auch, zwar nicht so sehr wie der Kirchenberg, weil ich ihn mit meinen Eltern ein- oder zweimal im Jahr bestiegen habe. Damals und auch noch heute ein ganz schön ausgiebige Tour – auf der Ramsauerstraße ins Landstal, über die Mühlleiten (vermutlich) oder durch den Heugraben und über die Schönleiten zum Unter-Höhenberger. Von diesem heute noch bewirtschafteten Bauernhaus (Stainacher) an den zwei nur mehr als Land- oder Jagdhäusern bestehenden Gebäuden vorbei (Ober-Höhenberger) bis zum folgenden Wiesensattel westlich vom damals noch ziemlich unbekannten Gaisberg (inzwischen Hausberg von Ramsau mit zeitweiligem Schiliftbetrieb des Berg- und Sportclubs). Hier verläuft weiter zum Kruckensattel die Markierung des 404-Wienerwald-Weitwanderweges (voralpiner Abschnitt). Kaum jemand von den gar nicht so wenigen Weitwanderern kommt auf die Idee, den Höhenberg “mitzunehmen”. Für uns war es von Hainfeld aus eine stramme Tagestour mit Mittagsrast auf den damals noch nicht verwachsenen Gipfelwiesen, wo wir einmal (wohl um Pfingsten) eine Unmenge von “Roaslingen” gefunden haben, jener in der Gegend verbreiteten Art der Wiesenchampions.
Schon damals gab es am Höhenberg eine Marienkapelle, und in meinem ersten Wanderführer über die Voralpen an Traisen und Gölsen (Begehungen 1974/75) habe ich darüber vermerkt:
Auf den Höhenberg: … auf einen flachen Sattel (870 m = zwischen Höhenberg und Gaisberg). Hier (!) durch die Absperrung und rechts auf einem alten Fahrweg im Bogen zur Höhenberg-Kapelle. Durch hochragenden Fichtenwald gelangt man nordwestlich auf die wiesige Gipfelfläche mit überraschend schönem Ausblick bis Schneeberg, Hochschwab, Jauerling und Wienerwald (2020 längst dichter Fichtenforst, improvisierte kleines Gipfelkreuz mit Vermessungsplakette, daneben Vermessungsstein). Der “Häherberg” (ortsüblicher Ausdruck) war zur Erbitterung vieler einheimischer Bergfreunde in den letzten Jahren als Jagdgebiet gesperrt, obwohl er seit jeher als beliebte Bergwanderung galt!
Der LILIENFELDER HEIMATKUNDE (Band 3 von 1964) entnehme ich folgende Angaben zur KAPELLE SANKT MARIA AUF DEM HÖHENBERG PFARRE RAMSAU:
1879 brachte eine Frau aus Schwarzenbach an der Gölsen namens Maria Gaupmann an einem Baum auf dem Gipfel des Höhenberges ein Marienbild an, Inschrift nach Pfarrchronik Ramsau: “Eine Frau in Schwarzenbach sah auf dem Höhenberg Lichtstrahlen aufblitzen und gegen ihr Haus hinzielen. Die Gottesmutter erschien ihr und gab ihr den Auftrag, eine Kapelle auf dem Höhenberg zu bauen. Dies geschah auch, und bald wurde der Höhenberg das Ziel zahlreicher Pilger.” Weitere Daten – neue Kapelle 1942 (Pilgerziel während der Kriegsjahre), am Kriegsende unbeschädigt (obwohl dort verschanzte deutsche Soldaten auf dem Holzfußboden ein Feuer entzündet hatten). 1962/63 neu in fester Bauweise mit kleinem Zwiebelturm samt Glocke, Altar Spende von Weikersdorfer (damaliger Fabrikant in Ramsau), Marienstatue mit Jesuskind aus Lindenholz von einem akad. Bildhauer).
Bilder von unserer Wanderung am Silvestertag 2020.