Höllental und Kreuzberg
2. November 2020 von Bernhard Baumgartner
Herbstferien II – Schluchtwanderung auf dem Wasserleitungsweg und Panoramablick über die Kultlandschaft von Semmering und Wiener Hausbergen am 25. Oktober:
Leider schon mehrmals in meinem Archiv aufgefallen – wie so manche Touren gibt es vor allem auch das Gebiet der hohen Wiener Hausberge noch nicht im Digitalformat… Welche Jahreszeit könnte schöner passen als der nun schon ganz schön bunte Herbst für eine Wanderung ins Höllental. Noch dazu ist die Zufahrt von uns aus über Kleinzell und Schwarzau im Gebirge (im Vergleich zum Wald- oder Weinviertel oder Wechselgebiet) relativ kurz, diese Route vermittelt sogar eine Einstimmung von der Voralpenlandschaft im Hallbachtal zum Hochgebirge. Wir fahren bis Kaiserbrunn, dort noch ziemlich leerer Parkplatz (am mittleren Vormittag), und über die Felskulissen leuchtet der schon weiß verschneite Schneeberg herab. Übrigens gibt es von Kaiserbrunn weiterfahrend noch zwei nahe Parkmöglichkeiten, was im Höllental wichtig ist.
Meine Befürchtung, dass die Höllental-Schlucht schon gänzlich im Schatten liegen könnte, war umsonst, denn der Talverlauf gegen Südosten passt für die Sonneneinstrahlung am späteren Vormittag bestens. Außerdem ist gerade der Gegensatz von prallem Licht und dunklen Schatten von großem – auch fotografischem – Reiz! Immer wieder spiegeln sich die bunten Farben der Laubbäume in ruhigeren Wasserflächen. Der Blick zur Höhe haftet an Felskanzeln mit den darauf wie festgeklebt wirkenden Schirmföhren. Die abwechslungsreiche Wanderung dehnen wir so weit aus, dass wir halbwegs bis gegen Hirschwang kommen, dann geht es dieselbe Strecke zurück. Wie schon mehrfach erlebt, ist dies kein Nachteil, denn mit dem Wechsel der Gehrichtung ergeben sich auch immer wieder überraschend anders wirkende Blickpunkte.
Wieder in Kaiserbrunn angelangt, ist dort schon ganz schön viel los – das heißt, Parkplatz dicht besetzt, starker Verkehr von Autos und Wanderern. Weil die Zeit noch nicht drängt, können wir uns ein zweites Ziel noch gönnen – die Ausblick vom Kreuzberg gegen Semmering, Rax und Schneeberg. Daher durchfahren wir das Höllental, vorbei an der Talstation der Rax-Seilbahn (hunderte Autos) und von Payerbach hinein ins Preintal. Dort folgen wir den Wegweisern Richtung Kreuzberg und Speckbacherhütte. Die Landschaft ändert sich damit fast dramatisch – gegenüber den hochalpinen östlichsten Zweitausendern der Nördlichen Kalkalpen bewegen wir uns in der Wald- und Wiesenlandschaft der Grauwackenzone – und sogar die zerklüftete Zone der Semmeringtrias werden wir noch kennenlernen.
Der Kreuzberg mit der Speckbacherhütte ist ein überaus beliebtes Ausflugsziel – dichter Auto- und Wandererverkehr… Wir machen zuerst unsere Mittagsrast auf einem sonnigen Bankerl nahe dem Orthof, dann Weiterfahrt zur Kreuzung bei der Hüttenabzweigung. Hier gibt es einen kleinen, aber recht malerischen Rundgang, wo sich zuerst die Rax darbietet und dann der Blick zu den Semmeringhotels frei wird. An Sonnwendstein und Otter geht der Blick sogar weit hinaus gegen die Ausläufer des Wechselgebiets und die Bucklige Welt. Bei der dicht belagerten Speckbacherhütte pirschen wir uns eher vorsichtig vorbei, denn solche Menschenansammlungen sind in der derzeitig sich schon wiede verschärfenden Pandemiesituation nicht gerade anziehend. Bei der Rückfahrt zum Orthof präsentiert sich dann die Rax in besonders malerischem Blickwinkel, bevor es hinab in die Adlitzgräben geht. Verblüffend für uns mit dieser Gegend nicht so Vertraute ist die Felsschlucht, denn als wir vor etlichen Jahren dort gewandert sind, waren wir auf dem Bahnwanderweg in den höheren und etwas weitläufigeren Hanglagen unterwegs. Dorthin fahren wir, nach kurzem Halt am eindrucksvollen Bahnviadukt, Richtung Breitenstein – ein Wirrwarr von Seitengassen und Ansiedlungen der Sommerfrische nahe dem Semmering. Erst als wir über den Kreuzberg (nordöstlicher Teil Richtung Gloggnitz) über die Berghöhe hinüber biegen, wird es ruhiger, und außerdem präsentiert sich hier der Schneeberg mit dem “Vorgebirge” von Krummbachstein (Krumbachstein?) – Engschlucht – Gahnsplateau in einer für uns ganz ungewöhnlichen Sicht. Mich fasziniert vor allem der Einblick ins Höllental, der Schluchtdurchbruch zwischen Rax und Schneeberg zeigt sich hier prachtvoll (das Gegenstück von Nordwesten muss ich mir auch erst zum Fotografieren suchen).
Nach der Talfahrt durch Reichenau und Payerbach durchmessen wir noch einmal das Höllental, nun schon im späteren Nachmittagslicht, und über Schwarzau und Kleinzell Richtung Gölsental kommen uns die Voralpen gegenüber dem gerade erlebten Hochgebirge wirklich ziemlich niedrig vor, trotzdem wunderschön, gerade jetzt in der bunten Herbstzeit!
Bilder: Anni und Bernhard Baumgartner auf Panasonic / Lumix.