Makarskaurlaub V: Insel Brac mit Zlatni rat
19. Juni 2019 von Bernhard Baumgartner
Für einen “Haupturlaub” – wie jedes Jahr zumindest einmal ins mediterrane Gebiet – gibt es neben der selbstverständlichen Planung auch immer eine Menge Wünsche oder spezielle Vorhaben. Heuer war in Mittel- bis Süddalmatien neben dem Schwerpunkt Natur auch das Kulturerlebnis im Vordergrund – Trogir und Split, Dubrovnik schon wegen des Touristenrummels weniger. Aber erstens kommt es meistens etwas anders und anders als man denkt…
So etwa war die Tour zu den Karstlandschaften an der Bosnischen Grenze mit Imotski überraschend. Anderseits blieben die Besichtigungen von Trogir und Split auf der Strecke, ebenso eine Fahrt zur Insel Hvar. Die näher liegende und von Makarska direkt mit der Fähre erreichbare Insel Brac war dann der Höhepunkt unseres Urlaubes! Rechtzeitig beim Hafen im Kiosk der Jadrolina erkundigt und am Vorabend die Plätze für Hin- und Rückfahrt mit der Autofähre gebucht. Das Wetter versprach bestens zu werden!
Freitag, 24. Mai: Rechtzeitig vor der Abfahrt um 9 Uhr an der Fähre zu sein, stellte sich als einfach heraus. Zwar ist die Verkehrsführung in der Altstadt von Makarska und besonders am Hafen recht “speziell”, aber für das Einfahren gibt es eine eigene Wartespur, und wir hatten auf der Fähre auch fürs Ausfahren einen günstigen Platz, weil wir nicht zu früh dran waren. Neben den zur gleichen Zeit startenden Ausflugsschiffen ging es aus dem Hafen hinaus, schöner Rückblick auf das von Palmen gesäumte Hafenkai. Während der ca. 3/4 Stunde dauernden Überfahrt zeigt sich natürlich der Gebirgszug des Biokovo in voller Größe, und Richtung der südlichen Gipfel (am Vortag bei Drvenik und Selo) glitzerte das Meer im strahlenden Sonnenlicht. Dann war auch schon Sumartin erreicht, der Landehafen auf der Insel Brac.
Unsere Tageseinteilung war – zuerst auf den höchsten Gipfel, dann nach Bol zum berühmtesten Punkt der Insel “Goldenes Horn, restliche Zeit dort für Aufenthalt und rechtzeitige Rückfahrt, insgesamt fünf Stunden. Daher ließen wir uns nach Ausfahrt von der Fähre nicht zu viel Zeit und folgten gleich der Hauptstraße, die zügig den Berg hinaufführt. Bald ist eine Art Hochebene erreicht, die den Großteil des Inselinneren einnimmt – übrigens ist Brac die flächenmäßig größte Adriainsel. So nachgelesen und auch über die Route mit Karte und Wanderführer erkundigt. Diese Höhenlandschaft ist selbstverständlich ziemlich verkarstet, Buschwald und Heiden überwiegen. Der nächste Ort nach den vom Fährhafen aufsteigenden ufernahen Siedlungen heißt Gornji Humac, also schon vom Namen her Berglage. Um die Kirche scharen sich die Häusergruppen, Einkehrmöglichkeiten an den sich hier verzweigenden Straßen. Wir werden später zurückkommen und nach Bol hinunter ans Meer fahren. Zunächst aber gilt es dem Vidova gora, dem höchsten Berg der Insel Brac und damit auch von allen Adriainseln. Von Bol hätte ein Wanderweg hinaufgeführt, etwa drei Stunden, aber für einen Tagesausflug zu lang. Zum Glück gibt es auch eine Straßenzufahrt – zuerst auf der Hauptstraße durch einsame steinige Gegend Richtung der Westküste mit dem bekannten Ort Supetar (Fährverbindung mit Split). Es gilt nur, die Abzweigung nicht zu versäumen! Aber wie fast überall – gute Straße und gute Beschilderung, die Seitenstraße zum Gipfel windet sich durch niedrigen Nadel- und Buschwald mit einzelnen Lichtungen und endet auf einem großen Parkplatz. Sogar die Reisebusse fahren bis dort hinauf, also eigentlich kein richtiger Gipfel – trotzdem ein wunderschönes Erlebnis, denn einen solchen Ausblick haben noch selten genossen (am ehesten noch von der Ucka in Istrien).
Der “Teleblick” hinab zur Küste bei Bol zeigt die einmalige Naturerscheinung des Zlatni rat – das “Goldene Horn”. So wird die halbinselartig ins Meer vorspringende Kieszunge genannt, die je nach Meeresströmung und vorherrschenden Windrichtungen nach gegensätzlichen Richtungen weist, eine “Mondsichel” aus feinem Kies, von kristallklarem und in allen Blautönen schimmernden Meer umsäumt, ein außergewöhnlich einzigartiger Strand! Wir sind auf die Felskante des Gipfels gestiegen und streifen dann noch durch die Lichtungen, wo wir (wie bei der Weiterfahrt) neben unauffälliger Flora sogar oder nur zwei Orchideenarten finden.
Bis zurück nach Gornji Humac nehmen wir, unterbrochen von Blumenstops, die Zufahrtsstrecke als einzige Möglichkeit. Dann geht es Nähe des hochgelegenen Flugplatzes südwärts zum Bergrand und die eindrucksvolle Steilküste in scharfen Kurven hinab zum flachen Küstenstreifen von Bol. Dieser bekannte “Schicky-micky-Ort” bleibt abseits, die Wegweiser führen uns weiter zu einem großen Parkplatz beim Zlatni rat. Zum Glück sind wir in der Vorsaison da und bei angenehmen ‘Temperatur, in der Parkgebühr sind sogar überdachte Stellplätze inkludiert, die man aber nur zu dieser ruhigen Zeit finden wird können. Durch einen Pinienwald geht es dann hinab zur “Kieszunge” des Goldenen Horns, wirklich ein überwältigender Küstenplatz – im Rücken ragen die Steinfluchten des Vidova gora 780 m hoch in den – wie das Meer tiefblauen – Himmel. In Gegenrichtung weist der doppelseitige Kiesstrand hinaus ins Meer zu der ggenüberliegenden niedrigen Insel Hvar und der darüber ragenden ferneeren Insel Korcula. Unglaublich ist das Panorama über 360 Grad (wenn es gelingt), an beiden Enden ragt das Bergmassiv, dazwischen die Kiesfläche mit dem beiderseitigen Meer, auf dem etliche Schiffe vor Anker gegangen sind.
Liegen und Caféplätze sind noch spärlich besetzt, lagern könnte man bei dieser mäßigen Temperatur und fast andauerndem Sonnenschein bestens, für Baden ist das Wasser aber noch zu frisch. Wir nützen diesen einmalig schönen Platz für einen ausgiebigen Spaziergang und fahren anschließend westwärts die Küste entlang. Die Nebenstraße zieht relativ hoch am Hang dahin und passiert dabei die Häusergruppen der verstreuten Ortschaft Murvica. Ein extravagantes Ziel wäre – neben dem weiter entfernten Höhenkloster Blaca – ein Höhlenkloster mit alten Steingravuren, der Wegweiser zeigt die Abzweigung zu diesem eine Stunde bergwärts versteckten Kuriosum. Wir verzichten leicht darauf, erstens wegen der inzwischen ganz schön gestiegenen Temperaturen am kahlen Sonnenhang und weil ich gelesen habe, dass der Zugang versperrt ist. So halten wir ausgiebige Mittagsrast (eigentlich Tagesrast) an einer geeigneten Stelle mit phantastischem Blick über die Küstenlandschaft.
Einzelne einsam gelegene Landhäuser stehen verstreut in dieser exklusiven Landschaft, zwischen Oliven- und Weingärten geht es hinunter zum sicher etwas steilen Strand. Jedenfalls traumhaft, sodass uns nur der Blick auf die Uhr wegen der rechtzeitigen Rückfahrt zur Fähre verabschieden lässt. Zurück über die tolle Aussichtsstraße von Bol hinauf zur Hochfläche und diese entlang, wobei wir noch einen kurzen Halt an einer aufgelassenen Schafhalde machen – unglaublich blumenbunt! Dann geht es die Kehren hinunter nach Sumartin, gerade rechtzeitig zum “Einschiffen” – diesmal soll ich im Retourgang in die Fähre hineinfahren, aber ich brauche nur – hopphopp – retour zu fahren, das Lenken übernimmt der daneben hergehende und ins Lenkrad greifende Schiffsmann, kann mir nur recht sein… Die Rückfahrt ist auch noch wundervoll, das im späteren Licht glitzernde Meer, die zurückbleibende Insel Brac als herrliche Erinnerung und vor uns das Küstengebirge mit dem Biokovo, bis wir wieder im Hafen von Makarska anlanden. Als Krönung dieses Supertages gibt es nach dem Abendbuffet wie auf Bestellung noch einen fulminantes Abendrot!