Makarska IV – an der südlichen Riviere bei Drvenik
14. Juni 2019 von Bernhard Baumgartner
Die Makarska-Riviera zieht etwa 60 km von Omis bis Gradac das Küstengebirge entlang, neben anderen hohen Massiven sticht besonders der Biokovo bei Makarska aus der eindrucksvollen Silhuette. Zwei große Flüsse durchbrechen die Bergmauer, der (oder die) Cetina und die aus Bosnien kommende Neretva. An der Küste reihen sich die aus Fischerdörfern entstandenen Tourismusdestinationen. Den nördlichen Abschnitt mit Baska Voda und Brela hatten wir schon als kurzen Abstecher erkundet und waren nicht sehr angetan davon. Alles relativ dicht verbaut am Steilhang, enge Zufahrten und restriktive Fahr- und Parkverbote (wenn man nicht dort Gast ist). Sicher hätten wir auch noch interessante Orte besuchen sollen (vor allem Omis), aber am vierten Urlaubstag, Donnerstag 23. Mai, wollten wir uns die südliche Strecke anschauen, vorbei an Tucepi, in dessen Richtung wir ja schon auf dem vorgelagerten Osejava gewandert waren.
Die Küste ist dort zwar mit vielen kleinen Buchten gegliedert, der Anstieg gegen die südlichen Ausläufer des Biokovomassivs erfolgt aber eher direkt bis rund zur Tausenderhöhe der immer wieder hervortretenden Felsmassen (es gibt auch keine Straße ins Hinterland, außer den Zubringer von Makarska oder Tucepi Richtung Autobahn bei Vgorac). Wie Baska Voda und Brela liegen die Badeorte unterhalb der kurvigen gut ausgebauten Jadranska Magistrala, der einst fast gefürchteten überlasteten Küstenstraße, deren Hauptverkehr durch die Autobahn abgelenkt wurde. Von Podgora und Igrane bekommen wir also nicht viel zu sehen. Gradac lockt zwar mit dem längsten Strand, ist aber noch weiter entfernt (da könnte man gleich zu den phänomenalen Bacinska Seen bei Ploce fahren, leider nicht unternommen…).
Die Hinweistafel zur Fähre auf die Insel Hvar, erst im Vorbeifahren bemerkt, ließ uns umkehren und nach Drvenik hineinfahren (hatten schon den Ausflug nach Hvar geplant, aber nicht mehr dazu gekommen). Dieser kleine und vor allem autentisch wirkende Küstenort hat uns mehr beeindruckt als die berühmteren Destinationen – erstens ein geräumiger Parkplatz (mit geringer Gebühr, aber leer), zweitens die Hinweistafel “Lungomare”, also Strandpromenade… da mussten wir hin! Vorbei an gerade in Saisonvorbereitungen begriffenen Konobas und Pensionen ging es rechts von der Hafenmole zu einem Betonsteig am felsigen Strand. Dieser (vom Beton abgesehene, aber wie sollte er sonst in den Klippen angelegt sein?) hübsche Weg verlief rund um die nördlich von Drvenik gelegene, mit Pinienwald bestandene Halbinsel. Weiter oben war ein Fittnesspfad angelegt, anscheinend auf der ganz alten Küstenstraße, und dort gab es wunderschöne Lichtungen mit üppiger mediterraner Flora. Also was hätte uns Besseres passieren können!
Nach diesem angenehmen Spaziergang wollten wir das Gegenstück zum Strand erleben, daher hinauf auf den Berg. Ein altes Kloster hätte uns gelockt, aber eine Abzweigung zu früh genommen – und schon ging es in steilen Kehren irgendwohin – jedenfalls schmal, aber sogar asphaltiert, den Hang hinauf. Jede Kurve erweiterte die Aussicht, und bei einer Wegkreuzung war genug Platz zum Parken, um zu Fuß weiterzuwandern. Der linke Seitenweg führte uns in der Zone des am schönsten blühenden Ginsters und mit blumenbunten Böschungen nordwärts auf einen Felskegel zu, von dem ein kleiner Weiler unter einer mit wehender Fahne gekennzeichneten Burg herabblickte – Selo genannt. Das Dahinbummeln war bei dieser Blumenpracht und der herrlichen Aussicht über das Meer zu den Inseln Korcula und Hvar einfach genussvoll, allerdings bei zunehmender Mittagshitze (wie in unserem Adriatief-Urlaub gar nicht gewohnt). Also ließen von hohen Ziel ab, wohl auch um eventuellen Fußbeschwerden vorzubeugen, besichtigten aber eine schön hergerichtete und leider noch unbewirtschaftete “Bergeinkehr” namens Kosirisce. Die Kapelle davor zeigte gleich den Familiennamen, denn jede dieser kleinen Bergsiedlungen scheint nur von einer Sippschaft bewohnt zu sein.
Der Rückweg war durch ein frisches Lüftchen sogar ganz angenehm, vor allem hatten wir uns mit den ersten reifen Maulbeerfrüchten stärken können. Trotz kurzem Stau wegen einem Unfall auf der Magistrala war auch die Rückfahrt angenehm. Am späten Nachmittag hatten wir auch etwas vor, nämlich zum Hafen zu bummeln und uns dort die Tickets für die Fähre nach Brac zu besorgen. Aber das ist, wie es so üblich heißt, einen andere und in diesem Fall die nächste Geschichte…