EISTANZEN IM RETZBACHTAL
5. Februar 2019 von Bernhard Baumgartner
Wenn man nicht gerade auf Schitour (alpin) gehen mag oder kann, gibt es immer noch schöne Möglichkeiten für Winterwanderwege. Die führen zwar nicht in etwas “extremere” Regionen mit wahren Kristallpalästen nach den heftigen Schneefällen. Aber durch den Eisbehang an Felsen und Bachufern ergeben sich auch für einfache Wanderungen interessante Erlebnisse. So sind wir schon einmal in die Vorderen Tormäuer gefahren, wo am Anfang der Nestelbergstraße tolle Eisfälle etwa beim “Soachabach” herabhängen. Mein Autorenkollege Werner (Tippelt) ist mit mir noch dazu zum Schleierfall gegangen – ein ganz toller Vereisungspunkt! Aber ein wenig weit zu fahren… Uns am nächsten liegt das Retzbachtal bei Türnitz, und dorthin fuhren wir heute (Dienstag, 5. Februar) bei prachtvollstem Wetter. Unser Begleiter (wie in der ganzen Ferienwoche war Ossi).
Gut versorgt mit Leckerlies, um ihn sozusagen bei der Stange zu halten, konnten wir auf die Leine gut verzichten. Ein entgegen fahrender Jäger hat den Ossi wohl übersehen, sonst hätte er uns sicher nachdrücklich an die Leinenführung erinnert… Wahrscheinlich hat er den Hund einfach nicht bemerkt, denn durch seine dunkle Farbe huscht der Labrador besonders an Hecken und an dunklen Wegrändern fast wie mit einer Tarnkappe dahin. Wir stiegen also beim Parkplatz nach dem Habritzer aus und bemerkten sofort, dass wir uns womöglich selbst hätten anleinen sollen. Denn unter dem einen Zentimeter Pulverschnee von gestern oder vorgestern versteckte sich glatte Blankeis! Trotzdem hielten wir durch und marschierten, weiter drinnen auf den Schneeresten der geräumten Forststraße etwas leichter, gute zwei Stunden bis vor das Reiftal. Dann wurde es uns allmählich fast etwas zu kalt, und außerdem ist Ossi zweimal im Wasser verschwunden. Das schien ihm aber nichts auszumachen, obwohl von seinem Fell richtige Eiszapfen herabhingen, wie das letzte Bild zeigt!
Der Retzbach führt etwa Normalwasser, und die zwei Felsquellen im Eisernen Tor sprudelten mittelmäßig. Es hatte also in diesem schmalen und schluchtartigen Bergeinschnitt zwischen Traisenberg und Tirolerkogel-Kalte Kuchl noch nicht sehr getaut. Da nützte auch der Nachtfrost nichts, der Eisbehang an den Felsen und auch im Bach war eigentlich nicht so überwältigend wie wir es schon einmal erlebt hatten. Jenach Kurve wechselten Licht und Schatten, die Sonne scheint nämlich im Winter gerade nur um die Mittagszeit in den Schluchtgrund. Uns kam es nicht viel vor, aber vielleicht haben die minus sechs Grad den Schatten- und Kälteindruck noch verstärkt.
Einst gab es im Retzbachtal einige Waldkeuschen, so muss man sich die entlegenen kleinen Bauernhöfe wohl vorstellen. Heute gibt es neben dem Jagdhaus Innereben und dem schon verfallenden Reiftaler (in den 1960er Jahren noch ein Gasthaus) nur die Hütten für die Klein-Wasserkraft-Anlage. Sie beleben das Bild und ebenso der kleine Stauraum. Gerade dass die Sonne noch hineinblinzelt… Vor dem Reiftaler kehrten wir dann um, eine Stunde hinein, ebenso lang wieder hinaus zum Auto – aber wie jedesmal mit anderen, sogar hie und da überraschenden Blickwinkeln. Das ist für das Retzbachtal charakeristisch, spektakuläre Bilder kann es kaum geben, aber jedesmal irgendeine spezielle Stimmung…
Zuletzt kamen wir schon etwas durchfroren, aber “sturzlos”, wieder draußen beim Parkplatz neben dem Habritzer an, Ossi (wie schon gesagt) bereits mit Eiszapfen am Bauchfell… Er hat sich gut ausgelaufen und kann jetzt (wie wir) den Nachmittag “verrasten”…