Kvarner Riviera: Bergdörfer und Strand bei Moscenice
6. Dezember 2018 von Bernhard Baumgartner
Seit 10 Jahren befülle ich nun den Blog: www.wandertipp.at, und meine Rubrik: Bernhard Baumgartner´s Autorenblog ist sozusagen mein digitales Tourenbuch geworden, nachdem ich schon vor 1960 bis Mitte der 1970er Jahre fast zwanzig handgeschriebene Tourenbücher zusammenbekommen habe. Nun entdecke ich aber doch, dass einige wesentliche Reise- und Tourenerlebnisse nicht im Blog festgehalten wurden. Daran habe ich im heurigen Jahr schon gearbeitet (Istrien 2008 und 2010), und auch für die Insel Krk bin ich bei mir selbst im Blog fündig geworden (Blog Mai und Juni 2011, sogar als Wanderführer verfasst). Was aber bisher noch fehlt, kommt jetzt im Blog und als Bilderalben in meinem Facebook “Wandertipp bernhard baumgartner”! Eigentlich genieße ich damit meine von mehr oder minder ausführlichen Aufzeichnungen begleiteten Berichte als Erinnerung, anderseits erscheint mir schade, das Bildmaterial in irgendeiner Festplatte ungenützt abzulegen. Vielleicht sind unsere Touren- und Reisebeschreibungen auch eine Anregung für an diesen Gebieten interessierte Wanderer (denn wir waren großteils wandernd unterwegs).
Die “Einleitung für Istrien im Frühjahr 2008″ befindet sich ja seit 13. und 14. 9. 2018 im Blog bzw. im Facebook Wandertipp, nun geht es an die bisher noch nicht beschriebenen Tourentage:
Sonntag, 25. Mai: Vom Wetter lese ich aus dem Kalender – wechselnd bewölkt, nachmittag ein paar Tropfen, warm. Also ideal für eine Tour, die wir allerdings erst erkunden müssen!
Von Medveja geht die Fahrt Richtung Moscenice, Diptam blüht am Straßenrand (also botanisch vielversprechend), dann folgt der malerische Hafen von Moscenicka Draga mit feinem Kiesstrand und einer großen Hotelanlage. Eine Promenade führt die anschließende Felsenküste entlang, wir kommen bis zum Strand bei Sveti Ivan und zur Villa Istra – fast altösterreichische Gefühle!
Von Moscenicka Draga (ital. Val Santamarina) mit Hafen und Hotels zweigt dann im Seitental eine schmale Straße durch die steilen Waldhänge hinauf zur Ortschaft Moscenice ab. Dort ist das Mittelalter noch lebendig (wie es im Kunsthistorischen Reiseführer ISTRIEN heißt), wenige Häuser, die sich am steilen Felsen eng an die Kirche drängen, Treppen, Gewölbe, Arkaden und kleine Straßen mit abgetretenen Pflastersteinen. Historische Erinnerung ist der Doppeladler beim Portal des Stadttores von 1634, die massiven Steinhäuser erwecken einen wehrhaften Eindruck. Die Pfarrkirche allerdings barock, der hohe Glockenturm reicht ins 12./13. Jahrhundert zurück.
Eine steile Treppe mit über 700 Stufen hätte vom Strand unten herauf geführt in das Bergdorf, durch die Autoauffahrt haben wir aber genug Zeit eingespart, um die Tour bergwärts fortzusetzen. In der Erinnerung geht es mir jetzt ebenso wie im Gelände – die doch recht genaue Karte des Ucka-Nationalparks enthält zwar selbst die kleinen Straßen und die Namen von Häusergruppen, aber in der Natur hält man sich dann viel mehr nach den örtlichen Gegebenheiten. Also ob so ein Fahrweg noch passierbar erscheint oder ins Nirgendwo hineinführt. Von der auf Hangterrassen und durch Grabeneinschnitte dahin führenden relativ breiten Straße (Richtung Golovik und Brsec) zweigen wir bald bergwärts ab – noch auf Asphalt – und passieren die Häusergruppen von Rovini, Kalac und Mihani, soweit unterwegs notiert und in der Karte verzeichnet. Danach gibt es nur mehr einen alten überwachsenen Fahrweg, und nun geht es zu Fuß weiter – weglos über Trockenrasen und Felssteppen bis hinauf zum Waldrand. Hübsche Flora und Aussicht gegen die Insel Cres! Im submediterranen Waldgelände und durch zwei Poljen kommen wir wieder hinunter zu einer schon vorher berührten Querstraße und zum Autoabstellplatz bei einer Kreuzung, eine Ruine und ein unbewohnter Hof heißen Dugici, immerhin haben wir eine Runde von 2 1/2 Stunden bewältigt!
Eine Orientierungshilfe bietet an der schon erwähnten Querstraße ein Pfeil Richtung Grabrova, das ist allerdings im Norden, und wir müssen aber südlich weiter. Hier besteht (im Nachhinein) ein starkes, von uns gar nicht vorausschauend eingeschätztes Risiko in Form einer wilden Schotterstraße, offensichtlich nur eine Forststrecke mit groben Blöcken und einer oder mehreren quer über die “Fahrbahn” gelagerten großen Schlangen! Eine Abzweigung weist zur Ucka, ist aber nicht einzuordnen, ebenso der Ortsname Gasparici, mühselige und vorsichtige Fahrt – nur ja keinen Reifenschaden herausfordern! Endlich wieder ein bewohntes Haus bei Rubinici und bald darauf wieder auf Asphalt zur hübschen Ansiedlung Rosici. Selbst so entlegene Örtlichkeiten haben meist eine asphaltierte Zufahrt, und wo es ohne Asphalt weitergeht, marschiert man besser zu Fuß… Bei Rosici zweigen wir daher talwärts ab und erreichen bei Sveti Jelena wieder die von Moscenice kommende Neben-Hauptstraße. Glück gehabt, denn nun geht es überaus hübsch durch die Hangmulden bei Golovik und Martina zur Küstenstraße hinab. Eigentlich schade, dass wir uns für diesen landschaftlichen Höhepunkt nicht mehr Zeit gelassen haben. Aber eine bemerkenswert Ansiedlung wartet ja noch auf uns - Brsec (ital. Bersezio), auf hohem Felsen über dem Meer, umgeben von terrassenförmigen Kulturen mit Wein, Oliven und Obst, ein wehrhaft wirkender Ort mit Prachtaussicht! Wenn wir unserem Reisführer gefolgt wären, hätten wir noch ans Meer hinunterfahren können, dort ein Hafen und feinsandiger Strand, überragt von einem Felsvorsprung mit einer Magdalenenkirche, einst ein kleiner Tempel für Seefahrer. Überhaupt gibt es in den verstreuten Siedlungen einige alte Kirchen zu entdecken, im der Pfarrkirche St. Georg (Hinweis auf eine nicht mehr existierende antike Burg) sogar gotische Fresken des Albert von Konstanz um 1470. Aber dafür hätte unsere Zeit sicher nicht mehr gereicht… und bringt mich auf die Idee, doch einmal in Moscenicka Draga Urlaub zu machen!