Istrien – Westküste: Zwischen Umag und Limskikanal
22. August 2018 von Bernhard Baumgartner
Herbst in Istrien – eine schöne Zeit für Urlaub, Ausflüge und Wanderungen! Wir haben einen solchen Aufenthalt in Umag genossen, Anfang Oktober, daher sind die folgenden Istrienbeiträge von dieser Zeit (gebucht eine Woche im Hotel Sol Umag, vorzüglich, übrigens über Hofer-Reisen).
Anreise über Graz, Maribor, Lubljana und Koper (7 Stunden ohne Hast), zuhause weniger als 10 Grad, nachmittags in Umag über 20 Grad! Am ersten Tag steht der Ausflug entlang der Küste nach Süden am Programm, allerdings nach angenehmer Nacht und opulentem Frühstücksbuffet erst um halb elf Uhr unterwegs – so schmeckt Urlaub… Auf der Küstenstraße geht es gemütlich bis zum nächsten großen Ort – NOVIGRAD:
Das Wetter ist sehr angenehm, Sonne und wieder einmal Wolken, dazu ein frischer Wind aus Südwest, der hohe Wellen aufwühlt. Die Namen der Stadt – italienisch Cittanova (auch Emonia, Neapolis) – lassen einen alten, allerdings nicht eindeutig geklärten Ursprung vermuten. Die Altstadt lag auf einer kleinen Insel und wurde erst später mit dem Festland verbunden. Von 520 bis 1828 Bischofssitz, der von Strandkiefern umgebene Dom mit Krypta ist ein stimmungsvoller Platz. Mittelalterlicher Steinsarkophag davor, an der Meerseite der Stadt die Festungsmauer aus dem 13. Jahrhundert.
Zum Herumspazieren verlocken die engen Gassen und vor allem die meerseitige Stadtmauer, wo die hohen Wellen herangischten. Eine stellenweise lüberspülte Mole zieht den Hafen entlang, überaus stimmungsvoll und mit Sonne und Wind fast schon herbstlich erfrischend, sogar im Führer heißt es – reizvoll ein Spaziergang am Damm.
Ein guter Auftakt für unseren ersten Ausflug, aber die Zeit eilt – schon ist Mittag vorbei, und wir fahren zum nächsten Haltepunkt. Unweit von Novigrad mündet der Fluss Mirna durch eine breite Schwemmebene ins Meer, flussaufwärts Kulturflächen auf entwässertem Grund, teils verwachsene Lagunen sollen ein wichtiger Lebensraum für Vögel sein. Nach der Talquerung wenden wir uns gleich am etwas schrofferen Rand des Kap Laterna wieder seitwärts von der Küstenstraße, aber nur teilweise in Natur, denn wie vielfach nehmen Campingplätze die Buchten ein, jetzt in der Spätsaison allerdings schon fast menschenleer.
Bei dem längeren Spaziergang mit Rückblick auf Novigrad überwiegt – wie bei der Weiterfahrt über die küstennahen Niederungen beim Ort Tar vorbei – der herbstliche Eindruck. Vor allem die häufigen Perückensträucher zeigen fast grelle Rotfärbungen. Dann näheren wir uns einem der für Kunstfreunde berühmtesten Küstenstädte – POREC.
Dass wir uns hier zwei Stunden aufhalten, zeigt schon, was es hier Interessantes zu besichtigen gibt. Vorher allerdings noch eine Stärkung, dann volles Kunst- und Kulturerlebnis! In keiner anderen istrischen Stadt soll die byzantinisch beeinflusste Architektur so bedeutend sein (passt zur NÖ Landesausstellung 2018 auf der Schallaburg – Byzanz und der Westen). Die Euphrasius-Basilika ist seit 1997 Weltkulturerbe, mit der Basilika von Pula die am besten erhaltene frühchristliche Kulturstätte der westlichen Welt! Die Anlage des römischen Parentium wird sogar in der heutigen Stadt noch erkennbar. Wir nehmen uns genug Zeit für die Besichtigung der Basilika und des Diözesanmuseum – in einem eigenen Beitrag habe ich schon davon berichtet und zeige hier nur mehr einige besonders eindrucksvolle Bilder.
Unsere anschließend noch weiter südwärts verlaufende Ausflugsfahrt endet vor dem Limskikanal, dessen Name vom lateinisch-römischen Limes herrührt, einst Grenze zwischen den Territorien von Porec und Pula. Die Stadt Vrsar (mit dem italienisch wohlklingenden Namen Osera) wird ganz wundervoll beschrieben: Ein Hügel am Meer, eine Krone aus Klippen und grüne Insel, bezaubernd nach unserem Kunsthistorischen Reiseführer. Cassiodor verglich die römischen Villen mit den “Perlen auf dem Haupt einer schönen Frau”. Sogar in die Memoiren Giacomo Casanovas ist Vrsar eingegangen. Wirklich bezaubernd der Ausblick über die Inseln vor der Küste!
Was es da alles zu besichtigen und zu fotografieren gäbe! Geben würde – wir sind schon am Ende des Tages und unserer Aufnahmekapazität angelangt…. Nahe dem Limskikanal erreiche wird die Schnellstraße und kommen um halb acht Uhr zurück ins Hotel. Wie mehrfach in dieser Woche gibt es bei der Rückfahrt nach Umag wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit gerade die herrlichsten Sonnenuntergänge!