Istrisches Tagebuch IV – Rabac und Labin
3. Juni 2018 von Bernhard Baumgartner
An unserem fünften Urlaubstag war nach den Touren auf die Ucka und zum Kap Kamenjak ein etwas milderes Programm angesagt, das heißt Spaziergang in Rabac die Küste entlang am Donnerstag, 3. Mai. Das Wetter ist gerade zum Wandern einladend, erst um Mittag heiß, aber da sind wir ja schon wieder im Hotel und im Pool… Vom Valamar Hotel, einer schönen Anlage wie ein Vierkanter mit Innenhof und gegen das Meer vorgelagertem Park, schließen sich mehrere Neubauten entlang der Promenade an, teilweise noch im Bau, was aber nicht stört. Nordostwärts die noch unverbaute Küste entlang beginnt über dem felsigen Meeresufer ein dichtes Waldgebiet, das von einer Forststraße erschlossen wird, teilweise als Wanderweg deklariert. Sehr hübsche Wanderung, vielfach der Italienische Aronstab mit seinen großen Blüten, sonst sehr verwachsen, am Zugang aber auch Trockenrasen mit Orchideen. Wir landen bei kleinen Felsbuchten (mit noch unverbautem Privatbesitz am Ende des Fahrweges), der hübsche Strand aber nur kletternd zugänglich. Dafür am Rückweg den Felsrand des Strandes entlang, hübscher Ausblick gegen Cres und die Labin-Halbinsel, dazu einige typische Blumen…
Anderntags (Feitag, 4. Mai) wollen wir endlich nach Labin und eine Ausflugsfahrt mit Wanderung anschließen! Das schon in der Frühgeschichte besiedelte Labin ist eine typische Festungsstadt und beherrscht – mit ihrem weiten Blick und ebenso weithin sichtbar – sowohl die Steilküste von Rabac als auch das Hinterland bis zu den “Burgstädten” (etwa Pican). Durchgefahren sind wir ja schon bei der Tour nach Duga Luka, diesmal parken wir aber am Hauptplatz, um die Stadt zu besichtigen. Diese ist kein gepflegtes Schaustück, aber gerade deshalb hat sie einen reizenden Flair von Geschichte, historischer Baukunst und originellem Leben. Von der Rundbastion führt das Stadttor zu ansteigenden Plätzen und winkeligen Straßen, voraus der Dom Mariä Geburt, rechts mit einem Uhrtürmchen das “Kleine Theater”.
Reizvoll, wenn auch teilweise in originalem Zustand (nur wenige renovierte Häuser), sind einige Palazzi von Adelsfamilien, aber besonders auch manches private Eckerl neben den hochragenden Steinhäusern und winzigen Gärtchen. Kurioses aus dem Reisführer: Als die Stadt 1599 von Seeräubern belagert wurde, ließen die Bewohner (300 Mann gegen 800 Piraten) mit Eisenstücken gefüllte Fässer durch die Gassen rollen – der Höllenlärm machte den Eindruck massiver Verteidigung, und die Piraten zogen ab. Der venezianische Markuslöwe an der Domfassade hat einen steinernen Ball in seinem Rachen und erzeugt so bei starkem Wind ein Geräusch, das dem Gebrüll eines Löwen ähnlich ist. Höhepunkt – räumlich und erlebnismäßig – ist jedoch die Besteigung des Glockenturmes St. Justus. Es kann immer nur eine Besuchergruppe die schmalen und steilen Stiegen passieren, bis man in der Glockenstube steht. Ich hätte mir vorgestellt, noch auf die Turmbrüstung hinauf zu kommen, aber das war anscheinend nicht möglich. Die Aussicht ringsherum und auch aus den schmalen Schlitzfenstern war auch so packend!
Wir hätten leicht noch den ganzen Tag in Labin verbringen können, so manche lohnende Details haben wir sicher versäumt, weil wir ja noch die lange Halbinsel, die von Labin nach Süden zieht, erkunden wollten. Den ersten Zipfel dieses weitläufigen Bergrückens mit dem Kap Trget und dem Dörfchen Duga Luka hatten wir ja schon kennengelernt, von diesem Tag stammt auch das schöne Bild Labins (vom Friedhof her).
Bilder gemischt von Anni und mir. Mit der Stadtbesichtigung von Labin beschließe ich diesen Beitrag und beginne einen neuen mit der am selben Tag anschließenden Tour über die “Labin-Halbinsel”.