Fischauer Berge zur Zwergirisblüte
17. April 2018 von Bernhard Baumgartner
Nachdem mein “Kuhschellenberg” schon voll in Blüte stand, fehlte nur noch der Facebook-Bericht, um endlich zur Thermenlinie aufzubrechen! Sonntag 15. April, wie die ganze Zeit schon mild wegen der anhaltenden Südwetterlage – eine Wohltat nach den strengen Tagen im März. Obwohl uns der “fade Schlauch” durchs Triestingtal bevorstand, kamen über den Gerichtsberg hinweg angenehme Gefühle auf, endlich wieder eine volle Naturtour. Noch dazu zu einem uns längste Zeit bekannten Naturdenkmal, die sogenannte “Reden” am Römerweg bei Bad Fischau-Brunn.
Die gemütliche Strecke über Hernstein wählten wir erst für die Rückfahrt, denn am schnellsten geht es von uns aus doch über Leobersdorf / A 2 – Wöllersdorf – bei einem der zahllosen Kreisverkehre Richtung Wiener Neustadt Abzweigung nach Bad Fischau bzw. direkt nach Brunn. Zugegeben etwas verwinkelt, aber beim Thermalbad vorbei links haltend kommt man sicher zum Römerweg, der nun Weingartenstraße genannt wird. Parkplatz bei einer tut gut-Infotafel und einen Spielplatz (Pferdespielplatz genannt). Nun nicht auf Asphalt weiter, sondern nur ein paar Schritte die Bergstraße hinauf und neben einem “Syphon” (?) der 1. Wiener Hochquellenleitung links auf einem Wegerl weiter. Vorbei am Ballspielplatz setzt sich dieses weiter im lockeren Gesträuch und Schwarzföhrenbestand fort, voll idyllisch und dazu noch mit zahllosen wunderschön aufgeblühten Frühlings-Adonisröschen!
Ein Stück oberhalb der Römerweg-Asphaltstrecke weiter zu einem auffallenden Griechischen Kreuz (? Inschrift unleserlich) und nun auf der auch als Radweg (Richtung Winzendorf) benützten Asphaltbahn weiter. Trockensteinmauern und einige Rastplätze begleiten diesen netten “Panoramaweg” mit Blick über die Ebene gegen Rosaliengebirge, Bucklige Welt (markant der Einschnitt des Pittentals), zum noch mit Schnee bedeckten Hochwechsel und die Semmeringberge. Bald folgen an der Bergseite nach brachen Flächen schon bearbeitete Weingärten mit auffallend rötlicher Erde, typisch für den höher oben in Felsen und am Bergfuß mit Steinflächen hervortretenden Hallstätter Kalk der Fischauer Berge. Man kann sogar hoch oben am Engelsberg den Steinbruch erkennen, in dem Pseudomarmor abgebaut wurde (Hinweis für eine längere Tour am Ende des Berichts).
Kirschen und Pfirsiche beginnen schon zu blühen, aber in voller Blüte stehen die Büsche von Weichseln (Badener Weichsel) und Schlehen. Kurz geht es leicht bergauf und zur Einmündung des Seitentals vom Engelberg her mit einer wichtigen Kreuzung, denn auf der kleinen Anhöhe DAVOR (!) findet man bergwärts einen schmalen, aber gut ausgeprägten Steig im Gebüsch neben einer alten Weingartenmauer – Hinweis gibt es sonst keinen! Kurz danach Gabelung, hier rechts am Gehölzrand weiter, bei der nächsten Verzweigung im Bogen links hinauf zu den Trockenrasen “Auf der Reden” (Naturdenkmal).
Man landet auf der beschriebenen Route bei der mittleren Wiesenfläche und sollte sich den beiderseits anschließenden Lichtungen widmen, da der Blumenreichtum (entgegen unserer Erinnerung) etwas ungleich verteilt ist. Fast gänzlich abgeblüht waren jedenfalls die Kuhschellen (die Fruchtstände noch nicht auffallend ausgeprägt), schön in Blüte die Kugelblumen (Herzblättrige) und das Steinkraut (Berg-). Absoluter Höhepunkt die Zwerg-Iris, in den blau-lila Farbvarianten und mit gelblichen Blüten. Zum Anschauen sind diese etwas kompliziert gebauten Geschöpfe sehr attraktiv, beim Fotografieren muss man halt den richtigen Blickwinkel und Bildausschnitt suchen, um die geschaute Schönheit auch eindrucksvoll abzubilden. Und das braucht seine Zeit, aber darüber verfügten wir ja reichlich, weil wir keine längere Tour im Sinn hatte.
Bilder von Anni:
Meine Bilder: Im übrigen Beitrag gemischt!
In einigen Wochen wird man “Auf der Reden” Orchideen finden können – die Adriatische Riemenzunge und (bereits im Föhrenwald am Zugang beim Wasserleitungsweg) den Violetten Dingel. Wir beschlossen unsere Exkursion mit einer Runde zur Eisensteinhöhle, dazu quer über die rechts gelegene Wiese zum Waldrand und dort bei einem querenden (vom Grössenberg kommenden) Waldweg geradeaus auf rot markiertem Steig weiter. Die Schauhöhle ist durch ihre Lage an einer Thermalspalte eine Seltenheit und kann nur mit Führung besichtigt werden: Jeden 1. und 3. Sonntag ab 5. Mai bis Oktober, Ausrüstung wie Schutzkleidung wird beigestellt, wie uns ein Einheimischer versicherte. Die Eisenstein-Schutzhütte ist von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und die einzige Einkehrmöglichkeit unterwegs (im Ort Gasthäuser und Heurige).
Über den Mühlhoferweg und die anschließende Obere Burgstraße ging es dann bergab zur Bergstraße und dem Ausgangspunkt. Dabei fielen mir ein Straßenname und ein größere Gebäude oben am Waldhang auf – das “Bergschlössl”. Mit diesem könnten mich Erinnerungen verbinden, denn als Kleinkind kam ich wegen einer Erkrankung mit meiner Mutter hierher zur Erholung, so etwa vor 75 Jahren, und da gibt es statt Erinnerungen nur die daran geknüpften Erzählungen – wie bei vielen solchen “Gschichtln”, dieses ist aber echt wahr…
Eine ordentliche Rundwanderung ist in meinem “Großen Wandererlebnis NÖ” beschrieben, sehr lohnend solange es nicht zu heiß wird und die Flora frühsommerlich entwickelt ist – übrigens auch mein nächster Tipp im “treff”, der Zeitschrift der Arbeiterkammer NÖ.