Rossatz am Marillenblüten-Sonntag
18. April 2017 von Bernhard Baumgartner
Die “Hauptblüte” der Marillenbäume in der Wachau war mit bestem Wetter intensiv und werbewirksam angekündigt – Wochenende zum Aprilanfang, wechselnde geringe Bewölkung, bei Südostwind sehr warm, sogar bis 25 Grad in Föhnlagen… Wer kann da einem Ausflug in die Wachau widerstehen, ausgenommen man sucht eher die Einsamkeit in den Voralpen oder im höheren Waldviertel?
Wenn schon in die Wachau, muss man unbedingt ein ruhigeres Fleckerl erwischen. Diese gibt es genug auch nahe dem Strom in den Obst- und Weingärten, aber nicht unbedingt an der prominenten Waldviertler Seite. Viel eher schon am Fuß des Dunkelsteinerwaldes, und da bieten sich Schönbühel-Aggstein, die Arnsdörfer mit ihrem Mariellenweg zum Glauberkreuz oder das von uns gewählte Rossatz an.
In der Spitzenposition der Ausblicke hat Rossatz das einzigartige Bild von Dürnstein mit der Ruine gegenüber. Dorthin kommen wir auch am schnellsten, nur bei der Ortseinfahrt und schon davor erkennen wir das Hauptproblem dieses “Supertages”. Das Durchfahren ist schon mühevoll genug, aber das Auto überhaupt erst abstellen zu können…. Indem ich in Rossatz besonders gut bewandert bin, weiß ich den sicher freien Platz – beim Friedhof! Einen Anrainer daneben gefragt und erfahren, der “Gottesacker” in von öffentlichem Gut gesäumt. Und obwohl es keine Hinweistafel wie “Parken nur für Friedhofsbesucher” gibt, würde uns das voll genügen, aber Anni besucht noch dazu das Grab von den Eltern ihrer (in St. Veit begrabenen) Freundin Monika Hausleitner geb. Moser.
Von den “Nussbankerln” nach dem Weingut Sigl (beim Wasserreservoir) geht es schon hinauf in den Bergwald, denn der von uns angepeilte Panoramaweg verläuft nicht unten in den Weingärten (wie der Welterbesteig), aber auch nicht so hoch oben wie der Jankerlweg. Dieser bringt uns allerdings nach kurzem Aufstieg im steilen Muglergraben zur anschließenden Querung und dem Abstieg Richtung “Sonnwendkugel”.
Inzwischen weiß ich´s – der Platz heißt wirklich “Sonnwendkugel” und nicht wie von mir ursprünglich angenommen Sonnwendkogel (da war ich wie öfters skeptisch, unbegründet diesmal…), nach dem dort markant platzierten Wackelstein auf Wachauer Art. Dieser Platz ist wirklich großartig und sogar nicht als einfacher Spaziergang erreichbar – entweder über den Jankerlweg oder von Rührsdorf her vom Muglerweg oder Welterbesteig abzweigend. Fotogen unabhängig von Jahreszeit so um Mittag wegen dem dekorativen Seitenlicht, morgens und abends ungünstiges Gegen- oder Auflicht.
Von meinem neuen Wachau-Headerbild-Standort geht es dann auf der Forststraße am “Gott´s Ackerl” vorbei, wie schon bei der Wanderung zur Waldandacht beschrieben. Ich habe angenommen und nachgefragt, ob diese Bezeichnung etwas mit dem Geheimprotestantismus während der Gegenreformation zu tun hat, aber keine Auskunft abgewartet. Diesmal bin ich auf die Seitenkuppe hinaufgestiegen und dort auf eine Ansammlung kanzel- oder altarartiger Steinblöcke gestoßen, die auch allein schon an einen Friedhof voll zyklopischer Grabsteine erinnern. Vielleicht genügt das zur Namenserklärung, jedenfalls hat der Flurname sicher einige Bedeutung, sonst wäre er nicht angeschrieben….
Nach einem kurzen Stück auf der Muglerstraße bergab zweigen schon der Welterbesteig und der Rührsdorfer Panoramaweg ab, und damit sind wir schon an der “Marillenmeile” angelangt. Hier merkt man erst, dass die Wanderwege zwar weniger, aber alle Parkplätze vor den Heurigen und ihre Zufahrten voll zugeparkt sind! Dieses besonders hübsche Wegstück zurück nach Rossatz zeigt zuerst Weißenkirchen und nach dem “Steinkompass” die Wächterwand in ganz malerischer Ansicht.
Nach kurzer Waldpassage geht es schon bergab auf Rossatz zu. Während Anni aber gleich links zum Friedhof-Parkplatz weitergeht, zweige ich rechts am Welterbesteig ab und marschiere in die Weingärten hinaus bis zum Aussichtsplatz mit der Skulptur “Smaragdeidechse”.
Auf direktem Weg hinab zum “Hintaus” von Rossatz beschließe auch ich die Tour. Unterwegs begegnet mir noch ein Gast aus Salzburg, der sich aus der stockenden Kolonne in der Ortsdurchfahrt herausgerettet hat. Das machen wir ebenfalls, indem wir beim “Hintaus” gegen Rossatzbach entweichen und ungehindert von den Marillenblütenfans nach Hause fahren. Anni und mich als Bildautoren habe ich diesmal leider zu trennen übersehen!