“Malteserschwamm”
11. März 2017 von Bernhard Baumgartner
Der “Malteserschwamm” / Cynomorium coccineum ist eine botanisch und vor allem auch historisch überaus interessante pilzähnliche Pflanze. Ihr bekanntestes Vorkommen ist der Fungus Rock an der Westküste der maltesischen Insel Gozo – an der Dwejra Bay, wo vor ein paar Tagen ein Wahrzeichen Maltas – das “Blaue Fenster” / Azure Window durch allmähliche Verwitterung und bei orkanartig auftretendem Sturm eingestürzt und im Meer versunken ist. Hier im Bild sieht man es noch in voller Schönheit!
Bilder von dieser geologischen “Katastrophe” findet man im Google unter > azure window collapse
Zurück zum “Malteserschwamm”:
Der “Malteserschwamm” ist kein Pilz, sondern eine chlorophyllfreie Schmarotzerpflanze auf salzliebenden Küstenpflanzen und -sträuchern. Aus einem verzweigten Rhizom eentwickeln sich die endständigen Blütenstände – rötlichbraune, phalloid-pilzähnliche Kolben, gebildet aus zahllosen winzigen Schuppenblättern, in deren Achseln die eingeschlechtlichen Blüten (die männlichen Teile mit nur einem Staubblatt) sitzen.
Der schwer erreichbare Felsen wurde mittels eines 35 m langen, über den schmalen Meeresarm gespannten Seiles erschlossen, um die “Malteserschwämme” in Körben an Land holen zu können. Ein noch heute über der Dwejra Bay sichtbarer Wachturm sicherte den Fungus Rock vor dem unbefugten Betreten. Wagte dennoch jemand einen Diebstahl von “Malteserschwämmen”, bestand die Strafe aus der Verbannung auf die Rudergaleeren…
Die Ritter des Malteser Hospitals auf Malta erzeugten aus den “Malteserschwämmen” eine Essenz, die als blutstillendes, wundenheilendes und noch dazu als Potenz förderndes Mittel berühmt wurde und zu ungeheuren Preisen an die Fürstenhöfe Europas verhandelt wurde. Als man in den 1960er Jahren jedoch eine wissenschaftliche Untersuchung vornahm, stellte sich heraus, dass diese Substanz keinerlei Wirkung hatte…
Außer auf der maltesischen Insel Gozo am “Pilzfelsen” / Fungus Rock der Dwejra Bay kommt der “Malteserschwamm” noch auf Salzmarschen und maritimen Sanden vor, wo eben seine Wirtspflanzen wachsen – so auf den italienischen Inseln, im Süden Korsikas und Spaniens sowie in Nordafrika. Das Verbreitungsgebiet reicht vom Mittelmeergebiet bis über Vorderasien hinaus. Zu sehen wird man den “Malteserschwamm” wohl kaum jemals bekommen – oder doch?
1 Reaktion zu ““Malteserschwamm””
Vielen Dank für die wunderschönen Berichte, vor allem die österreichischen mit Botanikbezug.
Bezüglich Malteserschwamm. In Sardinien konnten wir diese Pflanze in Natur beobachten.
Mit besten Grüßen Markus