“Tiroler Winterwoche”: der versteckte Hintersteiner See
21. Februar 2017 von Bernhard Baumgartner
Eigentlich ist es ungewöhnlich, während einer Winterurlaubswoche bei guten Schneeverhältnissen ganz einfach wandern zu gehen. Aber…. , erstens gibt es nicht zum Pistenfahren verlockende Wetterverhältnisse, und zweitens gibt es (schon vom Sommer her bekannte) Ziele, die einmal auch im Winter erlebt sein wollen.
Zum Beispiel der Hintersteiner See. Dieser ist auf rund 800 m Höhe im südwestlichen Kaisergebirge eingebettet und hat seinen Namen von den Felsmassen, hinter welchen er vom Inntal bei Kufstein aus gesehen und vom durch seine Schiorte (Söll, Ellmau, Going) bekannten Weißachtal versteckt ist. Die Zufahrt dorthin erfolgte am 1. Februar bei etwas wechselhaftem Wetter, wobei die Gipfel ebenso wie die Täler vielfach von Hochnebel verdeckt waren. Auf der steilen und vielgewundenen Bergstraße von Scheffau hielten sich Sonnenhoffnung und Nebelerwartung noch einigermaßen die Waage, nach leichtem Aufklaren am späten Vormittag trübte es sich leider wieder ganz schön dunkel ein. Dennoch oder gerade deshalb war es eine sehr stimmungsvolle Wanderung…
Am interessanten Kircherl bei Bärnstatt vorbei (mit einer Art Totentanzdarstellung) kamen wir von Scheffau zum geräumten, aber leeren Parkplatz vor dem See. Zu anderen und sehr belebten Jahreszeiten haben wir das Gewässer auf lohnenden Wegen, teilweise etwas alpin und an der Kaiserseite auch bergbäuerlich, in zwei bis drei Stunden locker umrundet. Diesmal hielten wir uns wegen der Schneebedeckung an die schmale Asphaltstraße, die vom sommerlichen Strandbad und Seestüberl bis zum Sattel am westlichen Ende des Hochtals zieht. Von dort geht es dann steil über die Steinerne Stiege hinab gegen die Innfurche.
Die Stimmungen entlang des Seeufers wechselte ständig, je nach den Lichtverhältnissen oder den Objekten im Vordergrund. Zweimal kommt man an großen Bauernhöfen vorbei, dazwischen gibt es private Ansitze, teils anscheinend noch aus früheren Jahrzehnten im entsprechend malerischen Baustil. Der Hintersteiner See ist übrigens Privatbesitz, darf nur beim abgezäunten Strandbad am östlichen Ende benützt werden und wird westwärts für ein im Tal gelegenes kleineres Kraftwerk je nach Niederschlagsverhältnissen abgeleitet. Sonst ist die Landschaft ziemlich naturbelassen und wirkt mit ihrer Umrahmung von steilen, felsdurchsetzten Waldhängen recht romantisch.
Kurz schälte sich eine Berggestalt aus den Nebelmassen, es muss der bekannte Gipfel Scheffauer gewesen sein. Interessanterweise war die Seefläche eigentlich von einer Schneeschicht bedeckt, in die sich aber immer mehr aus dem Untergrund aufdringendes Wasser mischte. Wie ein Spiegel, aber leider nicht für blauen Himmel und Sonnenschein, immerhin mit den Baumgestalten am Ufer ein malerisches Bild.
Nach dem Gasthaus am See-Ende versuchten wir noch ein Stück den Uferweg entlang der Südseite, gingen aber dann doch nur den Güterweg entlang bis vor einen stattlichen Hof mit allen möglichen touristischen Einrichtungen, danach denselben Weg zurück. Insgesamt ein sehr stimmungsvoller Wandertag, wobei die Bilder ohne Digitaltechnik wohl ganz ausdruckslos geblieben wären. Über den trüben Tag tröstete uns auch der Wetterbericht hinweg, denn für den anschließenden Donnerstag waren schöne Aussichten angesagt. Die haben wir dann bei der schon beschriebenen “kleinen Schisafari” von der Resterhöhe aus erleben können…