HIKE & BIKE im Waldviertel
23. September 2016 von Bernhard Baumgartner
Bei den von mir beschriebenen und abmarschierten Wanderungen füge ich – speziell im Waldviertel und anderen eher flachen Gegenden – gern den Hinweis dazu: Auch für Radfahrer empfehlenswert! In einer der vorigen Auflagen meines Waldviertelführers war sogar das Motto HIKE & BIKE ein lokaler Schwerpunkt (etwas zwischen Raabs und Eibenstein oder für etliche Streckenwanderungen, wo keine Rückfahrmöglichkeit mit Bus oder Bahn besteht). Noch im August, angenehm daher bei den hochsommerlichen Tagen, wollten wir den Praxistest dazu unternehmen.
Neben dem nördlichen Waldviertel und dem angrenzenden Trebonsko (Chlum), wo wir Radtouren wohl erst nächstes Jahr machen werden, verlockten mich vor allem die eher sanften Routen bei Schweiggers, nordwestlich von Zwettl. So starteten wir am 18. August von diesem schönen Marktort nahe der Thayaquelle.
Schon bei der ersten Fahrstrecke zeigte sich, dass in Schweiggers bezüglich Wanderwegen sich allerhand geändert hat. Das heißt – die Wege sind zwar gleich geblieben, aber ihre Bezeichnungen und vor allem auch die Nummern verändert. Nicht gerade hilfreich für die Benützung über einen längeren Zeitraum, als ob man bei uns in den Voralpen alle Markierungsfarben verändern wollte (ist durch die Umstellung auf rot-weiß-rot und Wegnummern sowie durch die neuen gelben Richtungstafeln aber ohnehin schon passiert).
Der sogenannte Grasungweg existiert zwar (Wanderrouten vielfach auf asphaltierten Güterwegen), aber nicht auf den Wegweisern! Also müssen wir uns an Hand der ausführlichen Infotafeln orientieren – auch kein Problem, über Schwarzenbach geht es weiter, die Thayaquelle lassen wir aus. Aber danach folgt eine kitzliche Stelle, wo wir uns noch dazu durch das Schwammerlsuchen ablenken lassen (wie heuer schon mehrmals sonst seltene Brätlinge gefunden). An einer Waldrandecke, wo der Feldfahrweg geradeaus ins Gehölz hineinführt, fehlt der wirklich wichtige Markierungspfeil! Wenn man dann auf der Karte den Punkt, an dem man sich gerade befindet, nicht mehr sicher orten kann, da werden weniger geübte Wanderer wohl starke Probleme bekommen!
Wir kommen dann nach Überquerung taufrischer Wiesen und Waldränder doch wieder an die richtige Stelle Richtung Siebenlinden. Aber nicht direkt auf dieses Ziel zu, sondern uns verlockt die asphaltierte Seitenstraße über den kleinen Weiler Vierlings (im Bild – neu gebaute große Bauernhöfe, Landhäuser und sogar eine Kapelle neben einem ebenfalls neu angelegten Teich, also zwar weltfern, aber nicht weltfremd…). Noch dazu haben wir hier einen sanfteren Anstieg zum Holmberg, und vom Wasserscheidenstein (im Bild) an ist Schluss mit den Steigungen.
Weil die Abfahrt so zügig vonstatten geht, sausen wir gleich an den Abzweigungen zum Jahrtausendlebensturm und zur Moatakapelle vorbei – ich kann Anni erst wieder auf der Anhöhe neben Siebenlinden “einfangen”. Hier hat man einen fantastischen Blick über die Landschaft gegen Süden zum “Hohen Waldviertel”, gekennzeichnet durch den Ruinenturm von Arbesbach. Die schöne Herbstaufnahme von den malerischen Streifenfluren kann ich jetzt durch ein aktuelles Bild ersetzen:
Siebenlinden ist ein etwas magischer Ort – ein ausgedehntes, fast unübersichtliches Dorf mit einer beachtlichen Kirche und dem noch auffallender großen Pfarrhof daneben (gerade in Renovierung). Zuerst zum Gedenkstein und Gehöft unterhalb des Kirchhügels – hier wirkte als Lehrer der geschätzte Waldviertler Dichter Wilhelm Szabo. Die Kirche selbst, vielmehr die davor wachsenden riesigen Bäume, geben dem Ort seinen Namen. Die “Siebenlinden” sollen der Sage nach an sieben lasterhafte Tempelritter erinnern, deren Burgkapelle schließlich zur Pfarrkirche wurde. Das kleine Salettel oberhalb (bei den Feuerwehrfesten als Bar beliebt) ist ein stimmungsvoller Platz, wo man sich in die Vergangenheit versetzen kann.
Vorher sind wir noch den Seitenweg zum Meridianstein gefahren, neben der Europäischen Hauptwasserscheide ein markanter geografischer Punkt in Schweiggers / Siebenlinden. Weil die Mittagszeit schon näher rückt und wir neben der Labung in Schweiggers noch ein zweites Ziel für den Nachmittag haben, lassen wir uns von den neuen Wanderrouten danach nicht mehr ablenken – auf der wenig befahrenen Asphaltstraße geht´s hurtig zurück nach Schweiggers. Diesmal kommen wir nicht bei der “Nymphe Thaya” (Skulptur eines ortsansässigen Künstlers) vorbei, sondern direkt zum Hauptplatz mit der gerade noch offenen Bäckerei. Übrigens gibt es in Schweiggers, wie es sich anscheinend für einen stattlichen ländlichen Marktort gehört, etliche Gasthäuser und gegenüber vom Bäcker auch ein Café. Ich schaue dort gerade noch hinein, um mich nach der Besonderheit dieses Lokals zu erkundigen – die freundliche Besitzerin hat nämlich Bilder der Künstlerin Sieglinde Layr gesammelt, selbst die Kopien im Kaffeehaus sind wunderschön stimmig für die Landschaft des Waldviertels (nächstesmal werden werden wir nicht vorher zum Bäcker gehen, obwohl dort die Auswahl vorzüglich war, sondern gleich den Kunstgenuss im Café vornehmen, jedenfalls danke für das Entgegenkommen bei der Nachfrage ohne Konsumation).
Schon bei meiner Erkundungs- und Fototour durchs Waldviertel am 3. August bin ich zuletzt noch zum Schloss Waldreichs gekommen. Den Teichkettenweg von diesem durch die Greifvogel-Sation bekannten Ausgangspunkt zum Schloss Ottenstein wollen wir noch mit dem Rad ausprobieren. Das Ergebnis gleich vorweg – diese Route ist zu Fuß sicher empfehlenswerter! Denn wegen der vielen Beobachtungs- und Fotohalts steigt man ununterbrochen vom Rad auf und ab, und die Naturfahrwege sind zwar recht gut, aber beim Strampeln muss man halt doch mehr aufpassen als die Ausblicke und Eindrücke zu genießen. Trotzdem ist die Ausbeute an Bildern recht ergiebig geworden, zumal das Nachmittagslicht sehr stimmungsvoll wirkt.
Im Vergleich mit meiner Routenbeschreibung habe ich nur ein Problem – wie üblich sind die Pfeilmarkierungen nur in einer Richtung angebracht, und diese verläuft vom Schloss Ottenstein nach Waldreichs! Erst im späteren Verlauf ist die Markierung dann reichhaltiger und einfacher nachzuvollziehen. Wir kommen aber trotzdem gut weiter und haben beim Stronesteich und Plattenteich noch schöne Motive, bevor wir auf der Alleestraße wieder zum Schloss Waldreichs zurückfahren.