“Stefaniritt auf Schusters Rappen”
28. Dezember 2015 von Bernhard Baumgartner
Zwischen dem 24. und 28. Dezember gibt es drei “Familientage” und einen sogenannten “freien Tag”, an dem wir keine (aber ohnehin angenehmen) Verpflichtungen haben und sozusagen uns selbst überlassen sind. Eigentlich wollten wir nach Mariazell “nach dem Advent” mit einem Spaziergang am sonnigen Erlaufseeufer oder am Hubertussee in der Walster oder von Mitterbach zum Erlaufklauser Stausee.
Gnadenkapelle auf einem Bild des Malers Gurk um 1830 und die Gnadenstatue, die nach den “nackten Tagen” vor Weihnachten nun wieder prunkvoll gewandet ist.
Aber wie an allen Tagen jetzt war auch der samstägige Stefanitag nebelfrei, und warum sollten wir dann nach auswärts fahren? Also blieben wir in St. Veit und besuchten die Messe im “Dom des Gölsentals”, unter großartiger Mitwirkung der von mehreren jungen Frauen gebildeten Sängergruppe “Chorianders”. Auf jeden Fall ein Pluspunkt für den Stefanitag!
Irgendwie zögerte sich dann der “Auslauf” am Nachmittag länger hinaus, nicht ohne Hintergedanken, denn am Vortag hatten wir in Lilienfeld ein ganz prächtiges Abendrot erlebt. Für den weiten Ausblick mussten wir vom Tal noch höher hinaus, und von meinen Wanderungen (nicht zuletzt für das “St. Veiter Häuserbuch” vor einigen Jahren, mit Mag. Wilfried Gramm verfasst und bei der Marktgemeinde aufliegend) wusste ich vom malerischen Fernblick auf der Schwarzenbacher Höhe. Unser Glück als St. Veiter ist, dass wir für solche “Schnellschüsse” uns bei der Zufahrt über die Güterwege zu den hochgelegenen Bauernhöfen als “Anrainer” fühlen…
AB Beim Hof vulgo Almerer und Ausblick zum Schwarzwaldeck
Hier begann also unser Höhenspaziergang am Stefanitag, ein “Steckenpferd” für uns inmitten der zeitweilig turbulenten Familienweihnacht. Aber eigentlich wären wir zu Pferd erst richtig stilgerecht unterwegs gewesen, wie ich irgendwie im Hinterkopf oder sonstwo gespeichert hatte und zur Sicherheit im Internet nachlesen konnte: Der Heilige Stephanus ist nämlich der Patron der Pferde, der Kutscher und der Pferdeknechte usw., was uns bei der sehr ansprechenden Predigt unseres Pfarrers (Pater Christoph, auch im facebook vertreten) allerdings vorenthalten worden war. Am Stefanitag finden aus diesem Grund in entsprechenden Orten (die liebe Eli würde mehr davon wissen…) die sogenannten “Stefaniritte” samt Pferdesegnungen statt, wahrscheinlich auch in Joachimsberg – und wenn nicht, sollte man dort vielleicht auch “draufkommen”…
So schön ist es in unserem “Wiesenwienerwald” ! Durch diese liebliche Landschaft zwischen Traisen- und Laabental, einerseits mit Blick übers Alpenvorland gegen das Wald- und Weinviertel, anderseits zu den unmittelbar gegenüber ansteigenden Vor- und den entfernteren Hochalpen, kann man so überaus nett und gemütlich dahinbummeln oder gleich eine Weitwanderung auf dem 404-er oder dem Waldmarkweg machen. Für uns kommt eher ersteres in Frage, zumindest zeitweilig, und derzeit ist gerade eine solche Zeit…
Am Höhenweg oberhalb vom Hof vulgo Hirzi gingen wir nun dem Sonnenuntergang entgegen – durch ein kurzes Waldstück zur freien Anhöhe oberhalb vom vulgo Schmalzl (für nicht Ortskundige – jeder Bauernhof hat einen Hausnamen, bezeichnet mit vulgo, auch wenn die Besitzer wechseln, also womöglich bereits seit mehreren Jahrhunderten).
Der mit dem Tele herangeholte Ötscher zeigt sich von der Schwarzenbach-Perschenegger-Höhe in ganz eigenartigem Profil – eine Mischung zwischen der hornartigen Form etwa vom Schöpfl her und dem Mostviertler Breitformat. Während die rechte Seite mit den “Planen” etwas sanfter (wenn man so untertreiben kann) gegen Lackenhof abfällt, ist an der linken Seite die Felsflucht unter dem Rauhen Kamm (im facebook heute ein Bericht von Robert Rosenkranz über eine aktuelle, fast schneelose Besteigung, im Bild eindrucksvoll mitzuerleben) fast senkrecht wirkt.
Jedenfalls ein fast unglaubliches Schauspiel der Natur in dieser eher schlichten Gegend, wie es der Wiesenwienerwald ist, aber der zeigt sich ja auch sonst immer wieder höchst malerisch! Bei Hereinbrechen der Dunkelheit, während die schon längst verschwundene Sonne noch ihre letzten Strahlen in den hohen Himmel hinaufschickte, wanderten wir beim Schmalzl vorbei wieder talwärts…
… den Schatten der Nacht zu.
1 Reaktion zu ““Stefaniritt auf Schusters Rappen””
Ja, der “Wiesenwienerwald” !
Ein Glück, so Schönes so nahe zu finden und durch Deine Blogs nahegebracht zu bekommen.
Alles Gute im neuen Jahr und noch viele schöne Wandererlebnisse !