Wieder Malta: Geheimnisvolles und Prominentes
21. Mai 2015 von Bernhard Baumgartner
Schön langsam bin ich nun schon ziemlich am Ende unserer Erlebnisse und Wanderungen in Malta. Für einen letzten größeren Beitrag und die Blumenwelt wird zu den voraussichtlich verregneten Pfingstfeiertagen genug Zeit sein…
Palmsonntag, 29. März: In Malta ein beliebter Ausflugstag, vor allem für´s Picknick an irgendeinem schön gelegenen Platz, wie wir noch erleben werden. Unser Ziel ist nämlich auch dazu passend – Buskett Gardens, der einzige bemerkenswerte Waldbestand der Insel. Aber sogar dieser ist künstlich angelegt, nachdem bereits in der Antike alle Wälder dem Holzbedarf für den Schiffsbau der Phönizier und Römer zum Opfer gefallen sind. 1570 als Jagdrevier für einen Großmeister angepflanzt, im Zentrum auf einer weithin sichtbaren Kuppe der Verdala-Palast von 1586, von den Briten 1858 renoviert und seit 1975 staatliche Residenz Maltas.
Fahrtziel in diesen Teil der Insel ist Rabat, aber diesmal nehmen wir nicht den direkten Bus, sondern fahren zuerst nach Valletta. Bei der Weiterfahrt über Attard sieht man immer wieder den sog. Wignacourt Aquaeduct, durch den Wasser vom Hochgelände bei Buskett in die Hauptstadt geleitet wurde. Umsteigen in Rabat, und nach der verwinkelten Busfahrt durch Dingli kündigt uns die Schofförin unser Ziel an – Buskett.
Auf dem von Felsplatten geprägten Gelände südlich von Buskett Gardens sind die angeblich eindrucksvollsten Cart-Ruts zu finden. Das sind tief in das Kalkgestein geprägte Rillen, die nach den aktuellen Forschungsergebnissen während der Bronzezeit entstanden sind – sie sollen durch Schleifkarren, die damals zum Transport dienten, ausgeschürft worden sein. Die Schleifspuren ähneln Eisenbahnschienen und verlaufen sich überkreuzend oder parallel über die Steinflächen – insgesamt eine höchst mysteriöse Angelegenheit…
Der Zugang auf dieses urzeitliche ”Schienenfeld” ist trotz Beschilderung nicht ganz einfach zu finden, aber ein freundlicher Autofahrer erweist sich auch hier als Wegweiser im wörtlichen Sinn! Dann sehen wir aber auch schon eine kleine Führungsgruppe, die dort auch die aus phönizischer Zeit (erstes Jahrtausend vor Christi Geburt!) stammenden Schachtgräber erkunden.
Die stark verkarsteten Kalkflächen weisen neben einer Fülle von Blumen noch eine Besonderheit auf. An mehreren Stellen sind Dolinen eingesenkt, und aus diesen tiefen Löchern führen Höhlengänge unter die Steindächer hinein. Ghar il-Kbira heißt der Komplex der “Großen Höhle”.
Bis 1823 lebten hier einfache Menschen in ihren Höhlenwohnungen, bis sie von den Briten in umliegende Ortschaften ausgesiedelt wurden. Im 18. Jahrhundert waren solche Höhlensiedlungen sogar noch eine lokale Kuriosität Maltas, in der jüngeren Vergangenheit scheint man auf diese urtümlichen Lebensumstände anscheinend nicht erinnern zu wollen, um wohl den Eindruck von Rückständigkeit zu vermeiden. Tatsache ist dennoch, dass die einfache Bevölkerung in tiefster Armut und Primitivität ihr Leben fristen musste. Für die offizielle Geschichte existierten eben nur die mittleren und oberen Volksschichten…
Dieser Beobachtung entspricht auch, dass im Gelände keinerlei Hinweise auf diese Wohnhöhlen zu finden sind, während sonst alle Altertümer und natürlich die steinzeitlichen Tempel besonders hervorgehoben werden. Aber diese ”neuzeitlichen maltesischen Höhlenmenschen” (bei der Sommerhitze muss es sicher dort am angenehmsten gewesen sein) sind sicher nicht von vergleichbarer Bedeutung. Diese Kuriosität wird von mir sicher falsch eingeschätzt, wenn mich auch die Lebensumstände der Menschen in heutiger und früherer Zeit mehr interessieren als so manches Kulturdenkmal!
In diesem Sinn waren auch Buskett Gardens und der Verdala-Palast eher enttäuschend. Ein prominentes Schaustück und Ausflugsziel, aber nicht etwas, das wir auf Malta unbedingt kennenlernen wollten. Trotzdem ein interessanter Tag mit typisch maltesischem Frühlingswetter – klar und volle Sonne, trotzdem etwas frisch, vor allem durch den heftigen Wind. Woher dieser den kühlen Hauch hernahm, sahen wir beim Heimflug – der Aetna, Siziliens hochragender Vulkan, zeigte sich bis weit hinab mit Schnee bedeckt!
Sonst erlebten wir die Natur auf Malta bereits Mitte März so wie jetzt Mitte Mai bei uns zuhause!