Malta: Zur St. Paul´s Insel
31. März 2015 von Bernhard Baumgartner
Die bisher schönste Tour bei unserer “Frühlingskur” in Malta. Wetterlage – zwischen etwas frischeren Abschnitten mit etwas Wolken und vor allem (wie meist) heftigen Winden ein für mitteleuropäische Verhältnisse frühsommerlicher Tag. Volle Sonne, zwischen 15 und 20 Grad, dazu ein kühlendes Lüftchen und klarer Fernblick, also ein idealer Wandertag!
Ausgangspunkt am (tatsächlich bergauf) oberen Ortsende von Xemxija (“Schemschija”) bei der Busstation neben einer Kirche, von deren Terrassen sich ein wunderbarer Ausblick über die St. Paul´s Bay bietet. Idee und Wegbeschreibung aus dem Malta-Führer von Michael Bussmann (Michael Müller Verlag) – gut und richtig beschrieben, wenn auch im Detail natürlich noch viel erlebnisreicher.
Bei einem Kreisverkehr abzweigend führt eine Seitenstraße zu dem von hohen Steinmauern festungsartig umschlossenen Feuerwehrdepot. Rechts weist ein Karrenweg ins “Naturgelände” mit Ausblick über die St. Paul´s Bay (im ersten Bild auch ein jetzt vielfach blühende Riesen-Fenchel / Ferula, bei Schönfelder im deutschen Mittelmeer-Blumenbuch Steckenkraut genannt). 15 Orchidee sollen auf Malta zu finden sein (die meisten von März bis April blühend), und nach wenigen Schritten stoßen wir schon auf die erste, bei dieser Tour einzige, aber zahlreiche davon – einen speziellen Pyramidenständel (Anacamptis pyramidalis ssp. urvilleana).
Sehr erfreut sind wir auch über eine zahlreich auftretende Gladiole, egal ob an Wegrändern, in Rasenflächen und besonders in brach liegenden Ackerstreifen – Gladiolus italicus. Daneben eine unglaubliche Blütenvielfalt, besonders mit Kronen-Süßklee (Hedysarum) und den das Naturbild beherrschenden ganzen Gebüschen der Kronen-Wucherblume, in Malta “Daisy” genannt.
Der Weg führt zunächst über ein dicht bewachsenes Plateau über der St. Paul´s Bay dahin, dann geht es auf steilem Steig mit weiteren prächtigen Blüten am Wegrand hinab zur Mistra Bay. Das dort empfohlene Gasthaus ist klarerweise noch geschlossen, aber wir sind ohnehin Selbstversorger. Bis zu einem ehemaligen Fort, in dessen steinernem Wappen die überall herumschwirrenden Spatzen nisten (sonst nur wenige Vögel beobachtet, nicht einmal Möven), folgt ein Straßenstück. Aber auch daneben blüht es üppig.
Wild wachsende Freesien und ein gerade aufblühender Pyramidenständel, der im Bild leider gerade eine Bauchlandung macht.
Am imposanten Felsabbruch, wo bereits die Paulusinsel in Sicht kommt, machen wir Rast. Dann führt der Weg an der zerklüfteten Kante entlang bis zum Vorsprung gegenüber der “Paulusinsel” hinab (dort soll der hl. Paulus auf seiner Fahrt nach Rom Schiffbruch erlitten haben und hat anschließend gleich den römischen Statthalter der Insel zum Christentum bekehrt – den späteren Inselpatron St. Publius). Im Wander-Reiseführer steht, man könnte die Insel nur schwimmend oder mit einem Boot erreichen, aber angesichts der wilden Klippen erscheint mir das höchst zweifelhaft…
Vom Kap gegenüber der Paulusinsel (mit ihrer riesigen Statue) wendet sich der überall einfache Weg gegen Westen, und hier ändert sich der Küstencharakter völlig. Nach den harten Korallenkalken folgen nun weichere Schichten, die aber infolge der Verwitterung nicht minder eindrucksvolle Formen annehmen.
Auch hier möchte man am liebsten möglichst viel Zeit verbringen (und beim warmen Wasser wie im letzten Oktober wäre es auch ideal zum Baden). Aber wir müssen auch mit unserer Wanderstrecke weiterkommen und machen uns an den nächsten Steilanstieg hinauf zur Hochfläche der Landzunge. Dieser erfolgt auf absonderlich wirkenden Mergelschichten, und wenn es kurz zuvor geregnet hätte, wie zu dieser Jahreszeit selbstverständlich, wäre das eine fürchterliche Rutschpartie!
Am riesigen Mauerareal des alten Fort Campbell vorbei geht es dann schon wieder gemütlich dahin. Neben einer für uns neuen Schwertlilie (Iris pseudopumila / Sizilische Zwergiris, aber doch über 50 cm hoch) fallen immer wieder die hübschen und stattlich hohen “Wilden Froschgoscherl” auf. Die sind aber wie die Gladiolen keine Seltenheit, im Gegensatz zu der auf den Felsabbrüchen jenseits der Anhöhe wachsenden Felsen-Levkojen. Dazu gibt es höchst malerische Ausblicke, bis der Selmun-Palast erreicht ist.
Nach Angaben aus dem Führer und der GoogleMap wagen wir uns dann an den Abstieg zurück ins Mistratal. Bevor nach der zunächst verlockende Asphaltweg endet, gibt es eine Rast- und vor allem Trinkpause auf den Mauern eines Brachfeldes – längst nicht mehr bewirtschaftet, wachsen darauf die schönsten Blumen, neben vielen Gladiolen auch ein seltener Osterluzei.
Kleine und Große Mittagsblume, zierlich und prächtig!
Der Asphalt endet unvermittelt, und der schnurgerade über den Steilhang zwischen Steinmauern hinabziehende Weg besteht bis weit hinunter nur aus einer schmalen Wasserrinne – aber zum Glück ist es der richtige! Zuletzt kommen wir zwischen ummauerten, gartenartigen Äckern mit Artischocken, Erdbeeren (die reifen gerade und werden von den “fliegenden Gemüsehändlern” allenthalben angeboten) und anderem Gemüse zur asphaltierten Seitenstraße von der Mistra Bay. Dieser folgen wir bis zur Hauptstraße mit der nahen Busstation. Bald kommt auch ein Bus herangebraust, aber – vielleicht war er zu voll oder wollt vor dem nächsten Anstieg nicht mehr bremsen – er saust an uns vorbei! Also müssen wir, wovor uns ein Wandererpaar (aus Mistelbach!) unterwegs gewarnt hatte, am Rand des Höllenverkehrs ohne Gehsteig hinauf nach Xemxija marschieren….
Dennoch war es eine herrliche Wanderung, und wo wir jetzt schon etliches auf Malta unternommen haben – diese Route gehört zu den schönsten Tourenmöglichkeiten!