Das wilde Preineck mit nostalgischer Variante
4. August 2014 von Bernhard Baumgartner
Nicht nur das Gamseck auf der Rax hat eine “Wilde” Version, sondern eine solche konnte ich am 2. August auch am Preineck erleben…
Eigentlich war ich gar nicht auf eine Tour eingestellt, eher für einen Relaxtag nach einem starken Arbeitseinsatz rund ums Haus und bei der zu erwartenden Hitze, sogar ein freundliches Angebot zu einer Sulzbergtour (herzlichen Dank und bitte Angebot aufrecht halten!) habe ich nicht gleich wahrgenommen…
Doch der Samstagmorgen begann so schön und so früh, dass ich mich doch zu einer Tour aufgerafft habe – noch dazu Abfahrt bereits nach 5.30 Uhr! Erste Verzögerung zwischen Hohenberg und St. Aegyd wegen der Sperre in der Lurg. Umleitung bis halb auf den Ochsattel hinauf – nicht in Traisen und als großes Ärgernis nicht einmal in Freiland angekündigt!!! Nach Mariazell könnte man dort schon die Annaberger Strecke wählen…
Immerhin kam ich so zu den Morgenstimmungen von der Ochsattelstraße aus, gegen Hinteralm und Reisalpe. Im Weißenbachgraben hinter St. Aegyd gleich noch einmal verfahren – von der “Herzerlmitzi” (bzw. der Hinweistafel) ablenken lassen und statt rechts und dann geradeaus gleich geradeaus durch die Langeau bis zum Oberhof. Immerhin hat mir dort der freundliche Bauer ohne Murren, dass ich in seinem Hof gelandet war, die richtige Auskunft erteilt (Werner hatte schon vor Jahren ein anderes Erlebnis mit einem “Verteidiger der von Touristen bedrohten Jagdreviere”).
Beim Zögernitzer die nächste unliebsame Überraschung – Normalaufstieg zum Gippel über den Treibsteig gesperrt – noch dazu bereits seit 7. Juli bis 8. August! Die angebotene Umleitung über “blaue Markierung und Schwarzauer Gippel” ist wohl ein Witz, wenn man denselben Weg heruntergehen müsste… Aber ich hatte ohnehin das Preineck im Sinn, denn meine Routenbeschreibung von den seinerzeitigen “Voralpen” ist echt historisch, und bei den NÖ Extremtouren von Csaba Szepfalusi (neu im Kral-Verlag) war mir auch einiges nicht klar. Also Auto vor dem Gipplerhof abgestellt, und dann an den Aufstieg gemacht.
Die beiden vorigen Bilder sind schon am etwas spärlich, aber ausreichend blau markierten Steig zum Preinecksattel aufgenommen, das Panorama bei der obersten Forststraßenquerung. Deren gibt es insgesamt fünf! Aber dazwischen ist der Steig halt so wie er ist – steil und immer steiler, verwurzelt und zunehmend mühsam, in kurzen Kehren oder pfeilgrad kompromisslos bergwärts… Aber Behinderungen fand ich keine (solche hatte ich in meiner alten Beschreibung erwähnt), nirgends ein Windbruch oder sonstwas Unliebsames. Nach einer Stunde (noch unterhalb des vorigen Panoramaplatzes) eine schwache Verflachung mit Ausblick zu den östlichen Felszipfeln unter dem Preineck, davor fünf Stammerl von Fichtenspargel – ganz selten, Foto für den Abstieg verschoben und dann vergessen… Die oberste Forststraße war für mich im weiteren Verlauf der Tour wichtig, um nicht zu sagen fast verhängnisvoll! Aber vorerst kraxelte ich über die felsige Böschung hinauf zum letzten Stück des Steiges, der am Hang nach rechts zum Sattel quert. Eigentlich “ganz normal” für dieses Gelände, aber doch schmal und teilweise etwas abschüssig, ein paarmal sogar etwas bergab, also aufpassen – zuletzt in kurzen Kehren überraschend schnell zur Kammhöhe, 1 3/4 Std. vom Tal, kein Wunder, dass mein Kartenausdruck sich in der Hemdtasche schon aufzulösen begann…
Der Kamm vom Preinecksattel bis zum 1 1/2 Stunden entfernten Obersberg (Routenbeschreibung in meinem “Großen Wandererlebnis NÖ” – neu samt den “stoasteirischen” Gipfeln und Almen) ist zwar nicht “einmalig”, aber doch überaus “schön”, solche hohen Wege findet man wirklich selten in unseren Vor- und Hochalpen! Zwischen Wetterbäumen und sogar Latschen zieht sich ein Rasensaum dahin, üppig blüht der trivial hübsche Klappertopf, aber dazwischen auch etwa das Eberwurz-Greiskraut und vor allem der prächtige Pannonische Enzian.
Die rot markierte Steigspur läuft ungehindert den Kamm Richtung Preineck hinauf, ich desgleichen – beschwingt vom luftigen Wind, den bunten Rasenflächen und der herrlichen beiderseitigen Aussicht.
Auf dem nahen Vorgipfel des Preineckkogels steht ein Gedenkkreuz – gut dass sich mein Puls nach dem Steilaufstieg schon beruhigt hat, denn der der 66-jährige Hans Eder ist hier 1989 an Herzversagen gestorben… Dazu passt auch der Waldschaden auf diesem Kogel, wo eine Menge junger Bäume abgestorben sind.
Als ich vor rund 40 Jahren (oh Schreck!) mit Anni denselben Weg zum Preineckkogel aufgestiegen bin (und nachher die Verbindung zum Treibsteig entdeckt habe, was bei dieser Tour nicht gerade günstig war…), habe ich in meinen “Voralpen” geschrieben: Der Gippel mit der Gippelnase wirkt von hier aus wie das Gesicht eines schlafenden Riesen. Diesmal habe ich diese “Gippelnase” im Profil festgehalten.
Für´s Fotografieren nehme ich mir genug Zeit (wer weiß, wann ich wieder hier heraufkomme, am ehesten noch bei einer Überschreitung vom Obersberg her), aber schon drängt es mich zum Abstieg. Wäre der Treibsteig frei, könnte ich die Tour über den Schwarzauer Gippel fortsetzen, aber so müsste ich denselben “Weg” wieder hinunter… Also lasse ich mich von meinen Erinnerungen leiten (zuhause dann bei mir selbst nachgelesen) und versuche den Abstieg von der westlichen Höhe des Preinecksattels hinunter zur obersten Forststraße. Nachträglich schimpfe ich mit mir selber und nehme mir vor, nie mehr !!! ein solches Wagnis einzugehen (obwohl mein repariertes Knie hier seine Meisterprüfung abgelegt hat). Jedenfalls in einem Anfall von Kühnheit nach dem Sattel rechts in den Waldhang gequert – steil und abschüssig, zur Sicherheit von Baum zu Baum, von einem Windwurfstrunk zum nächsten, umgestürztes Totholz als Abstiegshilfe. Endlich lande ich in der Rinne vor den Felszacken am nordöstlichen Pfeiler des Schwarzauer Gippels (bzw. der Gippelmauer). Dort geht es tief verwachsen tiefer – bis ich vor dem Abbruch oberhalb der langsam näher gerückten Forststraße stehe. Dieser ist Richtung Osten (also zu meinem markierten Aufstiegsweg) durchwegs als kleine Felswand aufgeprägt – und wo komm ich da hinunter? Also Kamera in den Rucksack, Fliesjacke angezogen (um beim Abrutschen allfälligen Abschürfungen vorzubeugen). Das Glück hat mich aber nicht verlassen, denn nach mühsamer Weiterquerung finde ich kurz vor der sperrenden Felsmauer eine leichten Durchstieg. Es ist nun 10 Uhr, also 3/4 Stunde für diese Eskapade gebraucht. Vom alten und gar nicht so schlechten Jagdsteig war nach den Jahrzehnten selbstverständlich nichts mehr zu bemerken, so wie damals vom Gewirr der heutigen Forststraßen…
Jetzt erst packe ich die Kamera wieder aus, auch erstmals meine Trinkflasche aus (bin noch vom alten Schlag der nicht dauernd “drannuckelnden” Bergsteiger) und stärke mich mit zwei Müsliriegeln, das war´s. Durch eine “Funklücke” erreiche ich telefonisch Anni, die mir schon das köstliche Mittagessen ankündigt… horuck, nun nichts als an den schnellen Abstieg!
Noch ein Panorama von der bereits durch herabfallende Steine zumindest stellenweise erschwert befahrbaren Forststraße (beim Felszacken bin ich in dieses trotzdem sichere Gelände – für Wanderer – ausgestiegen). Wozu solche brutalen Bauten in die steilen Gebirgshänge? Das zweite Bild zeigt eine (der auch verständlichen) Ursachen – am Nordwestkamm des Preinecks, wohin die vom Treibsteig kommende Forststraße führt…
Bei der (von unten) vierten Forststraßenquerung nehme ich den alten Forstweg, und bis auf einen alten Ziehweg im unteren Teil bleibe ich auf der bequemeren Forststraße. Aber das oberste und steilste Stück der markierten Route, also zwischen oberster Straße und dem unteren Forststraßensystem, bleibt mir nicht erspart. Im Abstieg auch ganz schön anstrengend, trotzdem kommt mir eine gemischte Partie Bergsteiger entgegen, um etwa 10.30 Uhr, tüchtig und unerschrocken bei der schwülen Feuchte. Die Damen sind froh, als ich für die Höhe ein luftiges Lüfterln ankündige! Und woher und wohin ich unterwegs bin, schon wieder ins Tal, und woher ich komme, vielleicht “gar aus Holland”? Na, so ein Witz, aber indem ich nicht mit Holzschuhen unterwegs war, dafür mit einer voll “vererdeten” Hose von meinem wilden Variante – kann es wohl nur der Strohhut gewesen sein!
Nach vier Stunden wieder gut im Tal gelandet, und wegen der schönen Erinnerung (noch einmal) die zwei besten Bilder!
3 Reaktionen zu “Das wilde Preineck mit nostalgischer Variante”
Hallo Bernhard,
Da hast ja wieder eine schöne Tour unternommen. Das Querfeldein nach den Regenfällen ist auch nicht zu unterschätzen. Die neue Hütte gehört einer Wienerin.
Deine Blumenfoto`s sind der Wahnsinn.
Schöne Grüße
Peter
Ich tät eher sagen, DU (Bernhard) bist der Wahnsinn! So einen Aufstieg hätt ich mir ob der Steilheit nicht angetan! Dafür war ich am Sonntag im Bereich Weinebene unterwegs! Bericht sollte heute auf meine Website kommen.
Weinebene – Koralm, dort waren wir bei einem unserer Urlaube in Schwanberg (Kurhotel im alten Kloster bzw. im Neubau, sehr genossen, außerdem Schwammerlgegend)! Grüße! BB