Göller als Vormittags- und Blumentour
21. Juli 2014 von Bernhard Baumgartner
Zu hochsommerlichen Touren auf die Heimatberge komme ich eigentlich selten, denn zur heißen Jahreszeit sollte es eigentlich auch besser “hoch hinaus” gehen. Doch diesen Sommer ist alles anders, und die Tourenauswahl richtet sich eher nach den täglichen Wetterverhältnissen.
Letzte Woche war täglich Hitze angesagt, aber die beschränkte sich eher auf den Westen, über den Voralpen hielten sich hartnäckig die Wolken – bis es am Samstag, 19. Juli, wirklich schön wurde. Was macht man bei heißem Wetter? Hoch hinauf – also Göller, und früh aufstehen – Abmarsch am Gscheid um 6.30 Uhr (hätte auch früher sein können).
Das schöne an der Route vom Gscheid – vom Auto weg auf einen Waldsteig und auf der ganzen Tour keine Forststraße! Das anfangs gemütliche Gelände könnte zum “Wegsprinten” verleiten, aber besser hält man sich etwas zurück und hebt sich Energie für den Gipfelaufschwung auf. Der Waldboden ist üppig begrünt, und botanisch wandert man vom Hoch- in den Frühsommer. Türkenbund neben ersten Zyklamenblüten, überall das gelbe Rindsauge, weniger bekannt sind als Doldenblütler das Schmal- und das Breitblättrige Laserkraut und die Österreichische Bibernelle mit ihren vergrößerten Randblüten.
Zuerst gibt es immer wieder Flachstücke, und an die allmählich zunehmende Steigung gewöhnt man sich, sodass beim Abstieg erst auffällt, wie stark es bergauf gegangen ist! Der Nadelmischwald geht dann immer mehr in Rotbuchenbestände über, und wo Fichten stehen, treten Lichtungen mit Totholz auf.
Nach 1 1/4 Stunden bin ich bereits auf dem Gsenger, mehr als die halbe Höhendifferenz ist schon bewältigt, und nicht nur wegen einer kurzen Rast lohnt sich der kurze Seitenaufstieg auf die an der Ostseite steil und felsig zur Schindleralm abbrechende Kammerhebung.
Trotz mancher Lichtungen am letzten Stück auf den Gsenger, die ich gar nicht so ausgeprägt in Erinnerung hatte, ist dieses erste Wegstück vom Wald beherrscht und von der Blüte der Hochstaudenflora.
Am weiteren Anstieg treten immer mehr Dolomitfelsen hervor, und auf dem steinigen Boden fallen die ersten subalpinen Pflanzen auf. Nach kurzem Steilstück folgt ein wunderhübscher Rasenkamm, bevor die letzten Wetterbäume zurückbleiben und es endgültig ins Krummholz hineingeht.
Wie später auf dem Gipfelplateau trifft man hier mitten zwischen den Latschen auf einen hochstehenden Wiesenboden, aber das ist ein letztes Flachstück, bevor der ernsthafte letzte Gipfelaufschwung angegangen wird.
Der Wiesenboden wird im folgenden Steilanstieg unvermittelt von Dolomitschutt abgelöst, der zwischen den lückigen Rasen hervorkommt. Die spärliche Steigspur windet sich in kurzen Kehren über den Schotter höher, und wegen der interessanten Flora lohnt es sich durchaus, gleich weglos den Aufschwung anzugehen, was ich im Abstieg unternommen habe. Der abschließend wieder bessere Steig quert dann durch die Latschen nach links, plötzlich legt sich das Gelände zurück, und schon taucht das hohe Gipfelkreuz auf.
Der hochstehende, üppige Wiesenboden auf dem Hochgöller überrascht wirklich – 1766 m – trotzdem wie eine Almweide, aber von Gemsen und Schneehasen besucht (der Losung nach zu schließen). Wo der Rasen spärlicher ist, stehen üppige Blütenpolster, vor allem von den Alpennelken, an den verblühten Exemplaren lässt sich noch erkennen, welche Pracht hier vor einigen Wochen noch geherrscht hat – Silberwurz, Großer Enzian, Clusiusprimeln, einige wenige Alpenanemonen.
Ich gehe noch über das Plateau bis zum Rand der südöstlich abfallenden Karlgrube, wo der Steig zur Göllerhütte hinab zieht. Auffallend die Namensverschiedenheiten – von den Schitouren mit meinem Vater her kenne ich den östlich vorgelagerten Gipfel als Kleinen Göller, jetzt heißt er nach der ÖK Roßkopf… aber das habe ich auch schon am Dürrenstein erlebt…
Dort blüht neben den Latschen auch der schönste Almrausch, und das Panorama über die östlichen Vor- und Hochalpen mit dem nahen Gippel ist ein Bild wert – allerdings eher bei klarer Sicht im Herbst und bei weniger Gegenlicht!
Für den gesamten Aufstieg habe ich samt Rast und Fotografieren 2 1/4 Stunden gebraucht, für den Abstieg sind es 1 3/4 Stunden. Mit all dem Herumstreunen auf dem Hochgöller komme ich gerade zurück zum Gscheid, als vom Marienkircherl die Mittagsglocken läuten… Ein “blumiger” Vormittag ist das gewesen, und auch als Tour war der Göller trotz gleichem Rückweg – mit wieder anderen Blickwinkeln! – respektabel, immerhin 800 Höhenmeter hinauf und hinunter.
2 Reaktionen zu “Göller als Vormittags- und Blumentour”
Vor über 50 Jahren war ich das letzte Mal am Göller – nun wird’s wieder einmal Zeit !
Danke für den wunderschönen Bericht !
Chapeau, Chapeau! Respektable Leistung, lieber Bernhard! 800 hm in 2 1/4 Stunden – da wäre ich ins Schnaufen gekommen.
Aber Deine Tour erinnert mich daran, daß ich schon sehr viele Jahre nicht mehr auf dem Göller war! Wenn da nur die weite Anreise nicht wäre.
Und das zeitig-weggehen ist bei der Hitze die einzige Chance – so schwer es mir fällt, aber ich habs auch so gemacht (nicht nur fürs Wandern, auch für die Arbeit im Garten in Pressbaum)!
Jetzt ist ja mal Pause wegen des unbeständigen Wetters, aber ich hoffe sehr auf nächstes Wochenende, daß da wieder was geht.