Pass Thurn – Moorblüten im Wasenmoos
11. Juli 2014 von Bernhard Baumgartner
Allerhand Dringlichkeiten (wie Marillen, Ribisel, längere Autopflichtfahrten und Projektarbeit) haben die Fortsetzung der Urlaubsberichte von Kirchberg in Tirol etwas verzögert. Heute will ich mit meinem Blog-Tourenbuch weitermachen, aber nicht mit dem Höhepunkt am Fronleichnamstag, sondern mit dem letzten Urlaubstag am 21. Juni.
Tagszuvor war pünktlich zum Sommeranfang eine Kaltfront durchgezogen, ganzen Tag regnete es, als ob die Kitzbühler Triathlon-Meisterschaften dasselbe Abbonement auf Regenwetter hätten wie das Wiesenfelder Sonnwendfest oder der St. Veiter Straßenlauf…
Als letztes Wunschziel dieser Urlaubswoche war uns nur mehr der Ausflug zum Pass Thurn geblieben, wo wir schon einige Male eine nette Runde machten, im Winter auf der Loipe und im Hochsommer mit einer Menge Eierschwammerl… Beides würde für diesen Tag nicht zutreffen, das war immerhin sicher, aber dass ein derart eisiger Nordwind trotz erster Sonnenstrahlen von der Kaltfront übrig bliebe – das hätten wir nicht erwartet!
Parkplatz beim Breitmoos, wo die Gondelbahn von Hollersbach heraufkommt, aber keine Idee, bei dieser Kälte zur Resterhöhe hinauf zu fahren und dort oben zu wandern! Wir wendeten uns gleich dem vertrauten Weg in die Moormulde südöstlich vom Pass Thurn zu, und zu unserem Erstaunen trafen wir bald darauf den nun bereits einige Jahre bestehenden Naturlehrpfad an, den wir noch nicht kennengelernt hatten.
In einer eiszeitlichen Hangvertiefung hat sich dort ein Hochmoor gebildet, das bereits um 1800 und von 1901 bis 1963 abgebaut wurde, wie die ausführlichen Infotafeln berichten. So ist vom ursprünglich hoch aufgewölbten Torfmoor nur mehr ein flacher Rest übrig geblieben, der aber durch Latschenbewuchs, Sumpfflächen und rötliche Wassertümpel auch noch eindrucksvoll ist.
Der bestens angelegte Weg führt mit mehreren Beobachtungspunkten an den Südrand des Moores, wo ein Aussichtsturm mit Museumsraum errichtet wurde. Daneben stehen noch die Rollwagen für den Torftransport, und außerdem wird neben naturkundlichen Schautafeln auch von der Entstehung des Lehrpfades berichtet (aus einem Schulprojekt heraus, die Lage am Nationalpark hat daneben wohl dazu beigetragen, dass dieses Naturrest-Juwel noch erhalten geblieben ist und für Besucher erschlossen wurde).
Zu unserer Überraschung gelingen nicht nur ein paar ansprechende Bilder, sondern auch noch eine gar nicht so geringe Blüte typischer Moorpflanzen:
Schließlich machen wir uns – fast etwas durchgefroren trotz Berggewand – wieder an den Rückweg und erleben die Moorwelt so ein zweites Mal, immer wieder etwas Neues zu entdecken!
Am Ende des Lehrpfades befindet sich am nordwestlichen Rand des Moorbeckens ein Quellaustritt, und dadurch hat sich dort kein nur aus den Niederschlägen gespeistes Hochmoor, sondern ein Flachmoor entwickelt. Diese Bucht ist völlig mit Sumpf-Schachtelhalm bewachsen, und auf den nicht so ausgeprägt moorigen Flächen blüht der Arnika.
Beim Rückweg zum Parkplatz an der Pass Thurn-Straße entdecken wir im Hochwald noch ein kleines und nicht allzu häufiges Pflänzchen, das aus dem Ameisen-Blickwinkel besonders nett wirkt. Insgesamt ein schöner Urlaubsabschluss, aber einen botanischen Höhepunkt gibt es noch zu berichten – den Alpengarten auf dem Kitzbühler Horn!