Neues vom Frühling
5. März 2014 von Bernhard Baumgartner
Mit dem meteorologischen Frühlingsbeginn am 1. März hat sich seit den letzten zwei Wochen allerhand im Garten (mehr noch als “draußen” in der “freien” Natur) geändert. Schneeglöckchen und Winterling, ebenso die frühen Krokusse sind schon eher am Verblühen. Nur die Frühlingsknotenblumen vulgo “Märzenbecher” stehen, wie die späteren gärtnerischen Krokusse, in Vollblüte.
Während die gewöhnlichen Haselsträucher an den Hecken schon vor Wochen “zu stauben” begonnen haben und damit der Pollenflug wirklich zeitig eingesetzt hat, ist die Korkzieherhasel immer wesentlich später dran. Im Bild erkennt man ganz deutlich die weiblichen Blüten mit den roten Narben, die Ansätze für die herbstlichen Haselnüsse.
Im Gegensatz zu den Schneerosen, die jetzt schon überall voll aufgeblüht sind, kommen die anderen Nieswurzarten auch später in Blüte. Kräftige wintergrüne Blätter und eine hübsche Zeichnung an der Innenseite der Kronblätter hat die Orientalische Nieswurz. Die in Gärtnereien angebotenen Arten sind immer wieder verlockend – ich habe heuer eine “Purpurrote” und eine “Gepunktete” gesetzt. Die müssen bei der herrschenden ‘Trockenheit (!) fleißig gegossen werden, damit sich die Knospen weiter zu den interessanten Blüten entwickeln. Die nächste Art ist eine Naturform aus der Steiermark (in den Mur-Auen beheimatet), nämlich die etwas zierlichere Hecken-Nieswurz.
Die in unserer Gegend heimische Grüne Nieswurz entwickelt sich auch allmählicher, beginnt aber schon zu blühen. In der Volks(tier)medizin hatte sie früher große Bedeutung. Unser unvergesslicher Medizinalrat Dr. Otto Hausleitner hatte dieses (inzwischen auch in der Exkursionsflora festgehaltene) Wissen an uns weitergegeben. Vor Einführung der Impfungen verwendeten die Bauern die Wurzeln dieser Nieswurz (übrigens alle mehr oder weniger giftig) zum sogenannten “Saugüllen”. Dabei wurde den Ferkeln ein Loch ins Ohr gestanzt und eine Wurzel hindurch geschlungen. Das Gift bewirkte dort eine Nekrose und zugleich eine Immunisierung gegen Schweinekrankheiten. Daher waren die “gegüllten” Schweine wesentlich wertvoller als ihre übrigen, nicht “geimpften”, aber ebenso zum baldigen Tod verurteilten Artgenossen!
Zwar keine Probleme macht mir diese, von den Nadeln der darüber ragenden Zirbe bestreute Nieswurz, aber sie ist besonders interessant von ihrer Herkunft. Ich nenne sie immer wieder “Istrische Nieswurz”, denn sie stammt aus dem Gebiet der Ucka bei Opatija (dort erhält man in den Gärtnereien sogar auch den Zungen-Mäusedorn, allein schon wieder ein Grund, dorthin zu reisen).
Im Bild schon auffallend, dass die Blätter über den Winter völlig absterben, durch ihre Derbheit (im Gegensatz zur Grünen Nieswurz) aber auch jetzt noch erhalten sind. Beim Nachblättern in der Literatur fällt mir auf, dass sie bei Fritsch (alt aber bestens, nicht nur gut) als Helleborus odorus var. istriacus genannt sein könnte. Die “normale” H. odorus hat aber überwinternde Blätter; “odorus” sollte eigentlich auf einen Duft schließen lassen… aber indem bei uns gerade die Gülle (“Mistsuppn”, hat nichts mit dem Saugüllen zu tun) ausgeführt wird, ist kein Duft bemerkbar. Oder doch? Ein ins Haus mit genommener Blütenstand scheint mir doch einen feinen Duft zu haben (ich muss Anni schnuppern lassen, denn sie hat einen feineren Geruchssinn als ich). Ein Bild davon fand ich jedenfalls in der Mittelmeerflora von Kosmos mit der Beschriftung Helleborus odorus ssp. cyclophyllus, typisch mit den verdorrten Blättern des Vorjahres. In der Liste der Gefäßpflanzen Mitteleuropas (Ehrendorfer) ist H. odorus mit (ehem.) Jugoslawien angegeben, aber sicher eine Unterart davon. Für mich ist sie jedenfalls die “Istrische Nieswurz” und ein Anreiz für einen (neuerlichen) Urlaub in ihrer Heimat…
Dieser hübsche Wildstrauch beginnt gerade, seinen betörend-betäubenden Duft zu verströmen – der Seidelbast. Prächtig und bei intensivem “Nasenkontakt” der Auslöser von Kopfweh oder mehr – alles höchst giftig, und die Kinder muss man vor den im Sommer kommenden Früchten strikt warnen. Aber so weit ist es noch lange nicht… Die Spannung vor täglich Neuem steigt, denn eine wunderschöne Seltenheit zeigt bereits ihre Knospe – und hoffentlich ist die Überraschung der nächsten Wochen nicht weiß und kalt und nass und patzig und tief! Schnee schaufeln sollte für diesen Pseudowinter vorbei sein…
Die beiden folgenden, am 6. März hinzugefügten Bilder sind zwar qualitativ nicht entsprechend, aber dennoch eine Dokumentation der Verhältnisse dieses Pseudowinters:
Oben – Hundszahnblatt am 7. März 2012, unten – Hundszahnknospe am 5. März 2014.
4 Reaktionen zu “Neues vom Frühling”
Hallo – Anni sagt, “meine Duftende Nieswurz” STINKT !!! Na, da muss ich sie erst an der wirklich Stinkenden Nieswurz riechen lassen, die sich (einmal eingeführt) im ganzen Garten ausbreitet…
Übrigens, die getrockneten Wurzeln der Grünen Nieswurz (auch der Schneerosen = Schwarze Nieswurz) sollen in früheren Mangelzeiten sogar als Ersatz für Schnupftabak verwendet worden sein. Schon davon gehört?
Sehr interessant! Im Gipfeltreffen ist nämlich auch gerade die Rede von der Stinkenden Nießwurz! (Extrem seltene Wiesenpflanzen in und um Wien – Pablito’s = Reini B-R’s Thema).
In Baden fängt die Forsythie gerade an, die ersten Blüten gehen schon auf. Angeblich gibt’s auch hier schon Bärlauch (schau ich mir heute nachmittag an) und Leberblümchen! Krokus hier leider keine mehr, sind der Haussanierung zum Opfer gefallen (der Krokusplatz war Lagerplatz für Material). In Pressbaum wahrscheinlich noch nicht offen, seh ich aber heute.
Wenn es zu regnen aufhört (endlich nicht mehr so trocken!) stell ich ein Bild von der blühenden Stinkenden Nieswurz in den Blog.
Bärlauch auch schon gesichtet, aber die Forsythien haben bei uns erst kleine Knospen.
Laut 14-Tage-Vorschau geht es so weiter…
Grüße (momentan wegen plötzlich aufgetretener Schreibarbeiten mehr am PC als draußen)! BB
Krokus fangen in Pressbaum schon zu blühen an. Sehr viele Primeln und Schneerosen blühen. Die Kirsch-Knospen zeigen ganz winzige grüne Spitzerl, Rosen und Holunder treiben, auch die Ribisel zeigen schon Triebe. Und am Heimweg gesehen, daß es tatsächlich im Helenental schon Bärlauch gibt. Vielleicht geh ich heute zum ersten Mal ernten.