Zungen-Mäusedorn, eine botanische Rarität in Schwarzenbach (Gemeinde St. Veit an der Gölsen, Niederösterreich)
24. November 2013 von Bernhard Baumgartner
Der ausführliche Titel soll schon andeuten, dass über google auch Interessenten aus fernen Gegenden diesen Beitrag beachten werden (wie beim Zarten-Streifenfarn > im Blog Suche: Kremstal). Ziel dieses Beitrages – Bilder, Info über den Zungen-Mäusedorn, Standorte und deren Geschichte in Schwarzenbach an der Gölsen.
Beschreibung laut Exkursionsflora (Fischer / Adler / Oswald): Zungen-Mäusedorn / Ruscus hypoglossum / “Hadernblatt” (Anm.: Verwitterte Blätter zeigen nur mehr die “Blattadern”, löchrig wie Hadern)…. Pflanze zweihäusig, immergrün, III – IV (V) (Anm.: zur selben Zeit wie die austreibenden Bucheckern ihre beiden Keimblätter entwickeln)… Edellaubwälder, bes. Buchenwälder, montan; sehr selten, B +, N (südwestlicher Wienerwald, d. i. östlich des Traisentals), O. Hauptverbreitung: Mittel-Italien, Slowenien, Nördl. Balkanhalbinsel, Kolchis, Vom Aussterben bedroht!
Dazu aus – Janchen, Flora von Wien, NÖ und NBgld.: Hochstraß (Hasenriedel und Kramhoferhöhe), Schöpfl (Ederkogel und Hang gegen St. Corona), Forstbezirk Lammerau (bei Klausen-Leopoldsdorf), Südhang des Hollerberges bei Klein-Mariazell, Pyhra (Schlosswald), Schloßpark von Goldegg bei St. Pölten, Kreisbach (östlich von Wilhelmsburg, Minichwald), Traisen (Nordhang des Tarschberges), Umgebung von Hainfeld (auf der Schönleiten, am Nordhang der Suchtaler Höhe und Kirchenberg), Muckenkogel (südl. von Lilienfeld), Reisalpe.
Aus dieser Aufzählung (überwiegend wohl aus der historischen botanischen Literatur) geht schon hervor, wie schwierig es ist, den Zungen-Mäusedorn tatsächlich in der Natur aufzufinden!
Meine Standort-Kenntnis stammt von MR Dr. Otto Hausleitner + (Gemeindearzt von St. Veit an der Gölsen), und zwar von jenem im sog. “Morederwald”. Der Besitzer dieses Waldes, Hans Lechner vulgo “Moreder” hat auf seine Veranlassung hin das ca. zwei Quadratmeter umfassende Vorkommen mit einem Gitter gegen Verbiss durch Rehe eingezäunt. Beschreibung des Wanderweges in: Bernhard Baumgartner, Wandern im Wiesenwienerwald, Naturfreunde NÖ., Seite 35 (… auf dem anschließenden Forstweg flache Querung durch die steilen Waldhänge… Anm.: Vor Rechtswendung des Forstweges ist oberhalb der steilen Böschung die Einzäunung sichtbar). In diesem Wanderführer auch Bild des dort aufgenommenen Zungen-Mäusedorns auf Seite 15 und als Zeithinweis der Rotbuchen-Keimlinge auf Seite 14.
Aktuelle Literatur - Bernhard Baumgartner, Das große Wandererlebnis NÖ, Kral-Verlag 2012 (4. aktualisierte Auflage): Tour 20, Seite 32, Karte und Bild Seite 31.
Dr. Hausleitner erzählte mir auch, er habe den Zungen-Mäusedorn am Hochreiterkogel in Wiesenbach, im Wald oder am Waldrand oberhalb des Gehöftes vulgo Hochreiter / Posch selbst gesehen.
Übrigens sahen wir eine große angepflanzte Fläche mit Zungen-Mäusedorn im Park an der Promenade in Opatija. Ein Hinweis darauf, dass mit in Gärtnereien dieser Gegend diese bei uns so überaus seltene Pflanze erwerben könnte…
4 Reaktionen zu “Zungen-Mäusedorn, eine botanische Rarität in Schwarzenbach (Gemeinde St. Veit an der Gölsen, Niederösterreich)”
Wegen Nachfragen von wissenschaftlicher Seite erläutere ich den Bauernhof vulgo “Moreder” (so festgehalten im “St. Veiter Häuserbuch” von Mag. Wilfried Gramm und mir, Gd. St. Veit 2007). Dieser Hausname entspricht dem örtlichen Gebrauch, ob so auch auf der Straßenbeschilderung angegeben, muss ich erst überprüfen.
Das in der ÖK enthaltene “Maret” entspricht zwar dem Hof Moreder, ist aber völlig aus der Luft gegriffen, leider wie so viele von den Kartografen in die ÖK gebrachte Ortsbezeichnungen…
Die haben wahrscheinlich versucht, vermeintliche Dialekt-Bezeichnungen ins “Hochdeutsche” zu übertragen – was angesichts eines Hof-, Flur-, etc.-Namens ja ein Unsinn ist.
So wird es vermutlich sein, aber die Mundartausdrücke sind wohl “beschreibend” oft sicher treffender! Ein Beispiel – südwestlich vom Obersberggipfel steht in der Karte Saiblingstein (als ob dort Fische herumschwimmen würden…), richtig müsste es wegen der Geländeform “Scheiblingstein” heißen!
Mein Freund Werner (Tippelt) hat mir vom Dürrensteingebiet bei unserer gemeinsamen Führerarbeit ein paar ganz kuriose Falschbezeichnungen berichtet. Aber die Kartografen sind halt auch nur Menschen (wie wir), die Frage ist nur – wie kriegt man die richtigen Namen in die Karten hinein?
LG BB
Für BEV-Karten gibt es im Gipfeltreffen einen Fehler-Melde-Thread. Gemeldete Fehler werden allerdings vorläufig nur in der Online-Amap (d.h. die im Internet abrufbare) berichtigt. Ich müßte nachfragen, ob Namen auch geändert werden oder nur “richtige” Fehler.