Winterliche steirische Almtour – Turnauerkogel
13. März 2013 von Bernhard Baumgartner
Bei den ”Nordwestleuten” (NÖ und Wien) ist dieses Ziel kaum bekannt, bei den “Südleuten” mit Heimvorteil aber recht beliebt – erkennbar an den dicht verstellten Parkmöglichkeiten am Ausgangspunkt im Brücklergraben bei Turnau, auch logisch wegen der Zufahrtsstrecken. Wer über Mariazell oder über Semmering und Veitsch in das freundliche Tal bei Aflenz und Turnau zufährt, steigt lieber gleich über den “Schallerhang” zur Veitsch hinauf. Steilhangabfahrer könnte höchstens noch der markante Rauschkogel reizen…
Für gemütliche Schiwanderer als Alpintour oder für extreme Langläufer im “Backcountrystil” (da zählte ich mich auch dazu) gibt es neben der von Norden leichter erreichbaren Göriacher Alm das Almdorf halbwegs zwischen Hochanger und Veitsch – die Turnauer Alm.
Die Zufahrt erfolgt von Turnau (sehr gute Bäckerei-Konditorei für die anschließende “Belohnung”!) kurz Richtung Veitsch, dann links abzweigend durch den engen Brücklergraben bis vor das Forsthaus in Greith. Der weitere Anstieg führt über die Almstraße (in den letzten Sommern leider nicht mehr allgemein befahrbar, im Winter eine schöne breite und nicht zu steile Schibahn) hinauf zur Rosenfeldalm und zum Sattel nordwestlich des Rauschkogels. Einige Abkürzungen habe ich in meinem Tourenbüchl notiert, aber die merkt man ohnehin an den meist zahlreichen Spuren.
Damit gleich zu den Schneeverhältnissen – alles südseitig, daher außerhalb vom Waldschatten bald harschig bzw. aufgefirnt, je nach dem vorhergehenden Wetter und Niederschlag. In der Almzone ist alles sonnenausgesetzt, oben am Kamm auch oft windverblasen.
Sobald der Bergwald verlassen wird, ergeben sich überaus malerische Ausblick: Über den Hochanger blickt das Hochschwabmassiv herüber, der Rauschkogel ist sowieso der nächstgelegene Blickpunkt, und die Hohe Veitsch überragt den Turnauerkogel. Ob das Gasthaus auf der Turnauer Alm zeitweilig geöffnet hat, weiß ich leider nicht, auf jeden Fall Selbstversorgung empfehlenswert…
Für die Alpintour steigt man vom wunderhübschen Almdorf mit urigen und neueren Hütten direkt hinauf zum Turnauerkogel und hat dann herunter zur Alm und weiter auf der Forststraße bis Greith bei günstigen Schneeverhältnissen eine leichte Abfahrt.
Als Tourenläufer bevorzuge ich folgende Route: Vom Sattel oberhalb der Rosenfeldalm Richtung Hochveitsch die Weitwandermarkierung entlang (soweit sichtbar…), dabei zuerst auf Steig, dann auf wechselnden Forststraßen bis zur Rotsohlalm. Ganz eigenartig ist der Name des Bildstocks in der Sattelmulde, über den ich hier aus meinem Wandererlebnis Mariazeller Land & Ötscher zitiere:
Die „Rotsohl“ und der „Nikolo“:
Die Einheimischen bezeichnen Wiesensattel und Übergang nach dem alten Bildstock nur „Am Nikolo“ und verknüpfen mit der sturmüberbrausten Kammhöhe auch die Vorstellung, dass dort oben der Teufel hause! Tatsächlich wird der Krampus weitum „Rotsuhler“ genannt, und den Sommer über steht in der kleinen Kapelle auch eine Nikolofigur, die im Herbst von den Almleuten ins Tal mitgenommen wird (2007 waren es sogar drei Figuren). An einer Kette, die wohl für einen Opferstock bestimmt war, hängt dann der „Rotsuhler“ und versucht, die eiserne Fessel durchzunagen, was im so alle drei bis sieben Jahre auch gelingen soll, worauf er in die umliegenden Täler hinabsteigt. Wallfahrer, die spät im Jahr über die nach dem rötlichen, erzhaltigen Gestein benannte Rotsohl gingen und oft schon in den ersten Schnee kamen, wollen ihm sogar begegnet sein! Dieser Bericht stammt von der Heimatforscherin Imma Waid (+) aus Mariazell, und auch Peter Rosegger nahm seinen Weg zur „Gnadenmutter“ über diesen sagenumwobenen Übergang am Fuß der darüber schroff mit dem Teufelssteig aufragenden Hohen Veitsch.
Zur Rotsohlalm kommt man auch in einem Tourenlauf (alpin anfangs entsprechend, dann eine Langlaufstrecke) von den Brunnalm-Liften in Veitsch her. Bei einer meiner Touren stieg ich vom “Nikolo” nordwestlich zum Hauptkamm an und folgte diesem bis auf den Turntalerkogel. Nach dem steileren Aufbau gelangte ich dabei auf eine kleine Hochfläche (im Frühherbst ein Heidelbeerparadies!), immer den nordseitigen Steilrand entlang, und dann an der Südseite hinauf zum Gipfel. Als Wegweiser diente mir übrigens eine Schneehasenspur! Der Ausblick ist einfach fantastisch, und das Gelände dort oben mit nicht zu dicht stehenden Wetterfichten und Latschen leicht zu bewältigen, allerdings häufig zerklüftet von “Windgangln” oder abgewehten, vereisten Rasenflächen.
Die Abfahrt erfolgt direkt hinunter oder etwas westlich noch weiter bis zum Alm-Denkmal und durch die dort etwas sanftere Mulde zur Turnauer Alm. Den viel “zackigeren” Rauschkogel (dieser ist auch in der Schitouren-Spezialliteratur präsent) erreicht man wohl durch den Räuschinggraben oder über den Kamm der Feichtingshöhe zur Rauschalm. Bei sicherem Schnee gibt es dort vom Gipfelaufbau herunter Steilabfahrten, die aber im Gegensatz zu meiner Tour sicher lawinengefährlich sein können. Im Sommer bzw. zur Heidelbeerzeit sind wir auch von der Oberen Stübming durch den Hinterhofgraben bis zur Scheiklalm gefahren. Die Verbotstafeln dort sind sicher bemerkenswert… Anschließend gibt es eine weitläufige Forststraße und einen vom Halter angezeichneten Steig hinauf zur Rotsohlalm, sicher ganz nett, aber ohne Kenntnis der alten (und angeblich vollkommen abgekommenen) Steige eher eine Wildnisexpedition.
1 Reaktion zu “Winterliche steirische Almtour – Turnauerkogel”
Am Turntaler Kogel war ich vor ein paar Jahren im April mit Schneeschuhen! Da war die Straße rauf zur Alm im unteren Teil schon aper, aber oben wars recht schön! Bin allerdings nur ein kleines Stück den Kamm nach Westen und dann über die – auch schon apere – Wiese wieder runter zur Alm. Hingefahren bin ich übers Mürztal und den Pretalsattel.