A&BB Vorfrühlingsurlaub Teil 5 – Schwarze und Weiße Sulm Natura 2000
15. April 2012 von Bernhard Baumgartner
Ein heißer Tag – aber nur für mich in der Moorbehandlung! Nachher hat meine Hinterseite nachhaltig wie von dem Pferd ausgeschaut, dem Elisa Dolittle in “My fair lady” beim Rennen in Ascott Pfeffer in den…..
Vorher war noch alles kühl und frisch nach dem Regen vom Vortag. Wir fuhren gleich in der Früh nach Deutschlandsberg – das Schloss mit grimmigem Wächter und freizügigem Empfangsmädchen hatten wir schon im Herbst gesehen. Nicht aber das “rote Rathaus” und die Laßnitzklause. Dort ergab sich ein netter Spaziergang durch das schluchtartige Waldtal, solange die Zeit bis zur Therapie eben reichte. Anni eilte noch voraus bis zu einer Waldkapelle, und ich macht mich auf die Suche nach der botanischen Seltenheit Glimmer-Steinbrech. Solche Raritäten gibt es im Gebiet um die Koralpe mehrfach, wie ich in der Exkursionsflora nachlesen konnte. Dort stand aber auch die Blütezeit dieses Steinbrechs angegeben – erst gegen den Hochsommer zu. Neben dem Laßnitzbach lagen ja auch noch die letzten Schneereste…
Das Natura 2000-Gebiet an den Sulmbächen
Aus den hochgelegenen Karen und Hangmulden der Koralpe sammeln sich die Wasser in den beiden Sulmbächen, die in ihrem Oberlauf durch weitgehend naturbelassene, schluchtartige Waldtäler fließen. Dort befindet sich das Natura 2000-Gebiet “Schwarze und Weiße Sulm”, das nur von einzelnen Straßen und Wanderwegen gekreuzt wird, die aber nicht die Bäche entlang führen. Dazwischen erstreckt sich der weitläufige Bergrücken der “Fresen” in den Gemeinden Garanas (dort befindet sich der Torfabbau für das Moorheilbad Schwanberg) und Wielfresen. Der Kirchort dazu, über 1000 m hoch gelegen, heißt St. Anna ob Schwanberg oder nach Liselotte Buchenauer “St. Anna in der Fresen”.
Die Weiße Sulm mündet bei Schwanberg ins flachere Koralpen-Vorland und durchfließt vorher einen scharfen Taleinschnitt hinter dem Schlossberg. Wo die Straße Richtung Garanas am Hang anzusteigen beginnt, führt ein Fahrweg den Bach entlang – kein spektakulärer Tallauf, aber ein netter Spaziergang mit gleichem Rückweg und überraschendem Schlossblick, solange die Bäume unbelaubt sind. Frühlingsflora mit Illyrischem Krokus als Einstimmung zu dieser Nachmittagstour.
Die Talhänge sind mächtig steil und verwinkelt, ebenso die Bergstraße vorbei an einzelnen Bauernhöfen, von der wir bei der Weiterfahrt die Abzweigung auf einen Güterweg durch das Seitental des Scheucherbaches gerade noch erwischen. Je höher hinauf, desto freier werden Landschaft und Ausblick, auf den sanfteren Bergwiesen ahnt man nicht mehr, welch wildes Talgebirge sich in der Tiefe verbirgt. In Oberfresen erreichen wir beim Schmuckbauerwirt die zum Garanaser Hochmoor führende Straße und auf dieser den Kamm entlang bergab den winzigen, aber überaus interessanten Kirchweiler.
St. Anna in der Fresen
Die kleine, aber wuchtige Kirche mit ihrem niedrigen Turm verrät schon ihre Entstehung zur Zeit der Romanik, obwohl erst 1498 urkundlich. Die Ursprünge dieser Wallfahrtskirche als Kultstätte reicht aber noch viel weiter, bis in die Vorgeschichte zurück. Die Angaben im DEHIO werden vom Kirchenführer des Pfarrers Andreas Zechner noch weitaus und anschaulicher übertroffen: “St. Anna war vor der Aquileia-Missionierung schon im 6. Jh. vor Christus der Kultpunkt des Saturn, das Tor zum 7. Himmel, von der Nekropole Großklein im Saggautal aus gesehen” (Fürstengräber von Kleinklein mit rund 700 Grabhügeln der Hallstatt-Zeit um den Burgstallkogel – dieses archäologische Ziel bleibt einer späteren Reise vorbehalten). Von dort aus gesehen geht die Sonne am 21. März über dem Frauenberg bei Leibnitz auf und hinter St. Anna unter! Die kunsthistorischen Details der Kirche werden mit den tiefgreifenden Erklärungen im Kirchenführer begreifbar. Uns fiel vor allem die Außenkanzel neben dem Kirchenportal auf, und aus dem Dämmerlicht des Kirchenraumes schimmerten die Glasfenster (aus neuerer Zeit), unübersehbar sind die Spuren von Gotik und Barock. Wie Pfarrer Zechner anmerkt: “St. Anna ist so sicher kein kunstgeschichtlicher Diamant, aber genau jene edle Perle, von der Christus im Gleichnis spricht – “Das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der edle Perlen suchte…” (Mt 13,45 f).
In der “Sulmklamm”
Für uns lag in St. Anna der Erlebnis-Höhepunkt aber im breiten Wiesensattel südlich der Kirche mit seinen drei kultischen Kreuzen, eines davon unter einer Birkengruppe, dreimal im Jahr von Prozessionen aufgesucht (leider habe ich die von zwei einheimischen Frauen erfragten Tage nicht aufgeschrieben). Auf dem einer Alm ähnlichen Wiesenboden blühten außerdem viele Krokusse! Auf der Straße weiter wären wir wieder direkt nach Schwanberg gekommen. Unser nächstes Ziel aber war die “Sulmklamm”, und bei der Suche nach der richtigen Abzweigung stießen wir noch auf einen unglaublich dichten Krokusbestand in vollster Blüte (bei der gesperrten Hausabzweigung schräg gegenüber der Kapelle bei 795 m). Eine freundliche junge Frau (mit Kind unterwegs zur Oma) wies uns dann die richtige Abzweigung, wo die Markierung Nr. 591 von der Straße abschwenkt, auf einem asphaltierten Güterweg durch wunderbare Bergbauernlandschaft mit weitem Ausblick über Unterfresen hinüber zum Alpengasthof Strutz an der Wielfresener Bergstraße (die hier erreichbare Kirche St. Katharina in der Wiel besuchten wir erst am letzten Tag).
Wir wollten vom Talgrund her in die “Sulmklamm” gelangen, aber die Seitenstraße dorthin war einfach für uns wie vernagelt. Erst eine Erkundigung bei einem ebenfalls sehr freundlichen Ehepaar wies uns die richtige Route, besser als es die Karte gezeigt hätte! Jedenfalls am Schnapsbrennerhof (mit Museum) noch weit vorbei bis hinunter in das Ortsgebiet von Guntschenberg. Hier rechts ab, bei Gemeinde und Gasthaus vorbei, und immer rechts haltend im Talboden – bis zu den Parkverbotstafeln vor dem letzten Bauernhof!
Inzwischen war es aber schon recht spät geworden, und der Fußmarsch sollte nicht mehr zu lange dauern. Daher fuhren wir bis zum Anwesen weiter und hatten das Glück, dass der Bauer gerade im Freien beschäftigt war. Mit gutem Zureden (unter Mithilfe meines hatscherten Knies) war er doch zu überzeugen, dass eine kurze Parkerlaubnis bei seinem Haus keine Beispielfolgen nach sich ziehen würde (ich kann mir schon vorstellen, dass bei einem sicher so beliebten Wanderziel sein Hof sonst einem Großparkplatz gleichen würde).
In leicht dämmerndem Spätnachmittagslicht wanderten wir dann die Weiße Sulm entlang, blaue Schleier von Krokusblüten an den Ufern, der Fluss ebenfalls blau schimmernd im Widerschein des klaren Himmels, ein überaus stimmungsvolles Dahinwandern, meist am Waldhang etwas hoch über dem Bach. Infotafeln des Naturschutzgebietes geben reichlich Hinweise, und wenn wir Zeit genug gehabt hätten, wäre eine Rundwanderung durch die Klamm mit Aufstieg danach bei der Herbstmühle und Rückweg auf der Bergstraße und daneben, vorbei an den ersten Weinrieden, ideal gewesen.
Uns blieb aber bis zum Abendgenuss im Kurhotel nur mehr Zeit für die Rückfahrt nach Schwanberg über Wernersdorf und nahe Wies vorbei, wo die Weiße Sulm das flachere Vorland erreicht. An einem Nachmittag mit 41 km Autofahrt so viel zu erleben – das bedeutet für uns echtes Urlaubsglück!
1 Reaktion zu “A&BB Vorfrühlingsurlaub Teil 5 – Schwarze und Weiße Sulm Natura 2000”
leider wird es mit dem weststeirischem urlaubsglückseligkeiten bald ein ende haben.die gegend wird im gesamten verkraftwerkt und weiterhin arg verschandelt,was natürlich eine echte schande ,für die steiermark ist.ihre fotos sind so friedlich und schön.gratuliere.lg HB