Dieses Wochenende fiel unser “Sonnentag” bereits auf den Samstag! Morgens wie zuletzt schon so oft eine Nebeldecke im Gölsental, doch das Wetterpanorama von Annaberg zeigt schon – Sonne an der Tausendergrenze. Nicht zu weit fahren – schauen, ob die Schneeglöckerl schon woanders auch blühen (nicht nur im Garten an der Sonnseite) – Ziel ist klar: die “Hahnwiese”, am markierten Weg von St. Veit zum Ebenwald, knapp südwestlich vom Sengenebenberg (nicht nur “mein” nördlichster Tausender der Alpen), im Sattel zwischen Steigengraben und Atzbach. Flurname von dort (einst oder noch immer?) balzenden Auerhähnen (wäre jetzt die richtige Zeit) oder (etwas unwahrscheinlich) Birkhähnen.
Annis Wanderung: Von mir bis zum Zöchling vulgo Brandstätter im Wobach gekarrt, dann allein wandernd noch auf asphaltiertem Güterweg durch den Nebel zum Sengenebner (höchster Bauernhof der Gegend, aber nicht mehr bewohnt). Dann auf dem alten Ebenwaldweg durch den überaus steil in den hintersten Pfenningbach abbrechenden Hochwald zur Höhe des Seitenkammes “hinter” der Sengenebnerwiese (früher beliebte Schiwanderung, Signalpunkt für ersten und letzten Schnee im Gölsental). Durch den seit den 1950er Jahren aufgewachsenen Jungwald (damals gab es dort oben ein kaum zu löschenden Waldbrand, Bäume wegen des extremen Standortes noch immer nicht hoch gewachsen) auf einem Steig und einer neueren Forststraße über den “Steigengraben” genannten Talschluss des gleichnamigen Grabens beim Tonibauer / Vonwald zur Hahnwiese.
Bernhards Spaziergang: Wegen Wackelknie und nach einer anstrengenden (letzten) Therapiewoche auf der flacheren Route – vom Ebenwald-Parkplatz (bei der Auffahrt von Kleinzell ab dem Plattner-Gasthaus in herrlicher Sonne) über den Kaltenreiter zum “Stiegl” oberhalb dieses Gehöftes. Übrigens den jungen Herrn Wiesbauer getroffen, ein ganz freundlicher Enkel der schon lange verstorbenen “Kaltenreiter Fanny” (einer Herzensfreundin meiner Mutter und Tante), der mir in der Küche den bereits 1902 (!) gesetzten und noch immer in Verwendung stehenden “Sparherd” zeigt – ein zwar schon historischer Küchenherd mit Seltenheitswert, aber eine ganz tolle und effiziente Koch-, Warmwasser-, Back- und Heizmöglichkeit (im Kamin oberhalb gibt es noch immer die “Selch” !). Weiterwanderung (Beschreibung beim gemeinsamen Rückweg) über das “Stiegl” zum Egger Sand, entlang der spärlichen St. Veiter Markierung zu dem von mir so benannten “Hahnwiesengatterl” mit Leonhardbild.
Unser gemeinsamer Weg: Wo der Weg im Schatten und daher noch tief verschneit zur Hahnwiese hinab führt, haben wir dann nicht mehr telefoniert, sondern uns mit Jodler verständigt – kurz darauf Zusammentreffen und gemeinsamer Rückweg. Besonders schön zeigt sich die Mulde beim Egger Sand (dort eine Tränklacke, früher auch ein längst verschwundenes Kleinhaus – beschreiben in meinem “St. Veiter Häuserbuch”). Im Schnee am leicht geneigten nordseitigen Almhang hinauf zum Querrücken mit dem schon zweimal genannten “Stiegl” (= Zaunüberstieg). Dort zeigt sich am aperen Hang zum Kaltenreiter absteigend der Ebenwald in Idealansicht – das Gehöft (vulgo Kaltenreiter = zwar kalt dort in 1000 m Seehöhe, aber Name kommt von “Galtvieh” und “Reit” = Rodung für eine Jungviehweide, bereits im 13. Jahrhundert !), der pyramidal-alpin-felsige Hochstaff und die breite Bergmauer der Reisalpe – eines der schönsten Berg-Kultur-Bilder der Voralpen. Der “Kaltenreiter” (Familienname Wiesbauer, die zwei ältesten Söhne der “Kaltenreiter Fanny” heißen Wochner, Vater im 2. Weltkrieg gefallen, später Heirat mit Herrn Wiesbauer) war 1976 ganz entzückt, als er im Geschäft in Kleinzell meinen ersten Führer “Die Voralpen an Traisen und Gölsen” mit einer Abbildung seines Bauernhofs gesehen hat!
Über den halb aperen Ebenwald spazierten wir am Scheerhof vorbei, den der junge Wiesbauer geerbt und neu ausgebaut hat, zum Parkplatz. Bei der Talfahrt gab es zum Glück nicht viel Gegenverkehr auf der schmalen Ebenwaldstraße, aber zum Wochenende ist wegen der vielen Autos die Fahrt sicher nicht so angenehm. Da können leicht weit über 100 Autos oben stehen, und die Wanderer gehen zum nahen Ebenwaldhaus (Wochenende bewirtschaftet), über die Hochfläche zum Schwarzwaldeck (Schutzhaus der Familie Malojer, eines in der Hitlerzeit zugewanderten Südtirolers, leider geschlossen, wurde von einer Religionsgemeinschaft gekauft, aber man wird dort nicht unfreundlich behandelt, wenn man sich auf ein Bankerl setzt) oder gleich die prächtige Bergtour über den Hochstaff zur Kleinzeller Hinteralm und auf die Reisalpe.
Die Schneeglöckerlblüte auf der Hahnwiese ist ganz große botanische Seltenheit, weil diese Blume sonst eher im Auwald oder auf manchen Wienerwaldgipfeln (Gföhlberg, Schöpfl) vorkommt, aber nicht innerhalb der Kalkalpen (dort gibt es die “Märzenbecher” genannten Frühlingknotenblumen). Der Nachbar vom Kaltenreiter soll schon vor drei Wochen ein paar Schneeglöckerl von der Hahnwiese mitgebracht haben (vermutlich vom obersten Sonnenhang des Sengenebenberges), aber am Weg vom Steigengraben her waren noch ausgedehnte Schneefelder, und Anni hat nur einige winzige Triebe und kaum noch Knospen gesehen!
3 Reaktionen zu “Treffpunkt “Hahnwiese” – Nebelstart und Sonnenspaziergang”
Seeehr schön! Dort ist ja noch richtig Winter!
Und ich sitz wiedermal daheim (für die nächsten 2 Wochen mind.) – bin stark verkühlt aus dem Urlaub einen Tag früher heimgekommen. Außer Spesen nix gewesen – aber immerhin drei schöne Touren-Tage (Bericht folgt) und ein sehr gutes neues Hotel entdeckt – Hotel zum Jungen Römer in Radstadt. Sehr familiär, freundlich und fürsorglich, super Essen (allerdings ein bissl Mast – 5 Gänge!). Und: wir haben den einen Tag, den wir früher als gebucht abgereist sind, überhaupt nicht zahlen müssen!
Hallo Herr Bernhard Baumgartner!
ich bewundere sie sehr, bei dem was sie so alles auf die Beine stellen. Ich finde Ihre Fotos wirklich klasse. Mich würde mal interessieren, woher sie die ganze Zeit nehmen? ich bin auch ein Wandervogel und halte mich für am liebsten in unserer Natur auf, doch finde leider nur selten die Zeit dazu.
LG Evelin
@ eveline
Ich bin heuer das 10. Jahr in Pension, aber eigentlich bin ich damals von meiner Berufstätigkeit voll in die vorher schon auch intensiv ausgeübte Lieblingsbeschäftigung eingestiegen.
Immer hab ich mich über die Pensis geärgert, wenn sie gar so vielbeschäftigt getan haben. Aber es stimmt schon irgendwie auch, nicht nur weil man (angeblich?) immer etwas langsamer wird!
Das Pensionsgefühl merke ich eigentlich erst jetzt, wo ich etwas (einmal weniger, einmal mehr – sagen wir:) leistungsbehindert bin.
Nach den für heuer nicht nur geplanten, sondern schon fixierten Urlauben (oder für mich auch “Expeditionen”) geht´s aber bald wieder dahin, in südliche Gefilde und auch hochhinaus!
LG und schönen Frühling! BB