Nach den dürftigen Bergblumenerlebnissen von Brgudac auf die Korita, war unser nächstes Ziel die Strandregion. Aber wo….? Ein Suche auf der Karte Istrien 1 : 100 000 (vor Ort überall erhältlich) ergab – unverbaut (d. h. weder Straßen noch Campingplätze) am ehesten südlich von Rovinj, noch dazu mit einem Sumpfgebiet namens Palud. Inzwischen wissen wir schon mehr darüber, von unserer eigenen Begehung her und vom Internet: www.natura-histria.hr Laut dieser Seite sollen im Dezember 2004 während des Vogelzuges dort 240 Vogelarten gezählt worden sein. Wir kamen natürlich jetzt nicht in der Zeit der durchziehenden Vögel, aber trotzdem gab es einige Überraschungen…
Auf der Suche nach dem Naturstrand
Von unserem Standort Porec wieder (wie so oft) zur Schnellstraße in Baderna (diese Stadt nur von fern gesehen) und bei Kanfanar Abfahrt Richtung Rovinj und abzweigend nach Bale. Diese schöne Altstadt mit dem ital. Namen Valle – inmitten eines anmutigen Hügellandes gelegen – kannten wir schon vom Herbst 2008. Laut Karte ging es der westlichen Ortsausfahrt gegenüber Richtung Palud (die beschilderte Zufahrt zum Vogelschutzgebiet zweigt erst weiter gegen Rovinj zu ab), aber gleich einmal vorbei gefahren, denn dort steht nur eine riesige Ankündigungstafel: Camping San Marco & Collone… oder so, dort hin wollten wir ja nicht! Es war aber die richtige Abzweigung – nach etwa 6 km auf guter Asphaltstraße durch die “Germ” (wie wir für so eine einsame Gegend sagen), landeten wir vor einem Schranken. Im Sommer Zugang für die neuen, im Gebiet der Stadt Bale (die auch vom Tourismus profitieren will) angelegten Campingplätze (freundliche Auskunft, genaue Karten aufliegend, gleich einen Blick darauf geworfen; im Sommer Parkgebühr, wenn man zum Badestrand will). Wir umfuhren erlaubterweise (jetzt außerhalb der Saison) den Schranken und landeten auf dem leeren Campinggelände vor einem bezaubernden Strand.
Restaurant in der Kirchenruine Sveti Polo
Zuerst Erkundung links weg bis zur ehem. Kirche, laut Karte Sv. Pavao (= Paul ?), in deren Mauerresten sich ein Strandrestaurant eingenistet hat. Auf den Wiesen oberhalb des felsigen Strandstreifens blüht es im Rosa der Sternanemonen und im Gelb des Rauen Löwenzahns (oder einer solchen Art). Der kurze Spaziergang ergibt einen Überblick – zwei felsig-grüne Inselchen scheinen im azurblauen Meer zu schwimmen, weiter nördlich gischtet die Brandung am vorspringenden Kap einer bewaldeten Landzunge. Dorthin wollen wir, und gleich auch zum Palud, los geht´s!
Wanderung zum Vogelschutzgebiet
Zuerst ganz hübsch noch im leeren Campinggelände am Strand entlang, der von den bunten Wiesen mit einer Steilstufe zu den Felsplatten am Wasser abfällt. Dann Tafel – Ende des Campingplatzes, gleich darauf wird es eingezäunt privat (aber recht “krowotisch”, immerhin idyllisch gepflegte Fleckchen), wir marschieren daneben am Rand der hier kiesigen Bucht weiter bis zur nächsten Tafel “Naturschutzgebiet”). Hier geht zuerst innerhalb des Baumwuchses, aber noch in Wassersichtweite, ein guter Weg weiter, erste Rechtsabzweigung unberücksichtigt, dann im dichten Bewuchs bis zur Verzweigung zweier gleichrangiger Weg. So, wie jetzt weiter? Der Paludsee muss rechts liegen, also rechts weg – ein schmaler Weg, durch Lichtungen zuerst (am Rückweg die große Überraschung), dann in dichter Macchie, vorbei an einigen alten Steinmauern zu einem breiteren Weg. Hier schaut es schon kultivierter aus – gleich folgt die Kirchenruine St. Damian aus dem 11./12. Jh. mit Infotafel – Papst Alexander III. soll hier 1177 bei der Reise von Dalmatien nach Venedig eine Messe gelesen haben – kann man sich überhaupt nicht vorstellen.
Kurz darauf führt vom Fahrweg links ein ebensolcher weiter, und mehrmals treffen wir jetzt auf die Tafel “Psst !”, bis wir beim von dichtem Schilf umgebenen Seeufer des Palud und einem trefflich ausgebauten Beobachtungsstand anlangen. Vögel gab es aber nur auf der großen Infotafel. Dafür zweigte gegenüber ein guter Weg ab, der uns bald zum Strand brachte.
Klettern in der Horizontale
Wenn die dort am Strand gelagerten Felsplatten steiler oder sogar senkrecht stünden – das wäre eine Kletterwand! So hüpfen wir über Spalten und Stufen, immer in der Horizontalen auf dieser Felslandschaft weiter. Seitlich gischten die Wellen herein, bei Flut müssen hier ganz seichte Stellen überspült werden, jetzt geht es trocken weiter bis zum vermeintliche “Kap”, das in der Karte Rt. Gustinja heißt. Gegenüber eine kleine Felsinsel, die nördliche der Zwillinge namens Pisulj (in der Karte nur die südliche größere).
Zurück geht es auf derselben Strecke – bei einem kleinen Kiesstrand an einer Abzäunung vorbei, bis dorthin, wo wir den Felsstrand erreicht hatten. Ein Steinmonument, das uns allerdings kein Geheimnis lüftet, bezeichnet diese Stelle, dann geht es auf dem Weg in den Wald hinein – abseits solcher gebahnter Trassen würde man hier unmöglich durch das Dickicht kommen. Auf den vorhin erwähnten Lichtungen, bevor wir uns allmählich dem Campinggelände nähern, folgt die Überraschung – herrliche Orchideenblüte! Die Orchis morio und die Purpurknabenkräuter, hier schon recht schön aufgeblüht, fotografieren wir gar nicht mehr, dafür aber sind die zahlreichen Schmetterlings-Knabenkräuter gerade dabei, ihre ersten Blüten zu öffnen.
Dem Picknick am Strand folgt nachmittags noch ein Abstecher nach Rovinj mit prima Cappucino und einem Croissont (oder wie man das schreibt, es enthielt leider Schokolade…). Bei unserem Herbstbesuch hatte wir uns mehr Zeit in dieser bezaubernden Stadt genommen, auch war die Stimmung damals gegen Abend viel intensiver als diesmal im grellen Nachmittagslicht. Allerdings hatte Anni damals am Hafen ihr schon Jahrzehnte getragenes Goldkreuzerl von der Halskette verloren – wir hoffen, ein liebes Mädchen hat es gefunden und trägt es nun, sich unbekannterweise an uns erinnernd….
Für “Nachwanderer” – in dieser Gegend gibt es eine Menge von Radrouten, abseits größerer Straßen, vor allem in südlicher Richtung gegen Fazana zu, wo die Fährschiffe zum Nationalpark Brionische Inseln übersetzen – beide Ziele waren uns diesmal nicht vergönnt, da in der zweiten Wochenhälfte das Wetter unsicherer wurde.
5 Reaktionen zu “Istrien: “Strandklettern” beim Vogelschutzgebiet Palud”
@ robert
Hallo Robert, in einem meiner Beiträge wird ein Kommentar von dir angezeigt mit dem Link zum ORF NÖ – habe dort nachgestöbert, und auch wirklich etwas Interessantes gefunden – den neuen Jakobsweg durch das Weinviertel.
Hast du das gemeint?
Beste Grüße! BB
nein – der link ist für eli wegen dem unfall beim magna racino – der zeigt aber auch nur diese nachtricht an – oder meinst du einen anderen ?
@ BB
ihr habt euch wirklich mühe gegeben, das kann man ruhig sagen !
die schönen orchideen waren dann eben die belohnung
diese mühseligen kraxlereien über die steinplatten waren nicht ohne , was ?, und eigentlich recht gefährlich : wenn ihr euch den fuß ( “nur” ) verknaxt hättet………..wie wieder zurück zum auto ?……..-also ganz schön glück gehabt
croissant = knusprig, also wohl aus blätterteig
mit schokolade : also im original, wie in frankreich
HB
Hallo,
gibt es in Istrien einen Jakobsweg? Falls ja, würde ich mich über Details freuen. Vielen Dank.
@ wolfgang hachmeister
Deine Frage weckt mein Interesse, die Jakobswege auch außerhalb Österreichs zu verfolgen… Von der geografischen Lage her kann ich mir aber nicht vorstellen, dass durch diese Gegend ein Pilgerweg nach Santiago führen könnte.
Wenn mir aber etwas unterkommt, melde ich mich bei dir per Mail direkt.
In Österreich ist da ja viel in Bewegung – neu im Weinviertel der Jakobsweg als Anschluss an die Route entlang der Donau und auch quer durch Südösterreich. Letzterer erscheint mir aber sehr konstuiert (nach den Jakobpatrizinien der Kirchen am Weg), im Süden hat man sicher eher das Meer erreichen wollen (Venedig), weil die Reise per Schiff umproblematischer war, zumindest bis an die spanischen Ostküsten, als der Landweg über all die Gebirge.
Bei meinen Arbeiten über Pilgerwege sind mir zuletzt die Hemmawege aus allen Richtungen nach Gurg aufgefallen. Ferner die Mariazellerweg aus dem westlichen obersteirischen Raum (St. Lambrecht als Ausgangspunkt für Mariazell). Kurios ist der evangelische Pilgerweg “Weg des Buches” vom Nordwesten Mitteldeutschlands nach Slowenien – die Protestanten sind ja prinzipiell keine “Wallfahrer” !
Beste Grüße! BB