Gedenktage – Kirchenführer mit kleiner Chronik u. a. 1945
31. Oktober 2009 von Bernhard Baumgartner
Kirchenführer von St. Veit an der Gölsen in Vorbereitung
Die spätgotische wehrhafte Kirchenanlage gilt als “Dom des Gölsentals”. Erstmals wird nun ein Kirchenführer aufgelegt. In diesem sind die kunsthistorischen Kostbarkeiten beschrieben und im Bild präsentiert. Dazu kommt noch die Geschichte des Bauwerkes – insbesondere die romanische “St. Veiter Urkirche”. Die archäologischen Ergebnisse der Bodenrenovierung von 1991 erbrachten den Nachweis, dass vor dem bisher mit 1400 angenommenen Kirchenbau bereits eine steinerne Kirche bestand. Diese war (von unbekannter Bauart) bisher nur urkundlich aus den Traditionsnotizen um 1100/1120 nachgewiesen.
Die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse…
… rund um die Kirche werden auch zusammengefasst. Dabei geht es hier in St. Veit auch besonders um das Kriegsende 1945, weil das Gemeindegebiet durch mehrere Wochen bis zum endgültigen Rückzug der deutschen Truppen in der Nacht vom 7./8. Mai 1945 in der unmittelbaren Kampfzone lag. Ein “Kriegstagebuch” für unser Gebiet habe ich bereits in der Heimatkunde “Lilienfeld und die Voralpen” (Jugend & Volk 1981) aus der Literatur (u.a. Wehrmachtsberichte) und den lokalen Chroniken zusammengestellt.
Wie die Umstände mit der romanischen “Urkirche” zeigen, muss die historische Literatur immer wieder auf den neuesten Wissensstand gebracht werden – nicht einmal der “Dehio NÖ südlich der Donau” von 2003 (das wissenschaftlich fundierte Standardwerk) bringt darüber etwas. Beschämender Grund – bis dahin gab es keine Veröffentlichung, erst genau im “Heimatbuch St. Veit an der Gölsen” vor zwei Jahren… Mit dem neuen Kirchenführer kann das endlich intensiv nachgeholt werden.
Die Angaben über die Opfer des 2. Weltkrieges sind in der Festschrift “400 Jahre Markt St. Veit an der Gölsen” (1988) von mir erhoben worden (wie ich sicher bin, mit möglichster Gründlichkeit). Eine gewisse Unsicherheit besteht jedoch hinsichtlich der Berücksichtigung von vermissten Soldaten oder ähnlichen Unstimmigkeiten. Ich habe mir daher die Mühe gemacht, die örtlichen Denkmäler zu überprüfen, und da haben sich folgende Zahlen ergeben:
Das Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche St. Veit: 1939 / 45 sind 202 Namen verzeichnet (1. Weltkrieg = 128). Dazu kommt noch das “Kriegsgrab” im Friedhof St. Veit an der südöstlichen Ecke, wo jedes Jahr zu Allerheiligen (selbstverständlich auch heuer) ein Kranz der Gemeinde aufgelegt wurde. Dort sind verzeichnet:
51 namentlich angeführte gefallene Soldaten, dazu 144 (!) namenlose Gefallene, weiters 37 Zivilopfer. Diese Opfer rühren von den Endkämpfen des 2. Weltkrieges her. Die Zahl 12 bezieht sich auf die im Gemeindegebiet erschossenen KZ-Insassen. Diese wurden während bzw. kurz vor dem deutschen Rückzug durch das Gölsental getrieben und einfach ermordet, wenn sie nicht mehr weiterkonnten…
Wie es dazu kam, dass die Front ausgerechnet hier im Triesting- und vor allem im Gölsental (mit Traisen) aus der westlichen Vorstoßrichtung der Roten Armee nach Süden schwenkte und hier an den Voralpen zum Stehen kam, werde ich vielleicht noch berichten (wenn ein Interesse an diesen Ereignissen kommentiert wird). Mich erschüttern jedenfalls diese Ereignisse, auch wenn ich damals als kleines Kind noch nichts von den Schrecknissen mitbekam oder jedenfalls kaum etwas in meiner bewussten Erinnerung haften geblieben ist.
Ich füge diesem Beitrag noch zwei Bilder bei, die mit St. Veit nur insofern etwas gemeinsam haben, dass nämlich der historische Hintergrund gar nicht so einfach zu erkennen ist….
1 Reaktion zu “Gedenktage – Kirchenführer mit kleiner Chronik u. a. 1945”
Ich sag´, die letzten beiden Bilder waren einmal das Dürrhäusl – muß ja nicht jeder Steinhaufen einmal eine Kirche oder Kapelle gewesen sein