Der urige Weg zum Karwassersee
18. August 2009 von Bernhard Baumgartner
Nochmals lade ich ein, uns auf einen ganz urigen Bergweg zu folgen: Von der schon beschriebenen Muritzen hinauf zum Karwassersee im östlichsten Winkel des Nationalparks Hohe Tauern.
Ein Weg zum Verlieben und nicht zum Verirren
“Vergehen” kann man sich im Aufstieg zum Karwassersee kaum, denn der markierte Steig zieht als einzige gangbare Linie durch das teils urwaldartige Gelände bergwärts. Längenerstreckung und Höhenunterschied sind gleichermaßen nicht überragend, aber trotzdem dauert der Gang durch diese Urnatur seine Zeit! Bergauf ebenso wie bergab, denn vielfach besteht der Weg nur aus durcheinander gewürfelten, noch dazu rundgeschliffenen Steinbrocken, über die nach starken Niederschlägen (wie im heurigen Frühsommer) das Wasser seinen einfachsten Weg talwärts nimmt.
Gleich zu Beginn nach dem Parkplatz Muritzen begleitet rechts eine felsig-schattige Böschung die Forststraße, bedeckt mit dichten Moospolstern und einem unglaublichen rasenartigen Bestand des Herz-Zweiblatts. Dieses max. 12 cm insgesamt hohe Pflänzchen mit dem Blattpaar am Stängelgrund und den Orchideenblüten im Millimeterformat hat es uns wahrlich angetan. Eine andere Orchidee ist die stattlichere Grüne Hohlzunge, hier in rotlichem Farbton, und sonst gibt es aus dieser Gattung nur die Höswurz, auch Weiße Händelwurz genannt.
Bei der aus groben Quadern gefügten Kapelle (Kulturdenkmal !) zweigen wir in den Muritzengraben ab, und gleich nach den Alm- oder Jagdhütten geht es steiler aus der flachen Lichtung mit ihrem stattlichen Alpendost in den Hochwald hinauf. Erst weiter oben wird es heller, ein Murbruch (nicht von dem im Tal unten brausenden Fluss, sondern von Gerölllawinen des Silbereckkammes) unterbricht die Idylle, dann geht es durch helleren Lärchenwald, als Viehweide genützt (wir sind noch in der Außenzone des Nationalparks).
Weiter hinauf wird der Baumbestand immer urwaldartiger, riesige Fichten und Lärchen, dazwischen Hochstaudenflora (wie abgebildet), dann nach einer Steilstelle heran an den Bachlauf, der unterhalb über eine fallartige Felsenge hinabtost. Bald wird das Gelände in den Karboden hinein flacher. Letzte Lärchen, Bachgeriesel, Moortümpel mit Wollgräsern, darüber bereits das Gipfelrund – Kölnbreinspitze, Kaltwandspitze (bei den Bildbeschriftungen etwas durcheinander..) und Marchkareck. Am Seeufer endet die Markierung, nur mehr eine schmale Steigspur leitet zwischen uralten, aber auch jünger nachwachsenden Zirben und Latschen gegen das Seeende zu. Dort rasten wir (nach etwa zwei gemütlichen Wegstunden – trotzdem !) ausgiebig und genießen die herrliche Landschaft mit Augen und Kamera…
Als Weiterweg für eine ganz große Runde würde sich anbieten – der völlig weglose Anstieg zum Unteren und Oberen Schwarzsee, wo über die Muritzenscharte der Tauernhöhenweg erreichbar sein müsste (zumindest der Karte nach), sodann Abstieg zur Sticklerhütte und talaus zur Muritzen. Na, so viel Energie bringen wir nicht auf, aber vielleicht folgt jemand mit mehr alpinistischem Biss dieser Idee! Wir waren für diesmal auch so zufrieden, denn einen schöneren Tag hätten wir uns nicht aussuchen können.
1 Reaktion zu “Der urige Weg zum Karwassersee”
herrlich, da rinnt einem schon ein bächlein aus den mundschleimhautdrüsen ….
HB