Mostviertel/Ötscherland: Der “Kogel” als “Allwetterberg” samt “Annaberger Dorfgschichtl”
8. Dezember 2008 von Bernhard Baumgartner
Keine Frage, welcher “Kogel” gemeint ist – der Tirolerkogel im nahen Ötscherland natürlich (die Tiroler Kogeln sind ja für uns wirklich etwas zu fern, wenn es nicht in einen ganzen Urlaub geht). Die leichte Bergwanderung zum Annaberger Haus (echt auf dem mit 1377 m höchsten Gipfelpunkt des weit ausladenden Bergmassivs) ist wirklich eine “Universaltour”: Da kann das Wetter gar nicht so schlecht sein, denn auch bei Nebel und Schneetreiben findet man dank der Stangenmarkierung von der Halterhütte über den freien Gipfelhang hinauf zur gastlichen Einkehr bei der “Vroni” (samt Herbert “Wauwa” und allen anderen dienstbaren Geistern – keine Angst, echte Helfer und keine Gespenster). Aber das beste kommt noch (abgesehen von Vronis Spezialgerichten) – jedweder Wanderer (gilt für Weibl und Manndl und Kind und Hund) ist mit dem Tirolerkogel bestens bedient: Zu Fuß hinauf und womöglich mit der Rodel hinunter, oder als Schitourengeher hinauf und denselben, meist gut ausgefahrenen Weg als Abfahrt hinunter oder über eine der Varianten (über die noch zu berichten sein wird). Schneeschuhgeher kommen nur abseits der normalen Trasse auf ihre Rechnung, denn auf dem Normalweg braucht man die “Schneeteller” nur bei extremem neuen Tiefschnee! Und da heißt es achtgeben – wo die Forststraße nach dem Anstieg vom Gscheid ins Specktal einbiegt, warnt eine Tafel vor der Lawinengefahr, kann im Extremfall auch sein! Noch viel gefährlicher aber ist es, im freien Höhengelände bei schlechter Sicht und Schneetreiben oder gar -sturm von der gebahnten Route abzuweichen – besonders auf den unübersichtlichen Kuppen der Kalten Kuchel, wo schon Verirrte erfroren sind.
Meine Bilder zeigen teilweise, wie es auch bei Schönwetter auf dem Kogel “wahn” (Schnee wehen) kann. Und dazu noch zwei Gschichtln aus meiner Annerberger Zeit (die dortige Volksschule war von 1961 an drei Schuljahre mein erster Dienstposten, in der 2. Klasse / es gab deren nur 2 / mit 36 Kindern in 5 Schulstufen, wie das funktioniert, kann sich heute kaum mehr jemand vorstellen). Die Vroni war damals ein “Mentscherl” in der Mittelstufe, ihre große Schwester Rita bald schon reif zum Entlassen aus der Volksschule, die damals noch die meisten Annaberger Kinder besucht haben. Der “Mittelaltwirt” vom Gasthaus zur Post hat in dieser Zeit (wie ich auch als Nichtannaberger) gelernt, den einst noch steileren Pfarrerboden im Schuss hinunter zu fahren – am Anfang des Winters im Schneepflug mit Hosenbodenbremse und so um Semester bereits von oben mit den Stöcken unterm Arm. Übrigens auch Prokop Gunnars “Liese” hat dort neben ihrer Leichtathletikmeisterschaft auf den Eisplatten des Pfarrerbodens wohl manche Träne vergossen, weil es dem Gunner nicht zu schnell gehen konnte, sie auch im Schifahren “hinzukriegen”.
Ich war selbstverständlich auch bei der Bergrettung (heute zahle ich nur mehr den Förderbeitrag mit aller Versicherung, obwohl mich kaum jemals die Flugrettung holen wird müssen, aber nicht verschreien….). Im Winter 1961/62 hat es Ende November etwas völlig zugeschneit. In diesen strengen folgenden Monaten waren die warmen Pullover sogar in Wien ziemlich ausverkauft. Ich hatte mir im Hofmayr-Geschäft einen samt Haube bestellt, bekommen habe ich nur mehr die Haube, so rar ist das Gestrickte gewesen… Also in einer stürmischen Nacht, als ich vom abendlichen Gasthausbesuch beim Petermann oder Meyer in mein Schulzimmer einrückte (ich wohnte klar im Schulhaus), gab es Alarm: Ein Schifahrerpaar war am Tirolerkogel verschollen! Mit Stirnlampen hinauf zum damals noch alten Annaberger Haus, eine Höllentour! Irgendwie haben wir uns übers “Sterngassl” hinunter gekämpft zum Oesterleinbrunn, ohne die Vermissten zu finden. Im Türnitzgraben unten haben wir, selbst froh das alles überstanden zu haben die Straße erreicht. Ich glaub, das Gemüseauto vom Hainfelder Hochstöger, das damals Mariazell immer belieferte, hat mich dann zum Annaberg hinauf mitgenommen, Ankunft in der Schule kurz vor 6 Uhr morgens. Um halb acht hat es schon rumort – die ersten Schüler! Und ich hatte nicht einmal die Stillarbeiten für den Abteilungsunterricht an die Tafel geschrieben. An dem Tag wird die Vroni beim Heimgehen in den Zeiserlgraben hinunter wohl zu ihrer Schwester Rita gemeint haben: “Heut war er aber wieder grantig, der Lehrer, der…”
So, jetzt ist aus meinem Tourenbericht eine meiner “Annaberger Dorfgeschichten” geworden. Nachzulesen ist die Tour allerdings an der Zeitschrift der Arbeiterkammer NÖ (wem´s noch nicht aufgefallen ist, meine Freizeittipp erscheint dort sechsmal pro Jahr) und ausführlicher unter:
Von Annaberg auf den Tirolerkogel mit Variante über den Törlstein
13 Reaktionen zu “Mostviertel/Ötscherland: Der “Kogel” als “Allwetterberg” samt “Annaberger Dorfgschichtl””
Deine Gschichtl’n sind supper und Dorli, meine Frau, sie war auch Volksschullehrerin, jetzt aber schon zu Hause, findet sie, deine Arbeitsrückblicke, wunderbar. Ich selber habe die Schüler nur bei den Wandertagen kennengelernt, also schaumgebremst.
Schnee gibt es übrigens in Zwettl noch immer nicht und von Jahr zu Jahr wird er er weniger und wird bald überhaupt ausbleiben.
LG D&J
Schade um die schönen Fotos ! Sind das wirklich nur die Scanner-Einstellungen, die diese Farbstiche bewirken ?! So traumhafte Fotos und dann sowas !
Auf den Tirolerkogel wollt ich am Montag, aber da so ein Schneesturm war, hab ich geschaut, daß ich gut runterkomm vom Berg. Abgesehen davon war ich schon mehrfach am Tirolerkogel – und immer bei Schlechtwetter. Bei Schönwetter noch nie. Vielleicht klappts Anf. Jänner.
Achja, und Annaberger Gschichtln hab ich auch – aus der Jetztzeit. Kommen noch als Gastbeitrag.
was sind stillarbeiten ?? es gab zeiten da gingen die kinder noch zu fuß in die schule – heute nahezu undenkbar?
super toll jedenfalls – lese/höre gerne solche erfahrungsgeschichten
Na was sagst du, Papa ! Jonny hat mir die aufgehübschten Beitragsfotos zugemailt und jetzt bin ich vollauf zufrieden
Du müßtest gegebenenfalls nur noch die Reihenfolge wieder richtigstellen.
LG Andreas
@ jonny
Danke für deine Bemühungen! Der Scanner funktioniert an sich recht gut, aber diesmal hab ich dabei gepfuscht, und statt noch einmal zu scannen, fand die nicht gelungene Bearbeitung statt…
@ robert
Schulbus gab es damals noch keinen, natürlich schon gar keine Schülerfreifahrt oder Gratisschulbücher. Die wurden erst unter Kreisky eingeführt, dem man heute nur Schulden machen nachsagen will. Aber damals ist wenigstens was für die einfachen Leute geschehen.
Die Kinder der Annaberger “Oberen” waren natürlich nicht in der Oberstufe der Volksschule, sondern bei den Englischen Fräulein in St. Pölten oder bei den Strebersdorfer Schulbrüdern im Internat.
Die Schulden, die heute notwendig sein könnten, um die von Finanzgangstern angerichtete Misere auszubügeln, darüber werden wir noch staunen. Da regt sich keiner auf…
Dazu passt auch, was ich jüngst einem Kommentar im Kurier entnommen habe: Die Wahlzuckerl, hieß es dort so verächtlich von den vor der Wahl beschlossenen Maßnahmen! Für mein Empfinden war höchste Zeit für diese Zuckerl, etwa der Verbesserung des Kindergeldes usw. Aber wenn es den kleinen Leuten zugute kommen soll, wird verächtlich von Zuckerln gesprochen.
Wenn die Banken usw. Milliarden verschlucken, damit sie wieder ein wenig freigiebiger mit Krediten sein sollen (wollen ohnehin trotzdem noch nicht so recht), heißt das nicht Zuckerl, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit….
@ robert
Stillarbeit im Abteilungsunterricht schaut pro Unterrichtsstunde schematisch so aus:
I. Abteilung (4. Schulstufe, die müssen am Ende des Schuljahres hauptschulreif gemacht worden sein): erste 20 Min. direkter Unterricht, dann Rest der Stunde Stillarbeit (Arbeitsblätter, Tafeltext, Rechenbuch….)
II. Abteilung (5. + 6. Schulstufe): Stillarbeit, 20 Min. dir. Unterr., Stillarbeit
III. Abteilung (7. + 8. Schulstufe, nur um 5 Jahre jünger als ich, teilweise so richtige Ötscherbären noch dazu): Stillarbeit, erst die letzten 20 Min. direkter Unterricht.
Meine seitenlangen Unterrichtsvorbereitung hab jetzt noch als Reminiszenz irgendwo am Dachboden….
aha still im rahmen von ruhig – dachte schon baby stillen *lol*
Das heißt wir sollten die Stillarbeit von Astrid zu Bernie verlagern – wird eh schon höchste Zeit.
Astrid meint, ich wäre für das Abstillen zuständig, aber dagegen wehre ich mich. – Was denn sonst noch alles
?????? wie sollst du das machen ? einen “keuschheitsgürtel” um die brust schnallen ? unsere kinder sind da recht einfach stillen sich alle selber ab (nach ca. einem jahr) und die ersten 3 wollten dann mit ca. 16 monaten auch das flascherl nimma
Na ihr Papas, immer nur ans Brüstel denken!
Stillarbeit im pädagogischen Sinn (einen solchen hätte das Abstillen bei so ganz lieben Muttis natürlich auch) heißt eigentlich
“Alleinarbeit” – d.h. wiederum, die Schulkinder arbeiten für sich allein oder zu zweit oder in der Gruppe (wobei es für die direkt unterrichteten Kinder schon leicht wieder zu laut wird) an den von der Lehrkraft vorbereiteten Materialien.
Aber so etwas gibt es wohl kaum mehr wo – oder durch den Schülerrückgang schon wieder, wenn mehrere Schulstufen in einer Klasse zusammengezogen werden müssen.
@conny
Gibt es das bei euch in der Umgebung? Bei euch ist ja die HS in Albrechtsberg und die VS in Els. Übrigens über einen ehemaligen Besitzer von Schloss Albrechtsberg habe ich in Pöggstall etwas erfahren, fällt mir aber momentan nicht mehr ein… wird schon wieder …. habe heute nachmittag dem Kaffee entsagt…. LG
Hallo Papa !
Du solltest ein Pädagogisches Lexikon für Nicht-Pädagogen auflegen. Das liest sich bestimmt ähnlich spaßig wie Jägerlatein !
Also ich versuche jetzt mal zu übersetzen:
“Die Beendigung ihrer Stillarbeit wird meines Erachtens Astrids Alleinarbeit.”