Zwischen Krakau und Murau
14. April 2011 von Bernhard Baumgartner
Diese “Sonnenseite” der Wölzer Tauern schien das geeignete Ausflugsziel für den ersten Urlaubstag im Resort Kreischberg abzugeben. Ganz exakt nach Wetterbericht hielten die hohen Gipfel die vom Ennstal herdrängenden Wolken noch bis gegen Mittag auf. Aber die anfängliche Sonnennische wurde bald, begleitet von heftigem kühlen Wind und dichten Wolken, verschlossen. Das zeigt sich an den Bildern und auch am Wechsel von Natur zu Kultur… allerdings mit interessanten Überraschungen (Kunstführer, Dehio und Reclam, sonst immer zumindest im Auto, diesmal zuhause vergessen).
Parallel zum oberen Murtal im Bezirk Murau zieht an der Nordseite, am Fuß der Niederen Tauern, eine landschaftlich ganz reizvolle Hochtalmulde entlang. Bekannt ist vor allem “die Krakau” - ein einheimischer Mechaniker bei der Firma Fellner in Katsch (ganz umsichtig und hilfreich und aus dem Lachtal) nennt uns den einheimischen Ausdruck als “Kroka”. Schon vom Namen her interessant und erst von den bis in die Römerzeit zurückreichenden Siedlungen mit ihren hervorragenden Kirchen.
Zufahrt von Murau (bei einem Doppelkreisverkehr abzweigend) in das sich zum Seetal und Richtung Tamsweg fortsetzenden Tal des Rantenbaches. Erhöht am Hang taucht das erste Kunstdenkmal auf.
Pfarrkirche hl. Bartholomäus in Ranten
Gotischer Bau um 1500 mit Karner, älteste Hauptpfarre der Gegend, gegen das Murtal zu ragt der noch ziemlich verschneite Gstoder auf (im Sommer ein leichter Wandergipfel mit Almzufahrt). Schon die südliche Außenwand fesselt mit ihrem riesigen Christophorus. Darunter befinden sich in den Nischen zwischen den Strebepfeilern ein Freskenzyklus, der um 1570 unter dem protestantischen Pfarrer Martin Zeiler entstanden ist. In der Gegenreformation wurden diese “evangelischen Bilder” durch eine Holzwand mit aufgemaltem Höllengericht verdeckt! Die an der rechten inneren Chorwand erhaltenen Fresken zeigen die Legende die Jakobslegende, gegenüber Passionsszenen vom Maler des St. Lambrechter Fastentuches um 1470. Von der Kanzel aus streckt die Hand eines Geistlichen das Kruzifix über die gläubige Gemeinde…
Überraschend, wie frühlingshaft es hier auf über 900 m Seehöhe schon ist, denn an einer Kellermauer gezogene Marillenbäumchen stehen schon in voller Blüte! Von Seebach auf einer steilen Kurvenstraße hinauf nach Krakaudorf gelangt, atmen die noch kahlbraunen und nur mit einem spärlichen grünen Schimmer überzogenen Wiesen noch eher den Spätwinter. Aber der Schnee schaut nur mehr von den Zweitausendern herab, so vom eindruckvollen Ostabsturz des als Schitourenziel bekannten Prebers.
Auf den Kalvarienberg in Krakaudorf
Die Oswaldkirche beherrscht dieses malerische Bergdorf. Hier wandern wir hinauf zur barocken Kalvarienbergkapelle auf der dahinter aufragenden Waldhöhe. Wunderschöne Aussichten, allerdings schon etwas “verwolkt”, schöne Wegerl und zahllose Bankerl. Die vor nicht allzu langer Zeit restaurierten Kreuzwegstationen wirken ganz kurios mit ihrer naiv-ornamentalen Bemalung und den darin aufgestellten Figuren. Was geht mir ab in diesen Lärchenhainen? Die erwarteten Krokuswiesen, die auch dort recht selten sind, zumindest auf unserem kurzen Spazierweg.
Von Krakaudorf geht es ostwärts weiter in das zunächst enge, dann aber überraschend sich ausweitende Katschtal, an Schöder mit seiner hochragenden Kirche und der Abzweigung zum seit Oktober gesperrten Sölkpass vorbei. In Baierdorf ragt ein mittelalterlicher Wehrturm, in Feistritz am Kammersberg gibt es wie mehrfach Stationen der Steirischen Holzstraße. Dann taucht eine mächtige gotische Wehrkirche auf -
St. Peter am Kammersberg
Die Pfarre dieses bischöflich-freisingischen Marktes gehört zu den ältesten der Steiermark. Eine dreischiffige romanische Kapelle wurde um 1400 wesentlich erweitert und zu einer spätgotischen Halle ausgebaut, ferner mit Wehrmauern umgeben, eindrucksvoll der hochragende Turm und der Karner. Im nördlichen Seitenschiff erinnert der Altarbaldachin mit seiner Marmorsäule an die Romanik. Neben gotischen Figuren und Glasgemälden ist das breit ausladende Fresko mit dem Dreikönigszug um 1420, das die ganze nördliche Chorwand bedeckt, der kunsthistorische Höhepunkt. Auf einer Informationstafel ist u. a. zu lesen:
Weltpolitik in der Abzweigung des oberen Murtals im Tal der Katsch: Das zeithistorische Panorama spätmittelalterlicher Stände und ihrer Trachten breitet sich aus. Um 1500 als Wehrkirche gegen die einfallenden Türken ausgebaut, pilgert im Bild der eine Halbmondfahne tragende Muslim eifrig mit. Auch Abgesandte der Macht mit der Freisinger Mohrenfahne wird in den Sog der Bewegung hineingezogen. Alle ziehen sie zum Stall von Bethlehem. Dort kniet der erste angekommene König, seine Krone abgenommen, die er als Geschenk dem wahren König überreichen will. Das Kind, dem die Verehrung gilt, hat aber drei Hände, sein Rumpf ist viel zu lang – sein Bewegungsdrang ist groß, als ob es seine Antwort darauf wäre, dass diese weltpolitische Zugbewegung bei ihm nun endet.
Über die Kammersberger Höhe geht es hinüber in das nächste, die aus den Seitengräben der Tauern mündenden Bäche aufnehmende ‘Tal nach Oberwölz. Hier entwickelt sich schon die anrückende Kaltfront, und daher verzichten wir auf den mittelalterlichen Stadtkern dieser historischen Ansiedlung (außerdem gibt es ja noch für den Rest des Tages die angenehme Erholung mit Sauna und Schwimmbad zuhöchst auf dem Relax-Resort). Die Rückfahrt ist ganz romantisch – mit schönen Tauernblicken die Bergstraße bei der Pankratiuskirche hinauf nach Hinterburg und durch einen schluchtartigen Graben hinaus nach Katsch an der Mur.
Murau – unser “frisches” Urlaubsziel
Schon im letzten Oktober erlebten wir diese im Kern sehr schöne historische Bezirksstadt beim ersten Kälteeinbruch. Auch diesmal war es sehr frisch dort, es reichte aber trotzdem für einen Aufstieg über die Pfarrkirche zum Schloss und über einen schmalen Stiegensteig hinab zum Hauptplatz. Die Wolfgangkirche am südlichen Talhang mit den alten Befestigungsanlagen hatten wir ja bereits im Herbst kennengelernt.
1 Reaktion zu “Zwischen Krakau und Murau”
sehr schöner und informativer bericht über meine standardurlaubsregion – auch heuer wieder anfang juli .
auch ich mußte mal eher leidvoll anerkennen dass im murauerraum die vegetation klimabedingt etwas hinterher hinkt ( hatte in den osterferien nur kurzes radgewand mit – das war dann doch etwas zu optimistisch damals )