Die “Ewigen Tränen” bei Eschenau “abseits” der Traisen
26. Februar 2011 von Bernhard Baumgartner
”Ewige Tränen” – die naturkundliche Besonderheit am Eschenauer Rundwanderweg
Auf den als Viehweiden genützten Kammrücken der Flyschberge besteht oft – wie überhaupt in der Sandsteinzone – ein Problem mit der Wasserversorgung. Daher legte man dort kleine Teiche (eigentlich der Tiefe und Fläche nach nur “Lacken”) an. “Buchen ziehen das Wasser an”, wie die Bauern sagen. Daher wurden auf den mit Laubbäumen bestandenen Kammmulden für das Vieh Tränkgruben ausgegraben, die sich aus dem spärlichen Grundwasser oder durch Regengüsse immer wieder auffüllen mögen. Ein alter Bauer aus St. Aegyd, Herr Putz aus Amt Mitterbach, erzählte mir vor Jahren, wie solche “Tränklacken” errichtet wurden, wobei das Problem darin besteht, dass bei den vom Regenwasser aufgefüllten Gruben das angesammelte Wasser nicht versickern soll. Dazu wurde in geeignete Vertiefungen einige Ladungen Lehm zugeführt, der Fleck dann abgehaagt (provisorisch umzäunt) und darin ein paar Rinder längere Zeit eingesperrt. Durch die Hufe der herumtrampelten Viecher wurde der Boden verdichtet und wasserfest gemacht. Solche Lacken gibt es vielfach auf den Voralpenbergen (Hinteralm, Kalte Kuchl am Tirolerkogel, Traisenberg, Ebenwald – am markierten Weg vom Kaltenreiter Richtung St. Veit bzw. Hahnwiese).
In meinen Aufzeichnungen und Führern finde ich drei “Ewige Tränen”, wie diese Tränklacken in Eschenau genannt werden – die Bergerlacke nördlich vom Hirschkogel und die Bärnthaler Lacke südlich davon (nur diese am markierten Pielachtal-Rundwanderweg), weiters südlichz von der Geiseben die Karllacke. Nach meinem Freund “Bobby” Wolfgang Wald (Leiter des Jägerchors im Bezirk Lilienfeld, mit seiner Helga der kompromisslose Jakobsweg-Wanderer von Wien bis Santiago de Compostela) soll letztere die schönste der “Ewigen Tränen” sein. Ich muss demnächst nachfragen, ob das alle sind, denn heute auf der Meiselhöhe ist mir eine Stelle sehr verdächtig gewesen, ob dort nicht eine Lacke zugeschüttet worden ist…
Zu den “Ewigen Tränen” auf den Berghöhen rings um Eschenau (PLZ 3153, nicht an, sondern “abseits der Traisen”) gehört die besonders mysthisch wirkende Bärnthaler Lacke. Wir haben sie im letzten Sommer aufgesucht und dabei auch noch allerhand Sehenswertes gefunden!
Eine Sage erzählt, die “Ewigen Tränen” würden von der Trauer des Schöpfers über seine durch die Untaten der Menschen zerstörte Welt herrühren: “Über die kleinen Lacken auf den Kammhöhen um Eschenau, die nie versiegen, auch wenn ringsum alles in Trockenheit schmachtet, erzählt die Sage: Der Geist der Schöpfung musste sehen wie Hass, Raub und Mord den Frieden der Menschen und Tiere zerstörten, dass sogar die Erde vergletscherte und unter Eis erstarrte. Da überflog er noch einmal sein einstiges Reich, ein paar Tränen lösten sich aus seinen Augen und fielen auf die Erde. Wo diese den Boden trafen, bildeten sich kleine Weiher – die „ewigen Tränen“. Kein Zu- und Abfluss ist zu finden, nur der Wind und unruhiges Wassergetier lässt leichte Wellen über die Oberfläche laufen”.
Eine nette „Sagengeschichte“, aber keine echte Sage, wohl von einem Eschenauer Schulmeister vor langer Zeit erdacht und aufgeschrieben (genau: aufgezeichnet von Josef Kern, unveröffentlichtes Manuskript einer Chronik von Eschenau)!
Quelle: Heimatkunde des Bezirkes Lilienfeld / Verlag Zdarsky-Heimatmuseum Lilienfeld) und Bernhard Baumgartner, Lilienfeld und die Voralpen / Jugend & Volk, Wien 1981. Routenbeschreibung in: Baumgartner / Tippelt, Ötscherland und Pielachtal, NÖ Pressehaus 1977.
1 Reaktion zu “Die “Ewigen Tränen” bei Eschenau “abseits” der Traisen”
Die Bärntaler Lacke kenn ich, dort bin ich schon 2x vorbeigekommen! Schöne Gegend ist das dort. War übrigens anläßlich der Erkundung und später dann durchgehend Begehung einer Runde von Eschenau über den Lorenzipechkogel – Morigrabenhöhe – Geiseben- Kaiserkogel – Eschenau. Das war am 1.5. 2007 – meine letzte Tatzelwurm-Wanderung. War nur mehr ein Baby-Wurm, mit 7 Teilnehmern.