Nächtlicher Krawall: Krähen gegen Uhu
28. Juni 2010 von Bernhard Baumgartner
Es herrscht zwar jetzt die Fußball-Weltmeisterschaft, und der Lautstärke nach könnte es ein wildes Match gegeben haben… Zum Donauinsel-Fest sind wir sicher zu weit entfernt…
Der Krach heute nacht um 5 Uhr früh war jedenfalls so gewaltig, dass wir samt allen Nachbarn wach wurden und nach draußen schauten, was da los sei! Krächzende Krähen von allen Richtungen, unaufhörlich, höchste Aufregung!
Was war die Ursache? Auf dem Dachfirst unseres Nachbarhauses saß ein junger Uhu. Immer wieder stießen die Krähen auf ihn herab, eine setzte sich sogar auf den Baumwipfel daneben, um einmal eine genaue Besichtigung vorzunehmen. Dann gleich die nächsten Angriffe…
Der junge Uhu war aber so klug, sich nicht von seinem festen Platz in die Luft zu begeben. Denn hier konnten ihm die “Schwarzröcke” kaum Schaden zufügen, immerhin hielten sie sich auch außerhalb der Reichweite seines trotz der Jugend sicher schon scharfen Schnabels. Endlich verzogen sich die Krähen für eine kurze Weile. Diese Kampfpause nützte der Uhu, um sich sachte hinweg gleitend zu entfernen und auf irgendeinem mächtigen Baum in Sicherheit zu bringen.
Die Bilder sind zwar technisch mies, aber sollen doch eine Dokumentation dieses ungewöhnlichen Vorfalls vermitteln. Aufgenommen mit Coolpix P 80 (Verwacklungsschutz, voll ausgefahrenes Tele auf 18 fach optisch und zusätzlich digitale Vergrößerung).
3 Reaktionen zu “Nächtlicher Krawall: Krähen gegen Uhu”
Hallo Bernhard,
da ist dir wirklich eine schöne und seltene Beobachtung geglückt (da kann man schon ein paar Stunden Schlaf opfern).
Uhu-Nachweise aus unserem Bezirk sind sehr rar, bisher konnte ich im Gemeindegebiet von St. Veit/Gölsen noch keinen finden. Da sollte ich meine Bemühungen doch noch mal intensivieren.
Ich glaube übrigens nicht, dass es sich um einen Jungvogel handelt – woraus schließt du das? Die Schwingenspitzen sind deutlich abgenutzt, was auch auf einen Altvogel hindeutet, Flaumfederreste kann ich nicht ausnehmen.
Bin zwar kein Uhu-Spezialist und weiß somit nicht, ob um diese Jahreszeit schon komplett ausgefärbte und voll entwickelte Jungvögel unterwegs sein können.
Der Uhu ist übrigens ein Grifftöter, der seine Beutetiere überwiegend mit Hilfe seiner dolchartigen Krallen tötet. Der Schnabel ist da nicht so gefährlich.
Krähen sind natürlich eine häufige Beute des Uhu, dieses Schimpf- und Angriffsverhalten gegenüber Beutegreifern nennt man “Hassen”, das zeigen viele Vogelarten. Eulenarten gegenüber wird dieses Verhalten besonders intensiv gezeigt.
@ thomas
Danke für Deine Rückmeldung!
Wir hatten dabei eigentlich ein Zufallserlebnis, weil uns die Krähen mit ihrem “Hitchcock-Geschrei” aufgeweckt haben, und sobald der Uhu verschwunden war, ist wieder Ruhe eingekehrt.
Junger Uhu = eigentlich nur eine unbegründete Mutmaßung (habe nicht einmal im Vogelbuch nachgeschlagen). Unsere Nachbarn waren noch näher dran, und sie haben auch vor allem die mächtigen Krallen erwähnt, die uns aus der Ferne nicht so aufgefallen sind.
Übrigens haben wir jetzt regen “Frühstücksverkehr” – statt der Graureiher wie früher segelt jetzt fast immer ein Schwarzstorch bei unserem Fenster vorbei (wir liegen oberhalb des Bahnhofs ja ein bisschen höher als der Talboden).
Beste Grüße! Bernhard.
faszinierende Geschichte , mit großem interesse gelesen, auch im ötschergebiet die krähen manchmal den ganzen tag zu hören, auffallend ihr striktes paar-verhalten
HB