Pannonische Nachlese – im “Orient” NÖs
29. August 2020 von Bernhard Baumgartner
Schon allein wegen dem Nachholbedarf an Digitalbildern ist heuer die pannonische Region bei unseren Ausflügen im Vordergrund gestanden, also haben wir uns mehrfach ostwärts bewegt, wenn auch “Orient” ziemlich übertrieben erscheinen mag… Wenig bekannt und immer wieder interessant, auch im Vergleich zu den Aufzeichnungen vor mehr als 20 Jahren, sind die Sanddünen im Naturschutzgebiet Sandberge Oberweiden. Im Vergleich zum letzten Besuch im Frühsommer jetzt eigentlich eine “Nachlese” gegen Ende August. Die Blüte des Sandgipskrauts ist sicher längst vorbei, aber vielleicht kommen wir endlich den “Steppenrollern” intensiver auf die Spur!
Zu den beiden ersten Landschaftsstimmungen kommen gleich die aktuellen Raritäten – Sandnelke am einzigen Standort Österreichs, vereint mit Sand-Strohblumen, alles bereits am Abblühen, und in einem Feld-Mannstreu haben sich bereits die abgerissenen Stängel des Rispen-Gipskrauts (als “Steppenroller” abgerissen und vom Wind verweht) verfangen, sie türmen sich an jedem Hindernis haufenweise!
Die lange Zufahrt von fast 150 km ist wieder einmal mit einem Besuch in MaLa (Maria Lanzendorf) verbunden, sonst wäre die Fahrt als Tagestour wirklich nicht zu verantworten… Wir halten uns aber nirgends (Hainburg, Schlosshof / Niederweiden, Marchegg) auf und fahren direkt über Donaubrücke Deutsch-Altenburg, Groissenbrunn, Lassee, Schönfeld zum Ausgangspunkt (Richtung Oberweiden). Diesmal benützen wir nicht den heuer schon einmal gewählten Zugang, sausen natürlich an der Naturschutztafel des “Normalweges” zum Sandberg vorbei, aber gleich danach vermittelt eine Sandstraße ebenfalls zum Ziel, noch dazu landen wir bei einem Infoplatz etwa in der Mitte des Hügelzuges, aber an dessen etwas mehr bewaldeter Nordseite. Übrigens ist der Waldstreifen bis hin zur Straße teilweise gerodet und anscheinend aufgeforstet und noch dazu eingezäunt!
Wir begehen den Hügelrücken in Südostrichtung, vom Einschnitt beim Infoplatz gleich auf den eigentlichen Sandberg mit Bankerl, und kommen wir zum Auslauf in die Ebene, wo besonders viele Sandstrohblumen zu sehen sind. Das bizarre Gebilde im Bild ist der Samenstand einer Schwalbenwurz, und bizarr wirken auch die trockenen Fruchtstände von allerlei Flockenblumen, Doldenblütlern und natürlich dem auffallenden und dekorativen Mannstreu. Während die flachen Wiesen an der südwestlichen Seite gemäht sind, steht das abgedörrte “Tauschert” auf dem Sandberghügel in voller Höhe, belebt mit allerlei Insekten, aber welches Tier die Erdlöcher gegraben hat, können wir nur raten… gibt es hier Ziesel? Offenen Sandflächen gibt es fast gar nicht, außer an den Stellen, die Maulwurfshaufen ähneln, sogar die Wegspuren sind dicht verwachsen. Die Rosen (unbestimmter Art) tragen wie der Liguster (allerdings schon reifere) Früchte, insgesamt also ein nicht gerade buntes Bild, aber trotzdem in seiner spätsommerlichen Steppenstimmung recht eindrucksvoll und interessant, womit sich die Tour ja gelohnt hat.
Für die Weiterfahr wählen wir die Strecke über Oberweiden und Baumgarten, kommen aber erst wegen mehrer Baustellen in einer Irrfahrt über Feld- und Radwege (hinter einem freundlichen Einheimischen nachfahrend) zur Hauptstraße Richtung Donaubrücke. Mittag ist leider schon vorbei, und daher verzichten wir auf die Auwaldexkursion (in Marchegg oder Stopfenreuth) und nehmen den nahen Braunsberg wegen der vermutlich schönen Fernsicht ins Visier. Hainburg zu durchfahren ist allein schon ein Erlebnis – das Wienertor wie ein Sprung ins Mittelalter – und weiter geht es bzw. fährt es sich mühelos bis hinauf auf den Braunsberg. Die pannonischen Wälder im Spätsommerstatus haben uns nicht gelockt, aber die bevorstehende Gipfeljause schon dringender! Die Aussicht ist zwar nicht optimal (der ferne Schneeberg nur zu ahnen), aber die nähere Umgebung mit der Königswarte bei Wolfstal (östlichster Punkt, vor Jahren noch während des Kalten Krieges an der schwer abgeschirmten Spionagestation vorbeigekommen, eine der Touren mit Andreas), der Arpadfelsen mit der Marchmündung, der Auwaldstreifen vor dem Marchfeld mit Schlosshof und erst recht die Donauschlingen im Nationalpark sind wirklich sehens- und fotografierenswert.
Die Bilder sind (wie immer im Blog) gemischt von Anni und mir, sie hat aber noch zwei Schnappschüsse extra – Illustration zur Coronapandämie dieses Sommers und ein Insekt auf dem Mannstreu. Anschließend noch ein voller Nachmittag mit Rückfahrt über MaLa, insgesamt fast 300 km, zum Glück nicht mit dem alten Auto, zwar nicht elektrisch (wäre vielleicht die Grenze der Reichweite), aber doch mit der modernsten herkömmlichen Technologie…