wallfahrtskirche VELIKO RUJNO – nach sonnenuntergang…
26. September 2015 von Bernhard Baumgartner
von unserem im 2. stock gelegenen appartement haben wir auf der terrasse beim abendessen fast täglich das gleiche naturschauspiel – sonnenuntergang über dem meer gegen die insel pag zu und letztes abendleuchten über dem velebit… doch die dann unglaublich rasch hereinbrechende finsternis hat uns einmal fast in ärgste bedrängnis geführt…
so gemütlich war es beim frühstück, und bis mittags machten wir einen tollen ausflug ins schluchtige tal der Zrmanja.
an diesem tag hatten wir aber noch nicht genug, und weil es wettermäßig gar so schön ausschaute, beschlossen wir, eine abendliche tour zu versuchen: VELIKO RUJNO – eine auf ca. 900 m höhe gelegene wallfahrtskirche, 1930 an der stelle einer älteren kapelle erbaut und zu Maria-Himmelfahrt am 15. august das ziel zahlreicher pilger und ausflügler. die zufahrt erfolgt von starigrad (nahe dem nationalpark-zentrum abzweigend) auf einer schmalen asphaltstraße bis zum parkplatz nach der alm vaganac auf ca. 700 m, also kein problem, wenn man den höhenunterschied betrachtet, allerdings beginnen wir dort unsere wanderung erst nach 17 uhr!!!
… und das am 13. september (2014, wegen der damals baldigen abreise nach malta konnte ich den bericht darüber nicht mehr zeitgerecht bringen). schon beim aussteigen merken wir die abendliche kühle. aber was sind schon 200 höhenmeter bis hinauf zur almmulde, absteigen können wir ohnehin über die schotterstraße… (übrigens, auffahrt nur dann empfehlenswert, wenn man ein geländegängiges auto hat oder ein solch altes, wo es schon egal ist…).
die weitläufige karstmulde – veliki vaganac – müssen wir bergab durchqueren (von außerhalb des linken oberen bildrandes an), wobei zuerst eine forststraße abgekürzt wird. aus dieser senke mit zwei alm- oder jagdgebäuden weist eine immer steiler werdende rinne gegen nordwesten hinauf. den steig muss man trotz markierung immer wieder suchen, um ja in diesem zerklüfteten und abseits der wegspuren nur schwierigst zu begehenden gelände die richtige spur nicht zu verlieren. zuletzt über immer freiere lichtungen kommt noch der ausblick bis zum meer hinzu. endlich stehen wir bei einer kleinen kapelle, und oberhalb ragt ein markantes kreuz auf einem felsen. zugleich ist hier die straßenquerung. aber man möchte es nicht glauben, für dieses mühsame wegstück haben wir schon zwei stunden gebraucht!
es ist schon 19 uhr vorbei, und das mitte september! was wir im aufstieg schon geahnt haben, zeichnet sich nun immer klarer ab – so schnell wie möglich zurück zum parkplatz! aber nicht auf dem bereits zurückgelegten steig, sondern der schotterstraße nach, denn wenn wir wirklich ins finstere kommen, sind wir so am sichersten unterwegs…
so schnell es nur geht traben wir die straße entlang, und ebenso schnell wird es immer dämmriger, sodass man schon aufpassen muss, auf dem steinigen fahrweg (das ist die straße eigentlich) nicht zu stolpern. zugleich aber erleben wir ein einmaliges, noch nie so gesehenes naturschauspiel, wie sich der abend zur nacht hin neigt – glutrote wolken und glasklar schimmernder himmel, unten das meer wie ein silbriger spiegel und auf gleicher höhe mit uns die felszacken der (oder des) BOJINAC
es wird immer finsterer, trotzdem machen wir noch bilder, und dazu gilt es bei jedem schritt aufzupassen – der fahrweg nimmt kein ende! mit mäßigem gefälle schlingt er sich die berghänge entlang. endlos dauert es bis zur ersten kehre – es würden noch sechs andere folgen und das dämmerlicht macht immer mehr der finsternis platz!
als von oben scheinwerferlichter auftauchen, fühlen wir uns noch nicht gerettet – was ist, wenn das auto nicht hält oder schon voll ist! aber wir haben glück, denn die zwei von der alm velika rujna kommenden männer bleiben wirklich stehen, machen platz auf den sitzen und nehmen uns freundlich mit. während es die nächsten kurven holpernd hinuntergeht, herrscht schon völlige finsternis! zu fuß hätten wir uns sicher “derstessen”, wie man halt so sagt… aber in dieser bergeinsamkeit? später erfahren wir, dass unsere “hausleute” schon nahe dran waren, polizei oder bergrettung zu verständigen (wir hatten zur sicherheit gesagt, wohin wir unterwegs waren)!
mit einer netten gemischtsprachigen unterhaltung vergeht die abfahrt sogar abwechslungsreich, obwohl wir ringsherum nichts mehr erkennen können als felsen, gestrüpp und schottrige kehren, die den wagen fast zum schleudern bringen. dann sind wir am parkplatz bei unserem auto angelangt. was wir schuldig sind? keinesfalls wird geld angenommen, und endlich können wir die beiden Helfer in der form überreden, dass wir sie zu einem essen im tal einladen. wie wir unseren rettern dankbar sind, können sich die beiden nicht vorstellen, denn dieses abenteuer – durch eigenen “kurzschluss” herbeigeführt, hätte für uns auch schlecht ausgehen können. so aber können wir uns über dieses erlebnis, besonders im nachhinein (nachdem wir auch am vormittag schon ein gewagtes unternehmen lieferten) in der erinnerung umso mehr freuen!
dieses letzte bild aufgenommen nach 20 Uhr!