Zur Krokusblüte bei Gresten…
21. März 2014 von Bernhard Baumgartner
… Exkursionsfahrt ins Mostviertel am 10. März 2014.
Eine Nachricht von Reinhard Böhm-Raffay zeigte mir am Vortag die herrlichsten Krokusblüten aus Gresten. Dazu entwickelte sich auch das Wetter am vorigen Wochenbeginn ganz ausgezeichnet, also machte ich mich an die Fahrt ins westliche Mostviertel. Am besten über die Westautobahn, wobei ich für die Durchquerung von Wieselburg im Stau die unnötigste Zeit aufwendete (besser wäre es von Amstetten-Ost über Steinakirchen gegangen). Aber sobald das Kleine Erlauftal ungehindert vor mir lag, ging es zügig über die überraschend weitläufige Ebene auf den Alpenrand bei Randegg zu.
Diese hübschen Blüten waren das Lockmittel für eine so weite Fahrt, denn seit unserer letzten Krokustour bei Gresten sind schon einige Jahre vergangen, und damals wurde ! noch nicht digital fotografiert! Das ist also der Neapel-Krokus oder mundiger Neapolitanischer Krokus oder Crocus purpureus (über die Art sollte ich eigentlich noch näher ausführen, aber jetzt zuerst ins Gelände…). Entlang der Kleinen Erlauf zwischen Randegg und Gresten erwartete ich mir eigentlich nicht viel Erfolg, denn vor Jahren wurde dort schon die Uferwiesen bis ans Wasser heran gegüllt. Wie die Karte zeigt, wollte ich gleich “hoch hinaus”, und das geht dort am schnellsten über die Schliefau. Von den nach Amstetten und St. Leonhard am Wald weiterführenden Straßen erfolgt eine scharfe Abzweigung in den Saurüsselgraben. Bei einer Kurve zeigt der Wegweiser zur Panoramastraße links, warum ich rechts abzweigte? Eigentlich ahnungslos, denn der Asphaltweg ging bald in eine Forststraße über, und schließlich landete ich wirklich “hoch oben” im dichten Wald.
Vom nahen Waldrand schimmerte es immer hell herein, und mit wenigen Schritten stand ich vor diesem Baummonster (scheint in dieser Gegend typisch für die Waldränder auf den hohen Kammlinien zu sein, weil ein ähnliches Motiv in Dia schon einmal fotografiert). Nordseitig hoher und teilweise dichter Wald, an der Südseite Wiesen mit traumhaftem Ausblick, wenn auch ein wenig diesig trotz der Föhnlage.
Ausblick über das Urlbachtal, markant der Prochenberg bei Ybbsitz, ganz rechts konnte ich die Wallfahrtskirche von St. Aegidi am Walcherberg erkennen (altes Quellheiligtum) und den Wiesberg bei St. Leonhard am Wald (Pilgerort der Wiener Fiaker!). Gleich unterhalb war der Hof Ober Rauchegg zu sehen, und von dort aus muss wohl der höchst kuriose Rastplatz am “Hohlwurzlweg” angelegt worden sein. Neben anderen Attraktionen eine “Baumbar”, gebaut wie ein Kühlschrank, aber gegen die Kälte von außen, damit das Angebot an Getränken nicht einfrieren konnte bzw. im Sommer frisch blieb. Seither habe ich ein Zwerglflascherl Kriecherlbrand (1 € in die Kassa) in meinem Rucksack…
Die Schöpfer dieser Kuriosität müssen geschickt im Motorsägen sein, denn unterhalb des Eichkatzls saß auch noch ein Bär. Ich hatte mich bei aller Überraschung über diesen Platz eigentlich bärig verfahren – also zurück bis in den Saurüsselgraben und dort bei der richtigen Abzweigung zügig in vielen Kurven auf die freie Kammhöhe Franzenreithberg. Traumhafte Aussicht und eine völlig ungewohnte Landschaft, weite Grasberge, ein Gehöft nach dem anderen, noch markanter als im Wiesenwienerwald und als am Alpenrand im Pielachtal. Der Ötscher und die anderen Hochgipfel der Ybbstaler Alpen sind hier schon recht nahe, und bei klarer Sicht müssen das unglaubliche Bilder sein.
Bei passender Gelegenheit wanderte ich über Wiesen mit recht spärlichem Krokusbesatz hinüber zum Grestener Hochkogel mit einem hübschen Gipfelplatzerl. Mein Ziel war jedoch die Grestener oder Ybbsitzer Höhe, je nachdem woher man kommt, also der Straßensattel zwischen beiden Orten. Bei der Bergabfahrt (immer auf Asphalt und vielfach üppig gegüllte Wiesen entlang) tauchte beim Hof Hochgrässing mein (nicht vermuteter) Traumplatz auf. Vom Hofhund freundlich beschnuppert, befand ich mich bald in Bauchlage…
Auch beim nächsten Hof (Gseng) war eine ähnlich üppiges Vorkommen zu sehen, und Werner berichtete mir nachher, dass an der Seite gegen die “Suttengresten” (wo auch Reinhard unterwegs war) herrliche Krokuswiesen zu finden waren. Ich bog aber schon in die Hauptstraße Richtung Gresten ein, um nach kurzer Strecke bei der einzigen Abzweigung rechts abzubiegen. Dort kannte ich den von vielen vorbeikommenden Autofahrern bestaunten Wiesenplatz, fuhr aber gleich auf der Seitenstraße durch den ein Waldstück weiter (mit dem alten Raueisenweg oder Proviantweg der Eisenstraße, genau kann ich mich nicht erinnern, daher am besten alle Markierungstafeln gleich mitfotografieren…).
Die folgende Wiesen konnte dann ich an Werner “weitergeben” – einen idyllischen Flecken weiter abseits vom Straßenverkehr. Ein kleines Bächlein rieselte durch den Wiesengrund hinab in eine Waldmulde, daher gab es neben Krokussen in hübschester Anordnung auch noch andere Blüten, vor allem stattliche Frühlingsknotenblumen.
Mit unserem unerschrockenen Auto schaffte ich dann auch noch die Weiterfahrt ins Tal, wo ich am Schloss Stiebar vorbei in den Markt hineinfuhr. Bemerkenswertes Glück und eine kleine Enttäuschung: Vorzügliche Mittagseinkehr beim “Lindenwirt” Auer, danach Erkundung beim ORF-NÖ-Gärtner Käfer. So freundlich er meine fast obskur erscheinenden Fragen ebenso wie der Förster im Schloss beantwortete – die “Blaue Blume von Gresten” ist hierorts unbekannt, als Anemone blanda nur mehr bei Janchen in der Spezialliteratur zu finden…
Im Schlosspark war alles blau, aber von Leberblümchen… Trotzdem danke an beide Herren, dass sie mir Hereingeschneiten so nett entgegen kamen! Weil die Fahrt schon in einem ging, fuhr ich gleich noch über den Schwarzenberg südlich von Gresten – mit der Naturfreundehütte und einem Felsspitz sicher einmal ein Ausflugsziel, wenn ich es mit anderen Exkursionspunkten in dieser Gegend verbinden kann. Mir reichte dann die Heimfahrt quer über Erlauf- und Pielachtal nach Türnitz und zu einem kurzen Besuch in Lilienfeld – jetzt beschnupperte mich Chacky ebenso intensiv wie vormittags der Hofhund beim Hochgrässing… trotzdem, durchaus nicht auf den Hund gekommen, wenn auch über 200 km quer durchs Mostviertel gesaust. Aber es hat sich ausgezahlt, denn so zeitgerecht die Krokusblüte zu erwischen, das muss einem auch gelingen. Allerdings kann man die Mostviertler Krokusse noch längere Zeit verfolgen, denn bis sie auf sie in Neuhaus, Taschlbach und auf der Feldwiesalm und zwischen Eisernem Herrgott und Gemeindealpe blühen, wird es noch dauern!
1 Reaktion zu “Zur Krokusblüte bei Gresten…”
Wahnsinn – wunderschön!!
Was glaubst Du, wann werden sie in der zuletzt genannten Gegend blühen? Vielleicht schaff ich es da ja mal, mir das anzuschauen!