Nationalpark Balaton: “Georgsberg” – Szent György-hegy
7. November 2013 von Bernhard Baumgartner
Als markantester Gipfel im Nahbereich von Tapolca (Tapolza) ragt im Süden der Georgsberg auf. Wie alle anderen in der Bergumrahmung des Tapolca-Beckens ist er ein erloschener Vulkan aus der Tertiärzeit (ähnlich dem steirischen “Vulkanland”). Die tieferen Hänge bedeckt Verwitterungsschutt, hauptsächlich aus den leichter abtragbaren Vulkantuffen, teilweise von Lössschichten überdeckt – dort befinden sich die Wein- und Obstgärten mit ihren Kelterhäusern. Oberhalb brechen aus dem sehr steilen Vulkankegel die Basaltgesteine hervor, die beim Erstarren aus der Lavamasse achteckige Formen annahmen. An manchen Stellen formen diese bizarre Türme, die wie Orgelpfeifen typisch aneinander gereiht als “Basaltorgeln” bezeichnet werden. Auf dem Gipfel befinden sich Verflachungen und Muldenformen als Reste der Vulkankrater. Diese sind wie die Hänge von dichtem Wald bedeckt, der in ehemaligen Steinbrüchen erst vor Jahrzehnten aufgeforstet wurde. Laubbäume überwiegen (Robinien, Hain- und Hopfenbuchen, Mannaeschen, Eichenarten), selten sind Föhrenbestände, häufig buschförmiger Wuchs mit pannonischen Arten.
Vom Tal aus wird der 415 m hohe Georgsberg von Kisapati (im Osten) und Raposka (im Nordwesten) bestiegen. Dabei kommt man an den Fuß des nordöstlichen Steilanstieges beim bereits 1934 erbauten und nach dem Begründer des ungarischen Naturschutzes, Karoly Kaan, benannten ”Touristenhaus”. Um nicht so lange zu gehen und die unteren, aber auch interessanten Regionen zu vermeiden, bietet sich die kurz nach dem südlichen Ortsende von Hegymagas östlich abzweigende Bergstraße an. Diese endet bei der markanten Lengyel-Kapelle, die zwar dem hl. Georg geweiht sein dürfte (an einer der zahlreichen Barockstatuen an der Fassade erkennbar), aber nach der Stifterfamilie benannt wurde. Daneben steht das um 1780 erbaute Kelterhaus, dessen Renovierung leider auch schon wieder unter Verwitterungsspuren leidet. Jedenfalls hat man hier bei heißerem Wetter einen schattigen Parkplatz.
Ende April 2012 machten wir eine Überschreitung von dort aus (sicher im Blog berichtet), wobei wir die Osthänge durch teilweise unwegsamen Wald bis zum Touristenhaus querten. Dann folgte der Steilaufstieg zwischen Basalttürmen durch den schmalen Spalt des “Steintors” (Kökapu). Anschließend folgten wir aber (leider) nicht der blauen Markierung zum Aussichtsgipfel, sondern nahmen die rote Markierung durch den Hochflächenwald zum Abstiegsweg.
Das wollten wir diesmal vermeiden und unbedingt zum Panoramapunkt an der südlichen Gipfelkante kommen! Also zuerst zum wunderhübschen Querweg durch die oberen Weingärten der westlichen Bergseite, vorbei an einem berühmten Brunnen. Auf dieser flachen Strecke ist die Aussicht ganz vorzüglich, hinter den steileren Hügeln von Szigliget mit dem Ruinenzacken glänzt der Plattensee. Einzelne Häuser entlang der bunten Raine sind hübsch renoviert, nur manche Rieden werden nicht bewirtschaftet und verbuschen allmählich. Dann wendet sich die mehrfärbige Markierung entschieden rechts hinan zum steilen Gipfelaufbau.
Am Abstiegsweg bei der letzten Tour war uns schon eine bergwärts abzweigende Forststraße aufgefallen. Auf dieser zweigen wir nach blauer Markierung ab und wandern mit geringer Neigung durch die Wälder der Südseite, bis es von einem ganz hoch gelegenen Weingartenhaus steiler hinan geht. Auf der bald erreichten Hochfläche folgen noch zwei Kelterhäuser, leider schon in Verfall und unbewirtschaftet. Ein Schranken weist eher auf aktuelle Jagdnutzung, aber früher war das Höhengelände nicht verwachsen und diente wie eine Alm als Viehweide. An der Wegkreuzung mit dem blauen, vom “Steintor” heraufkommenden Weg steht ein igluartiges Holzgebäude als Unterstand. Hier geht es links weiter und endlich hinaus ins freie Gelände eines Vorgipfels mit Rastplatz, dem die flache Hauptkuppe mit dem Panoramaplatz folgt.
Das Panorama über den bunten Waldrändern zeigt sich trotz leichtem Dunst ganz eindrucksvoll, allerdings liegt einem der Plattensee von hier aus nicht so zu Füßen wie vom Badacsony, der sich im Süden erhebt. Der Sonnenglanz lässt sich ebenso wie die Lichtkontraste beim späteren Abstiegsweg nur schwer im Bild festhalten. Ausnahmsweise begegnen wir auf dem Gipfel einigen Wanderern – es ist Samstag und unser Nationalfeiertag am 26. Oktober. Dann geht es über den Gipfelpunkt hinweg wieder durch dichten Wald leicht bergab den Westrücken nordwärts entlang zur Kreuzung mit der roten Markierung bei einer Naturschutz-Infotafel (Vogelwelt). Der anschließende Abstieg erfolgt auf schmalem Steig über die steilen Westhänge. Nach einem der eher seltenen Schwarzföhren-Bestände schließen Buschformationen an, und unterhalb erstrecken sich schon malerisch bunt die Weingärten zwischen Raposka und Hegymagas.
Nach Einmündung in den am Fuß des Steilaufbaues entlang ziehenden Querweg geht es bald wieder wie auf der anfangs zurückgelegten Strecke dem Ende der Tour zu. Inzwischen ist es angenehm mild geworden, gar nicht zu glauben, dass wir bereits Ende Oktober haben, aber auch zuhause gab es Temperaturrekorde! Schon beim Hinweg war uns eine Frucht am Wegrand aufgefallen – nun suchen wir, woher sie kommt – von den niedrigen Bäumen mit ihrem an Maulbeerbäume erinnernden glänzenden Laub. Noch nie gesehen! Wir nehmen sie zum Bestimmen mit, etwas mit Vorsicht in ein Plastiksackerl verpackt – wegen dem Milchsaft, aber Orangen mit Milchsaft?
Die Bestimmung aus der Mittelmeerflora ergab – Osagedorn oder Milchorangenbaum, auch in der österreichischen Exkursionsflora beschrieben, mehr zu finden darüber im Internet und in meinem facebook “Bernhard Baumgartner”…
Der restliche Rückweg erfolgt auf derselben malerischen Route wie am Anfang der Tour, und nach Mittag, gerade rechtzeitig für die “Brotzeit” und die Nachmittags-Vergnügungen wie relaxen und thermalbaden geht es zurück nach Tapolca. Nur wenige Kilometer wie für die anderen Wanderrouten in diesem Herbsturlaub, auch höchst angenehm…