KAMPTAL BEI ROSENBURG
1. März 2021 von Bernhard Baumgartner
24. Februar, ein Wochentag für ein beliebtes Ausflugsziel ist in dieser Coronazeit am besten. Das gilt auch für das Kamptal flussaufwärts von Rosenburg, wo wir bevorzugt die Rund über Steinegg unternommen haben. Das Gasthaus dort sicher gesperrt, daher nur zwei Exkursionspunkt nahe dem historischen Kraftwerk aufgesucht.
Zum Hängenden Stein
Ein möglichst packendes Foto von einem Amphibolitmassiv gesucht – da erinnere ich mich an den Felsturm an der Bründlleiten, zugleich können wir auch nachschauen, was sich im (wieder einmal) von Energiewirtschaft und Naturschutz umstrittenen Kamptal ereignet hat. Bisher noch nichts, aber wie Transparente in den Kamptalorten zeigen, steht eine Entscheidung noch aus. Was ist geplant? Der Aufstau des Kamps flussaufwärts vom Umlaufberg zwischen Rosenburg und Stift Altenburg soll etliche Meter erhöht werden, und dadurch würde die freie Fließstrecke des Kamps wahrscheinlich kilometerweit in einen weiteren Stausee verwandelt werden. Ob die gegenüber dem historischen Kraftwerk (von 1907, da gäbe es sicher auch schon andere Möglichkeiten zur Modernisierung) gesteigerte Energieausbeute rechtfertigt, ein weiteres und ziemlich letztes Stück des ursprünglich erhaltenen Kamptals zu zerstören?
Wir fahren durch das Untere Kamptal (noch ganz winterlich kahl) bis Rosenburg, durch die Ortschaft und vor der Kampbrücke (Richtung Schloss) geradeaus bis zum (geöffneten) Schranken vor dem alten Kraftwerk. Nun zu Fuß weiter, neben dem Krafthaus (im Bild mit dem geringen Abfluss des abgearbeiteten Wassers) über den Steg und hinauf zum Sattel des Umlaufberges. Nächster Halt auf einem kleinen Felsvorsprung, wo man die Wehranlage des alten Kraftwerks am besten ins Bild bekommt. Die Wasserschwelle wirkt echt fast schon “natürlich” im Vergleich zu den Staumauern der Kamptalkraftwerke. Bedenkt man den Stromverbrauch von 1907 zu den heutigen Anforderungen, müsste dort eine Hundertmetermauer stehen! Die Pläne der EVN nehmen sich aus dieser Sicht ganz harmlos an, der Eingriff in die Natur wäre aber zu verantworten, noch dazu wo das Waldviertel zu den niederschlagsarmen Regionen des Landes zählt und man sich heute wohl überlegen würde, bei solchen Voraussetzungen überhaupt ein Kraftwerk zu errichten… Ich war zwar bei keiner Demonstration der Naturschützer gegen dieses Projekt dabei, will auch meinen Widerstand dagegen zumindest hier dokumentieren!
Das Kamptal mit voller Wasserführung oberhalb von Rosenburg Richtung Steinegg kann man eigentlich nur aus der Vogelschau kennen – von der Bründlleiten etwa oder vom Öden Schloss. Denn bis kurz vor der Straßenquerung bei Steinegg gibt es beiderseits des Flusses nur steile, unwegsame Berghänge und keine (mir bekannten) Wege entlang des Ufers. Zwischen dem Krafthaus Rosenburg und der Schwelle für die Wasserüberleitung verläuft aber, dem Umlaufberg gegenüber, ein Wanderweg ganz in der Nähe des wegen der Kraftwerksableitung wasserarmen Flusses. Mir kommt vor, dort herrscht – eigentlich aus zweiter Hand durch den alten Kraftwerksbau – eine wahre Urnatur! An den Flussufern wechseln Prall- und Gleithänge, typischer von Felsen durchsetzter Laubmischwald, gegenüber oft verwilderte Talwiesen und Schwemmflächen. Besonders bei dem von Altenburg her einmündenden Försterbach weitet sich der Talgrund und gibt dem Kamp Raum für einen mehrfach verästelten Lauf. Diese Talstrecke ist das zweite Ziel unseres Wandertages.
Neben dem historischen Bau der ehemaligen Rauschermühle beginnt der markierte Weg flussaufwärts, immer wieder an den Mauerresten des einstigen stiftlichen Wildgeheges entlang. Die Steinmauern sind allein schon ein eindrucksvolle geologische Sammlung, mir fiel jedoch besonders ein kantiger Amphibolitblock auf, in dessen Einlagerungen sogar kleine Granaten zu erkennen waren. Wie ein Wunder der unnachgiebigen Natur wirken die Stockausschläge mancher bereits umgestürzter und vermodernden Weiden. Überhaupt ist der Baumbestand, ebenso wie einzelne Felsvorsprünge, wirklich bemerkenswert. Beim einmündenden Försterbach (markierter Zugang vom Stift Altenburg) hat sich jedoch für mich momentan Unverständliches ereignet – dort bestand bisher ein Auwald, der vom letzten Hochwasser (2002?) schon arg verwüstet war. Nun hat man ihn gerodet, aber nur so, dass mit in einer Höhe von drei bis vier Meter die riesigen Stämme einfach gekappt hat. Überall liegen die Baumreste wirrwarr herum und dienen vielleicht als Totholz für ein bei der Rauschermühle auf einer Infotafel beschriebenes “Naturprojekt”.
Der logische und lohnende Weiterweg wäre nun die Fortsetzung am Talhang hinauf ansteigend zur Hochfläche und die Abzweigung zur Ruine Ödes Schloss. Für uns reicht es aber auch so, und daher gehen wir denselben Weg zurück zum Ausgangspunkt und behalten uns diese Route für eine grünendere und blühendere Jahreszeit vor. Interessant war dieser Tag allenthalben, und durch das Kamptal gemütlich zurück zu fahren hat auch seinen Reiz, auch wenn es in Gars keine Einkehr bei der Kurkonditorei Ehrenberger oder bei einem Heurigen gibt. Der Coronapandämie ist es gedankt und vielleicht den Verursachern oder Nichtverhinderern dieser katastrophalen Seuche, die (im Gegensatz zu den Staatsorganen) wirklich Schuld an den derzeitigen und sicher noch lang anhaltenden Einschränkungen sind.