In die Wachau – zur Kuhschellenblüte?
23. Februar 2020 von Bernhard Baumgartner
Frühlingsschnuppern in der Wachau
Im Garten blüht es schon längst in allen Farben, und aus der Wachau waren im Facebook schon vor gut zwei Wochen die ersten Kuhschellen-Bilder zu sehen. Also höchste Zeit, auch selbst dort nachzuschauen.
Samstag, 22. Februar:
Nach frischem Wetter ist schon der nächste warme Tag angekündigt, wie schon viel zu oft in diesem Pseudowinter. Also gerade passend für eine Schnuppertour in die Wachau! Welches Ziel – Dürnstein mit Ruinenweg und Kuhberg (wäre sicher besser gewesen), Spitz mit Tausendeimerberg und Ruine Hinterhaus (wäre sicher am besten gewesen)? Aber für Weißenkirchen entschieden, leider die Route mit den wenigsten Kuhschellen…
Der Marktort zwischen Dürnstein und Spitz ist, wie die meisten Wachauorte, überaus malerisch, allein schon durch den historischen Hausbestand. Die Landschaft wirkte an diesem Tag aber eher wenig faszinierend, ebenfalls so typisch für diesen milden Winter wie bei uns in den Voralpentälern mit eher fahlem Farbton. Aber hier setzt halt doch die Donau einen markanten Akzent ins Bild, wenn auch die Natur noch sehr bescheiden entwickelt ist. Wir steigen zuerst vom Marktplatz über die kuriose gedeckte Kirchenstiege hinauf zur Wehrkirche, eine prächtige Anlage vor 1500, als auch in Kärnten die heute so berühmten Wehrkirchen entstanden. In Niederösterreich sind solche Anlagen nicht so häufig zu finden. Ganz lieb hinter der Kirche die Volksschule, eines der ältesten Schulgebäude im Land.
Der Kirchensteig und der Weitenbergweg leiden hinauf zum Aussichtplatz bei den Weingärten Hinterkirchen. Ein eigenartiges Eisenkunstwerk zeigt einen zuprostenden Bullen, und der Mandelbaum daneben zeigt schon ganz dicke Knospen. Der Weg führt in ein kleines Seitental und dann in mehreren Bögen, wo man auch zur Kügerlwand abzweigen kann (eine von uns mit Mühe schon gesuchter Weg) und den Hangweg an der Achleiten erreicht. Panoramaweg ist hier höchst zutreffend – stromaufwärts ebenso wie Richtung Dürnstein und bis zum Stift Göttweig recht der Ausblick. Am steil hinaufziehenden Himmelreich-Weingarten und den Kletterfelsen geht es nun mit Paradesicht auf Weißenkirchen gemütlich weiter. Weingärten breiten sich über die im oberen Bereich recht steile Bergflanke aus. Die schon bei der Beschilderung angekündigte Pflanzform der Reben wird dabei augenfällig, auf Hochkultur folgt der „Stockweingarten“ (leider fehlt eine Infotafel dazu, wäre eigentlich sinnvoll).
Im anschließenden Laubwald mit seinen Eichen und Hainbuchen, wo dem Standort gemäß gerade erst ein paar Leberblümchen aufblühen, zweigt der Weg zum Heurigen Pomaßl ab. Diese Tour über den vielfach mit Felsgruppen besetzten Weitenberg wäre ein Glanzstück zum Wandern in Weißenkirchen. Wieder leider – die spannendste Route zur Kügerlwand haben wir noch nicht markiert vorgefunden. Aber vielleicht gibt es diese Markierung schon, wir wollen ohnehin auf dem Panoramaweg zurück nach Weißenkirchen. Beim Jamek-Keller und beim Klaus-Marterl vorbei geht es dann zwischen riesenhohen Trockensteinmauern weiter hinab nach Weißenkirchen zur „Alten Straße“. Unglaublich, dass sich auf dieser noch in den 1950er Jahren der Verkehr durch die Wachau abgewickelt hat! Die Häuserzeile entlang wirkt wie ein Bilderbuch der Wachau, sogar die Hauszeichen präsentieren sich treffend. Allerdings herrscht noch wenig Betrieb, es ist ja erst Ende Februar, obwohl die ersten Radfahrer schon unterweg sind. In ein paar Wochen gibt es in den schmalen Ortsgassen bestimmt ein dichtes Gedränge.
Weil wir eigentlich wegen der Kuhschellenblüte in die Wachau gefahren sind und auf dieser Route in Weißenkirchen erfolglos waren, besuchen wir noch das Naturschutzgebiet Höhereck zwischen Dürnstein und Oberloiben. Die schönen Bilder täuschen darüber hinweg, dass wir eigentlich – entgegen unserer Erwartung – nur ein paar Blütenbüschel befunden haben, ebenso viele allerdings vom gerade aufgeblühten Berg-Steinkraut.
Vielleicht sind wir zu wenig hoch hinaufgekraxelt, aber mit den für den Panoramaweg Achleiten gerade passenden Laufschuhen wäre das zu mühsam gewesen. Denn auf den steilen, nur teilweise gemähten und daher dicht bewachsenen und mit Blöcken aus Gföhler Gneis durchsetzten Trockenrasen hätten wir besser die Bergschuhe dabei gehabt. Ein Ausweichziel hätte sich angeboten, der Kuhberg hinüber zum Wunderburggraben, aber dafür war es nun zu spät.
Aber trotzdem, wenn auch von der erwarteten Blütenpracht etwas enttäuscht – es war wieder ein herrlicher Wachauausflug, und den nächsten machen wir bestimmt bald mit dem Rad – wenn uns nicht der Märzenschnee dann daran hindert.
Bilder von Anni & Bernhard Baumgartner