Pannonische Frühlingswanderung am Sonntag, 17. März
18. März 2019 von Bernhard Baumgartner
Vier Tage vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn schaut von den fernen Hochalpen (im Bild Mitte hinten Hochwechsel, ganz rechts der Schneeberg) noch immer massenhaft Schnee herunter. Fast ein Witz in diesem außerordentlichen ergiebigen (wenn auch nicht zu kalten) Winters – nur drei Backcountry-Skitouren! Aber jetzt ist es zu spät, sobald im Garten die Frühlingsblumen anfangen (mehr als draußen in der freien Natur) drängt es uns eher in die schneefreien Gegenden. Nach einem Flop am Frauenstein in Mödling (23. Februar) mit einer Überhauptgarnix-Blütenausbeute war es jetzt nach den Internetberichten höchste Zeit, dass wir die Kuhschelllenblüte in versäumen. In der Wachau sollen ja sogar schon die Marillenknospen fast aufspringen! Aber dorthin soll es an diesem frühlingsmäßig angekündigten und partou so eingetroffenen vorletzten Märzsonntag nicht gehen. Vielmehr zu einem Ziel, das wir schon lange nicht im Programm hatten und von dem logischerweise auch die Digitalausbeute dürftig vorhanden war. Also nix wie hin an die Thermenlinie zwischen Pfaffstätten und Gumpoldskirchen zu dem von uns früher schon oft aufgesuchten Naturschutzgebiet.
Die Anfahrt geht am schnellsten über die B 18 und 11 über Heiligenkreuz bis Gaaden, dort rechts abzweigend über einen flachen Sattel in die kalkalpinen Wienerwaldwälder (mit Erdprimeln und Leberblümchen). Kurvig bergab kommen wir in Einöde heraus, dann unter der 1. Wiener Hochquellenleitung durch und im nahen Pfaffstätten scharf links auf die Weinstraße. Den Startpunkt müssen wir auch erst ein wenig suchen – zuerst vom Ort hinaus, über einen Hügel mit Weinbergen, danach mitten in der flachen Senke links auf einen asphaltierten Seitenweg (gleich danach steht die bunte Vorankündigungstafel von Gumpoldskirche. Ca. 55 km sind wir gefahren, jetzt ist es gerade erst 10 Uhr und noch sehr ruhig, denn nach drei Stunden Wanderzeit war diese Seitenstraße schon ganz schön verparkt. Wir queren den Wasserleitungsweg, halten uns danach an das Parkverbot, das gerade vor dem Weingarten- bzw. Bergrand endet. Hier geht der Güterweg Tettenaus hinauf Richtung Anninger und dem querenden Beethoven-Wanderweg. Gleich am Ende des Parkverbots und des Weingartens ist links Platz für einen PKW zum Parken (sicher sind wir immer dort gestanden). Zurück zum Wasserleitungsweg und rechts Richtung Pfaffstätten, gleich danach vorbei bei der gerade aufgebauten Weinschank vom Piriwe (war nur aufs Jausnen eingestellt, daher keinen Zirfandler und Rotgipfler zum Mitnehmen). Kurz vorher ein Wasserschloss, links und rechts die typischen weiß bemalten Grenzsteine mit dem Q, und schon wieder ist eine noch nicht aktivierte Ausschank erreicht, gleich danach die Einmündung in den asphaltierten Weg. Wir sehen schon den Heferlberg von rechts herunterschauen, entschließen uns aber etwas zu spät für das Abzweigen rechts in die Weingärten. So kommen wir zum Bergvorsprung mit den Signaltafeln der Gasleitung Südring. Über steile Spuren dort hinauf – und nun sind wir tatsächlich auf einem uns noch nicht bekannten pannonischen Standort gelandet – dem Fluxberg!
Außer den blühenden Dirndlsträuchern (Vollblüte, bei uns im Gölsental gerade beginnend) und den Erd-Seggen gibt es noch nichts zu bemerken – natürlich, wir stehen ja auf der Gasleitungs-Trasse. Nur diese Käfer krabbeln überall herum (wie er wohl heißen mag). Aber etwas seitwärts beginnt dann die pannonische Frühlingsflora, hier fast nur mit Adonis vernalis, die Großen Kuhschellen sind an diesem sonnigen Platz schon verblüht. Und eine Naturschutztafel nennt uns den bisher nicht bekannten Namen der Örtlichkeit – Fluxberg.
Annis Bilder sind (wie die beiden letzten) immer wieder eingestreut! Die Leitungsschneise zieht pfeilgerade den Berg hinauf, wir folgen ihr ein Stück, müssen aber dann rechts durch den Wald in einen steilen Graben hinab, um zum nördlich gegenüberliegenden, von hier nicht sichtbaren, Heferlberg zu kommen. Im Wald schaut die Blütenwelt natürlich gleich ganz anders aus - vor allem Leberblümchen mit vielen weißen Exemplaren und zu unserer Überraschung der gerade schön blühende Lorbeer-Seidelbast. Arzneiprimeln haben wir schon vorher noch spärlich aufblühend gesehen, die Erdprimeln sind im Gegensatz zu vielen Wiesenrändern anscheinend hier eher rar. Am Gegenhang schräg aufwärts finden wir dann den Heferlbergweg und spazieren bergab zu dessen Bergrand.
Hier kommt jetzt nochmals die Aussicht auf die verschneiten Hochalpen ins Bild (Hochwechsel und gerade noch der voll weiße Schneeberg). Sonst ist der Trockenrasenrücken mit seinen paar Dolomitblöcken erst um die Blütezeit der Felsenbirnen (jetzt erst kleine Knospen) attraktiv. Aber dafür gibt es Kuhschellen noch in schöner Blüte! Der von unten heraufkommende Steig ist gut ausgetreten, er muss wohl in der Nähe eines einzelnen Hauses am Bergrand abgezweigt sein. Diesmal haben wir ihn verfehlt, dafür aber den Fluxberg entdeckt! Weiterweg wieder ein Stück zurück, dann rechts abzweigend auf dem Pfad (keinerlei Hinweise und Markierungen) nördlich auf den Verflachungen weiter. Hier Vollblüte von Veilchen (duftlos) in den wie aufgeschütteten Steinen (wohl die Klaubsteine einstiger Weingärten), daneben viele Buschen der Frühlingsadonis (wie in der Fernsehkindersendung von den Teletubbies). Dann geht es wirklich durch die Weingärten oder besser außen herum zu einem Karrenweg bei einzelnen Obst- und Weingartenparzellen. Hier blühen die Forsythien – das phänologische Signal für die Adonisblüte und die späten Kuhschellen – merken!
Bilder wieder von Anni “ausgeborgt”… Wir gehen nicht auf dem Karrenweg geradeaus weiter, sondern rechts hinunter zu einer Naturschutz-Infotafel und sind damit schon auf dem richtigen Abstiegsweg. Die Weingärten müssen hier wohl schon in der “Reblauszeit” vor mehr als 150 Jahren aufgelassen worden sein, denn hier prangt es nur so von Adonis und Kuhschellen. Warum die Flaumeichen so zugestutzt sind, ergibt für uns keinen Sinn. Dafür nützen wir den schön angewärmten Rasen für eine kleine Pause und machen die Dutzendsten Bilder von den beiden einzigen Frühlingsboten (nur unten im Gehölz blühte schon der Lechensporn). Dann geht es auf dem bekannten Steig, bei dem bekannten Bankerl vorbei hinab ins Tal, wo später im Frühsommer die Helmknabenkräuter blühen werden. Neues gibt es für uns hier nicht, denn die genaue Beschreibung habe ich vor 2000 schon mit Karl (Prof. Karl Oswald) fürs “Naturerlebnis NÖ” erwandert – nach dem damaligen Residenz-Verlagsleiter, dem geschätzten Herwig Bitsche, ein Führer von Merzedes-Format (vor allem mit der botanischen Spezialbeschreibung samt Pflanzenregister). Die anderen Texte begeistern mich noch immer, nicht nur weil sie von mir allein sind…
Heimwärts geht es auf der bekannten Strecke über Einöd, überall ist schon viel los, kein Wunder an einem solch schönen Tag! Die Insekten sind auch schon fleißig in den Adonisblüten am Werken, das Frauenkäferl (ein echter Siebenpunkt) hat es Anni angetan, ich tippe eher auf Adonishonig – das wäre eine Seltenheit!