CASTELFEDER – ein Kultplatz Südtiroler Geschichte und Landschaft
19. November 2018 von Bernhard Baumgartner
In der historischen Literatur über den Alpenraum ist mir Castelfeder schon mehrfach untergekommen – eine rätselhafte Örtlichkeit, in die Zeit vor dem Mittelalter und sogar eine vorgeschichtliche Großsiedlung, dazu ein submediterraner Standort mit seltener Pflanzen- und Tierwelt… Bisher ist uns diese Exkursion noch entgangen, wirklich zu Unrecht, denn der Eindruck war trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit (im September 2018) überraschend und ebenso überwältigend!
Was an diesem Montag, 24. September, wirklich gut funktioniert hat war die Zufahrt: Von der MeBo in Bozen abzweigend auf die Staatsstraße Richtung Trient, an Leifers vorbei nach Auer, immer zügig, aber zuletzt wegen der vielen Abzweigungen etwas verwirrend. Nachdem ich mich von der Richtungstafel Fleimstal nicht mehr irritieren ließ, kamen wir unvermittelt zum Ausgangspunkt mit Parkplatz und erster Infotafel.
Ein steiles Wegerl führte uns rasch den Porphyrkegel empor, von einem Absatz der schönste Blick ins obere Etschtal bis zu den Sarntaler Alpen, dann waren wir schon auf dem Plateau angelangt. Plötzlich kam uns eine Ziegenherde entgegen, die clevere Geiß hat sogar gelernt, von den Blättern der Sträucher und Bäume zu naschen. Botanisch befinden wir uns hier in einem aufgelockerten submediterranen Buschwald, kennzeichnend die urigen Flaumeichen, im Herbst die dicht fruchtenden Weißdornbüsche, immer wieder die Fruchzapfen der Hopfenbuchen und selbstverständlich zahlreiche Mannaeschen. Der Holzbewuchs ist aber intensive Beweidung stark zurückgedrängt.
Zwischen den Felsstufen tritt immer wieder Mauerwerk hervor, das zu einer frühgeschichtlichen Großsiedlung und zu mittelalterlichen Wehrbauten gehörte. Information und Bausicherung sind hier gleichwertig verwirklicht! Dazu kommt der Ausblick auf den Mendelkamm oberhalb von Tramin und zu einem nahe gelegenen malerischen Kircherl (St. Daniel). Die Geschichte dieser Örtlichkeit gibt den Forschern noch immer Rätsel auf (wie in unserem DUMONT Südtirol ausgeführt). Nach dazu muss es im Frühling und Frühsommer nur so von wärmeliegenden Pflanzen und vielleicht sogar Orchideen wimmeln! Wir genießen vor allem die Landschaft und kommen bei einer Gipfelrunde sogar noch an einem Moor mit Teich und Quelle (auf dieser felsigen Höhe wirklich eine Rarität) vorbei.
Nach 1,5 Stunden haben wir das Gelände anscheinend ausreichend erkundet und steigen wieder zum Parkplatz ab. Hinzufügen sollte ich noch, dass nach einem alpennordseitigen Schlechtwetter übers Wochenende nun in Südtirol Nordföhn herrrscht, das heißt klare Sicht und frische Luft bei zeitweise lebhaftem Wind. Leider nützten wir den Rest des Tages dann gar nicht richtig aus. Wir hätten nur die in steilen Kehren den Berg hinaufführende Straße Richtung Fleimstal benützen müssen und wären dann über das angeblich so fantastische Höhengelände bei Deutsch- und Welschnofen und einem berühmten Wallfahrtsort wieder im Eisacktal heruntergekommen. So ließen wir uns vom nahen Tramin verlocken, das wir aber schon kannten (auch die gutsortierte Kellerei). Ebenso war der wiederholte anschließende Besuch in Kaltern nur ein schwacher Aufguss des Ersterlebnissen vor einigen Jahren… Aber dazu noch einige Bilder, aber keine intensiven Erlebnisse. Nach 15 Uhr waren wir schon wieder in Lana, vielleicht auch gut, denn Anni hatte sich inzwischen eine gesundheitliche Komplikation eingefangen und fühlte sich gar nicht gut, geschweige denn erlebnishungrig…